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Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Titel: Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Lang
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ab.
    „Darfst du das denn?“
    „Asha meinte, dass sei das Erste was ich tun soll, weil du sowieso gleich aufstehen würdest.“ Gute, alte Asha, denke ich. Sie kennt mich besser als jeder andere im Skygate. Auch besser als Jesse.
    „Ich habe Hunger. Mein Magen knurrt“, sage ich jetzt.
    Jesse nickt und legt mir einen weißen Bademantel auf das Bett.
    „Ich sage Gouch Bescheid. Erst einmal etwas leicht Verdauliches für den Anfang“, mit diesen Worten verlässt er die Krankenstation.
    Ich habe es gerade geschafft, mich aufzusetzen und mir den Bademantel umzulegen, als Asha ins Zimmer stiefelt.
    „Freija? Freija!“, rügt sie mich. „Du sollst doch warten, bis ich dich durchgecheckt habe!“
    Ich werde es wahrscheinlich nie ganz begreifen, wie ein so junges und zartes Mädchen wie Asha unser Doc werden konnte. Sie ist gerade mal 13, wird bald 14, kann aber mit Faden, Nadel und Spritze besser umgehen als alle, die ich bis hierher kannte.
    Sie ist jetzt erst ein starkes Jahr in unserem Team. Länger als manch anderer vor ihr, geht es mir durch den Kopf. Viele sterben zu früh. Viel zu früh. Kein Kind sollte so früh sterben müssen.
    Sie ist mein Liebling, weil sie so herzlich ist, weil sie mich immer wieder so professionell zusammenflickt, weil sie die schlimmsten Verletzungen anschaut, als wäre es nur ein interessanter Käfer, der über den Boden krabbelt, und vielleicht auch, weil wir uns so ähnlich sind.
    Sie trägt ihre blonden Haare gerne zu einem Zopf gebunden, so wie ich. Naja, ich habe es ihr auch gezeigt, wie es geht. Ich habe ihr den ersten Zopf selbst gebunden, weil sie sich immer ununterbrochen ihre Haare aus dem Gesicht gepustet hat, während sie fieberhaft meine Haut zunähte. Ihre helle Haut, die blauen strahlenden Augen, die kleine Stupsnase, wir könnten Zwillingsschwestern sein, wären da nicht die drei, fast vier Jahre Altersunterschied zwischen uns.
     
    „Das, was ich jetzt brauche, ist eine Dusche.“
    Die Tage, die ich im künstlichen Koma im Bett lag, haben ihre Geruchsspuren hinterlassen, und wenn ich etwas außer den Bestien nicht ausstehen kann, dann ist es dieser muffige Geruch nach kaltem, klebrigem Schweiß und ungewaschener Haut. Einfach nur ekelhaft.
    Ich ziehe mir das weiße Nachthemd aus und schleppe mich, mit noch etwas wackeligen Beinen, unter die Dusche. Es ist mir egal, dass die ersten Liter, die aus dem Duschkopf auf mich niederprasseln, eiskalt sind. Sie sind definitiv nicht kälter als die Bestien und es ist eine willkommene Erfrischung. Ich zucke nicht einmal zusammen und das eisige Wasser auf meiner Haut ist fast wie eine Gehirnwäsche.
    Es hilft mir, den Kampf mit der Bestie aus meinem Kopf zu spülen. Ich genieße es, eine Weile einfach so dazustehen und das Wasser wie Regen über meinen Körper prasseln zu lassen, bis ich das erste Mal seit Tagen nach einer der Seifen greife.
    Ich entscheide mich für eine violette, Ashas Lieblingsfarbe, und sie entfaltet einen intensiven Duft nach Lavendel, als ich meinen verletzten Körper mit ihr einschäume.
    „Du solltest sparsamer mit dem Wasser umgehen“, sagt Asha, die mit einem frischen Handtuch auf mich wartet. Sie hat recht, aber das habe ich jetzt gebraucht.
    Es sind die Gefühle der Geborgenheit, die ich jedes Mal unter der Dusche empfinde. Die geschlossene Kabine, das warme Wasser. Ich komme mir hier so geschützt vor, so unerreichbar für die Bestien und für diese paar Minuten kann ich alles loslassen.
    Meine Verantwortung und die quälenden Erinnerungen. Aber Asha kann das nicht wissen. Ich drehe den Hahn zu, öffne die vom Wasserdampf angelaufene Duschtür und verlasse meinen privaten Zufluchtsort. Mein Refugium.
    Ich nehme nicht sofort das Handtuch, sondern bleibe einen Moment vor dem riesigen Spiegel, direkt neben der Dusche, stehen. Die Verletzung ist deutlich sichtbar. Dort wird eine neue Zeichnung, ein weiteres bizarres Tattoo entstehen, das mich immer an diese Bestie erinnern soll.
    „Du siehst sehr schön aus“, sagt Asha.
    Was sagt sie da?
    Ich bin überrascht. Das hat sie noch nie gesagt. Ich betrachte mein Spiegelbild genauer, anders als sonst. Meine blonden Haare hängen mir klatschnass bis über meine Schultern. Ich bin kräftig, das weiß ich, aber man sieht es mir nicht an. Meine Arme und Beine sind schlank, nur an meinem Bauch zeichnen sich die Muskeln ab, aber das liegt bestimmt daran, dass ich drei Tage nichts Festes gegessen habe. Bei dieser Feststellung knurrt sofort wieder mein Magen.

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