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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Slipstream-Kriegsschiffes vorbei. Durch die geöffneten Luken konnte er Gestalten erkennen, die sich im Innern des Schiffes bewegten. Dahinter lagen, teilweise verdeckt, ein zweiter und ein dritter Kreuzer. Über, unter und zwischen ihnen durchschnitten Kondensstreifen die Luft.
    Hayden trat einen Schritt auf den Mutsteg zu und hielt inne. Er betrachtete erst die Leichen, dann die Kriegsschiffe, dann machte er einen zweiten Schritt.
    Etwas schoss am Habitat vorbei, und ein Schrei gellte durch die Leere. Unter seinen Füßen krachten Schüsse, und jetzt zerfaserte keine drei Meter hinter der Reling ein flimmernder Kondensstreifen in der Luft.
    Er rannte zum Mutsteg und löste ein Gewehr aus den leblosen Fingern seines früheren Besitzers. Der Mann war ihm nicht unbekannt, er hatte gelegentlich die Kantine besucht.

    »Was fällt dir eigentlich ein?« Hayden fuhr herum und sah Miles auf sich zustürmen. Der Koch hatte empört die Lippen zusammengepresst. »Wenn du den Kopf rausstreckst, schießen sie ihn dir weg.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun!«
    Miles schüttelte den Kopf. »Dafür ist es zu spät. Glaub mir, ich weiß es aus Erfahrung. Wir können uns nur noch umbringen lassen oder warten, bis es vorbei ist.«
    »Aber meine Mutter ist an der Sonne!«
    Miles rammte die Hände in die Taschen und wandte sich ab. Natürlich war die Sonne das Ziel der Slipstreamer. Das Geheimprojekt war aufgeflogen. Wenn Aerie mit einer eigenen Sonne aufwarten könnte, wäre es nicht mehr auf Slipstreams Licht und Wärme angewiesen. Derzeit konnte Slipstream Aeries Landwirtschaft jederzeit aushungern. Es brauchte nur die Aerie zugewandte Seite seiner Sonne zu beschatten und alles, was Haydens Nation - zugegeben unter Slipstreams Fittichen - in den letzten Jahren erreicht hatte, wäre verloren. Doch sobald die Sonne seiner Eltern aufleuchtete, würde sich die Lage drastisch verändern. Aeries obere und untere, linke und rechte Nachbarn hätten plötzlich einen Grund, sich neu zu orientieren. Aerie könnte seine Sonne niemals alleine verteidigen, aber ihr Bau hier draußen, am Rand der Finsternis, eröffnete die Chance, leere und bislang ungenützte Weiten einer Besiedlung zuzuführen. Grundbesitz in solchen Ausmaßen wäre für die Nachbarn ein gewaltiger Anreiz, den Vermittler zu spielen. Zumindest war das der Plan gewesen.
    Wenn die Sonne allerdings zerstört würde, bevor sie überhaupt bewiesen hatte, dass sie funktionierte …
Hayden kümmerte es nicht, nicht in diesem Moment. Er konnte nur daran denken, dass seine Mutter da draußen war, vermutlich genau im Zentrum des Angriffs.
    »Ich bin der beste Flieger im Habitat«, erklärte er. »Die Typen hier gaben gute Ziele ab, weil sie sich nicht bewegten. Wir brauchen jetzt so viele Schützen wie möglich in der Luft.«
    Miles schüttelte den Kopf. »Hör zu, Kleiner«, sagte er. »Da draußen sind zu viele Slipstreamer, wir können nicht gewinnen. Du musst dir gut überlegen, welche Kämpfe du führen willst. Das hat nichts mit Feigheit zu tun. Wenn du dein Leben jetzt wegwirfst, kannst du später nicht mehr helfen, wenn die Gelegenheit günstiger wäre.«
    »Ja«, sagte Hayden und trat vom Mutsteg zurück.
    »Lass das Gewehr fallen!«, befahl Miles.
    Hayden machte kehrt und raste durch die Gasse zurück auf die Hauptstraße. Miles rannte hinterher und rief immer wieder seinen Namen.
    Hayden sprang die Stufen zum Maschinenraum hinunter, dachte jedoch erst, als er unten ankam, wieder daran, dass sein Bike immer noch in Einzelteilen über den Fußboden verteilt war. Er hatte vorgehabt, es durch die offene Luke zu rollen und die Zündung zu starten, sobald er in der Luft war. Dank der Rotation des Habitats würde er ohnehin mit mehr als hundertfünfzig Stundenkilometern ablegen; genügend Fahrtwind, um das Ding in Gang zu bringen, falls es betriebsbereit gewesen wäre.
    Als Miles eintraf, saß er rittlings auf dem Kranarm mit Bike Nummer Zwei. »Was fällt dir denn ein? Komm da runter!«

    Hayden warf ihm einen wütenden Blick zu und rüttelte noch einmal an den Stiften, mit denen die Maschine gehalten wurde. »Sie braucht mich!«
    »Sie braucht dich lebendig! Wie willst du denn überhaupt steuern …«
    Die Stifte glitten heraus, das Bike sackte nach unten. Hayden konnte sich gerade noch festhalten, und dabei rutschte ihm das Gewehr aus den Händen.
    Der Wind fiel wie ein Tier über ihn her und nahm ihm die Sicht und den Atem. Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, die

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