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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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fuhr Ewa die Wahrsagerin an. »Sie haben uns die Scheiße eingebrockt mit Ihren Kackkarten. Geben Sie mal her.« Ewa riss Esmeralda das Tarot aus den Fingern und blätterte darin. »So – guck!« Rums, donnerte sie eine einzelne Karte vor Jule auf den Tisch. »Die ist Trumpf!«
    »Aber …«
    »Nix aber, Jule. Ich liebe dich, verdammt noch mal. Geht das jetzt endlich rein in deinen Schweitzer-Schädel?« Ewa schrie so laut, dass die Lampenschirme im Wagon vibrierten.
    Jule schluckte gegen die aufsteigenden Tränen an und fixierte die Karte. Oben strahlte die Sonne, darunter lag ein Paradies, in dem sich zwei Nackte tummelten. Die Liebenden … Adam und Eva. Ewa und – Alexander, Arthur, irgendwer mit A, ein anderer eben oder eine andere, eine Anja, Geschlecht egal, eines Tages? Irgendetwas rutschte in ihr gewaltig durcheinander. Was auch immer, nur ließ es sich nicht stoppen. Tränen kullerten über ihre Wangen. Ging nicht anders. Chaos im Kopf, und doch, eine Sache sah sie mit einem Mal ganz klar. Die Liebe in Ewas loderndem Blick. Ehrlich bis aufs Herz. Ein trockenes Husten, und sie blickten auf. Esmeralda. War das der Rauswurf?
    »Dürften wir noch … einen Moment …« Ewa zückte einen zweiten Zwanziger. »Unter vier Augen?«
    Die Wahrsagerin faltete sich den Schein ins Dekolleté. »Ich wollte ohnehin eine rauchen.« Unter ihrem Stuhl zog sie eine ausgebeulte Lederjacke hervor. Pfeifend verließ sie den Wagen und schloss die Tür. Von außen.
    Jule zupfte Fusseln vom Rand des Tischtuchs. Die alte Scheiße musste weg, endlich weg aus ihrem Hirn. Nur wie? Da waren diese Bilder, immerzu, diese Ohnmacht und die nagende Enttäuschung, dass sie damals …
    »Sag mal, siehst du überhaupt noch was? Deine Brille, die ist total … Gib mal her.« Ewa nahm ihr das Gestell ab, hauchte und polierte, und setzte ihr das Teil wieder auf. »So besser?«
    Jule nickte, mied Ewas Blick und schniefte dezent.
    »Rede mit mir. Du heulst. Was hab ich denn falsch gemacht?«
    »Nichts«, flüsterte Jule und versuchte ein Lächeln.
    »Aber warum … Erklär’s mir. Was ist los?«
    »Ich … kann das nicht.«
    »Was?«, bohrte Ewa nach. »Das mit uns?«
    Jule schüttelte den Kopf. »Das … erklären.«
    »Okay. Dann halte ich dich jetzt einfach.«
    Und tatsächlich. Im nächsten Moment saß Ewa rittlings auf ihrem Schoß, schlang die Arme um sie und … hielt sie. Nicht mehr, nicht weniger. Ohne ein Wort. Ganz fest, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Und mit Abstand das Schönste, das sich Jule vorstellen konnte. Ewa … Ihr Duft nach Meer und einem sorgenfreien Tag am Strand beamte Jule weg. Weg von den Gespenstern der Vergangenheit, die ihren Spuk allmählich beendeten und sich verzogen. Bis zur nächsten Geisterstunde …
    Ewa strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Wollen wir gehen?«
    Zurück in unsere Zukunft? Jule nickte und wischte sich über die feuchten Wangen. Aufbruch.
    Ewa reichte ihr die Tarotkarte. »Als Erinnerung. Steck ein.«
    »Sekunde. Du-du willst die Liebenden klauen?« Schweitzer, borgen heißt es im Osten.
    »Ey, für vierzig Euro muss das wohl drin sein. Die Trulla hat nichts gemacht für unser Geld.«
    In der Tat. Auf den Stufen vor dem Wagen hockte Esmeralda, zog an einer Zigarette und hielt eine längliche Glasflasche, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit. Jule tippte auf Grappa oder Obstler. Mädel, deinen Job möchte ich haben.
    »Danke«, sagte Jule trotzdem. »Dass wir noch einen Moment alleine in Ihrem Wagen …«
    Die Wahrsagerin winkte ab. »Gerne, Schätzchen.« Sie schnippte ihre Kippe beiseite. »Eure Konstellation ist nicht einfach, dafür intensiv. Sie wird euch fordern. Jede auf ihre Art. Mal wird es knallen, mal wird es knistern. Dagegen könnt ihr nichts tun. Ihr habt enormes Temperament. Beide. Seht es als Chance, denn zu zweit ist man immer stärker als allein. Alles weitere kommt, wie es kommt. Und was euer erstes Mal betrifft: Es wird euch … überraschen. In jeder Hinsicht.« Esmeralda zwinkerte ihr zu. »Ich hoffe, das war ausreichend?« Sie zog einen Zwanziger aus ihrem Dekolleté und drückte ihn Jule in die Hand. »Tarot ist eine Sache für sich. Bloß den Namen auf der Karte zu lesen, genügt nicht. Der verwirrt oft. Es bedarf einer Deutung. Nur als kleiner Hinweis für die Zukunft. Ansonsten viel Vergnügen mit der Familie.« Erneut ein Zwinkern, dann ging die Wahrsagerin hustend die Treppen hoch in ihren Wagen.
    Ewa kratzte sich am Kopf. »Mit der

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