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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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So haben sie mich nun mal erzogen. Kann doch nicht alles Blödsinn sein.«
    Rydell warf ihm einen Blick zu und bekam Mitleid mit ihm. »Nee«, sagte er, »muß nicht unbedingt sein, schätze ich, nicht alles, aber es ist einfach ...«
    »Wozu haben sie dich denn erzogen, Berry?«
    Rydell mußte darüber nachdenken. »Zu 'nem
    Republikaner«, sagte er schließlich.
     
    Karen Mendelsohn war Rydell wie der Clou einer
    ganzen Reihe von Dingen erschienen, an die er sich problemlos gewöhnen zu können glaubte. Wie zum
    Beispiel, Business-Class zu fliegen oder eine SoCal-MexAmeriBank-Karte von Cops in Schwierigkeiten zu haben.
    Als er in dem Luxuszimmer in Knoxville das erste
    Mal mit ihr zusammengewesen war, ohne was
    dabeizuhaben, hatte er ihr seine Impfbescheinigungen zeigen wollen (die vom Department verlangt wurden, weil sie einen sonst nicht versichern konnten). Sie hatte bloß gelacht und gesagt, deutsche Nanotechnik werde sich um all das kümmern. Dann hatte sie Rydell dieses Ding unter dem transparenten Deckel eines Apparats gezeigt, der wie ein kleiner, batteriebetriebener 36
    Schnellkochtopf aussah. Rydell hatte von diesen Dingern gehört, aber noch nie eins gesehen; er hatte auch gehört, daß sie ungefähr so teuer wie ein Kleinwagen waren.
    Irgendwo hatte er gelesen, daß sie immer auf
    Körpertemperatur gehalten werden mußten.
    Das Ding da drin schien sich leicht zu bewegen. Es war hell und hatte gewisse Ähnlichkeit mit einer Qualle.
    Er fragte sie, ob es stimme, daß es lebendig sei. Nicht ganz, erklärte sie, aber fast, und der Rest seien Füller-Moleküle und subzellulare Automaten. Und er werde nicht mal merken, daß es da sei, aber sie werde es ganz bestimmt nicht vor seinen Augen reintun.
    Sie tat es im Bad. Als sie in dieser Unterwäsche
    wieder rauskam, erfuhr er, wo Mailand lag. Und obwohl er tatsächlich nichts davon gemerkt hätte, daß das Ding da war, wußte er es, aber er vergaß es ziemlich bald — jedenfalls fast.
    Am nächsten Morgen charterten sie eine Kipprotor—
    Maschine nach Memphis und flogen mit Air Magellan nach LAX. Business-Class bedeutete in erster Linie bessere Gizmos in der Rückenlehne des Vordersitzes, und Rydells sofortiger Favorit war ein Telepräsenzgerät, das man auf Servo-Mollys außen am Flugzeug einstellen konnte. Da Karen es verabscheute, das kleine VirtuFax zu benutzen, das sie in ihrer Handtasche mit sich rumschleppte, hatte sie sich mit ihrem Büro in L.A. in Verbindung gesetzt und sich ihre heutige Post auf den Bildschirm in der Rückenlehne ausgeben lassen. Sie 37
    machte sich rasch an die Arbeit, telefonierte, verschickte ein Fax nach dem anderen und überließ Rydell seinen Ah's und Oh's über die Bilder von den Mollys.
    Die Sitze waren größer als damals, als er nach
    Florida geflogen war, um seinen Vater zu besuchen, das Essen war besser und die Drinks waren umsonst. Rydell genehmigte sich drei oder vier, schlief ein und wachte erst irgendwo über Arizona wieder auf.
    Die Luft im Flughafen war komisch, und das Licht
    war anders. In Kalifornien gab es wesentlich mehr Menschen, als er erwartet hatte, und mehr Lärm. Ein Mann von Cops in Schwierigkeiten war da und hielt ein zerknittertes weißes Stück Pappe hoch, auf dem mit rotem Marker MENDELSOHN stand, nur daß das S falsch herum war. Rydell lächelte, stellte sich vor und gab dem Knaben die Hand. Das schien ihm zu gefallen; er sagte, sein Name sei Sergei. Als Karen ihn fragte, wo der Wagen sei, wurde er knallrot und sagte, er würde ihn sofort holen, nur eine Minute. Nein danke, sagte Karen, sie würden mit ihm zum Parkplatz gehen, sobald ihr Gepäck da sei, auf gar keinen Fall werde sie in einem solchen Zoo warten. Sergei nickte. Er versuchte unablässig, das Schild zu falten und in seine Jackentasche zu stecken, aber es war zu groß. Rydell fragte sich, warum sie auf einmal so garstig geworden war. Müde von der Reise vielleicht. Er zwinkerte Sergei zu, aber das schien den Burschen nur noch nervöser zu machen.
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    Als ihr Gepäck kam — Karens zwei schwarze
    Lederkoffer und der blaue Samsonite-Weichkoffer, den Rydell sich mit seiner neuen Debitkarte gekauft hatte —, trugen Sergei und er es hinaus, und sie überquerten eine Art Verkehrsschleife. Die Luft draußen war ungefähr genauso wie drinnen, nur wärmer, und eine Bandaufnahme wiederholte immer wieder, daß die weißen Flächen nur zum Be-und Entladen da seien.
    Autos aller Art kutschierten herum, Babys schrien, Menschen stützten sich auf

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