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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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versilberte, mondbeschienene Vegetation hinweg gemacht, zwölf Meter, als ob es anderthalb gewesen wären, und war schlichtweg
    verschwunden
    —
    ein Ding der
    Unmöglichkeit.
    Und hatten japanische Frauen überhaupt solche
    langen, lockigen Haare? Und hatte es nicht so
    ausgesehen, als ob die verschattete Dunkelheit ihres Buschs zu einer Art Ausrufezeichen rasiert gewesen wäre?
    Zu guter Letzt kaufte er Sublett vier Packungen
    seines Spezialkaugummis in einer russischen Apotheke 42
    auf dem Wilshire, die die ganze Nacht offen hatte, und staunte, was das Zeug kostete.
    Er hatte auch andere Dinge gesehen, oben in den
    Canyons, besonders, als er eine Schicht mitten auf dem Friedhof eingelegt hatte. Meistens Feuer, kleine Feuer, wo es eigentlich gar keine geben konnte. Und manchmal Lichter am Himmel, aber Sublett hatte so viel Sektenmist aus seiner Zeit im Wohnwagen-Camp im Hirn, daß Rydell lieber nichts davon sagte, wenn er nun beim Fahren ein Licht sah.
    Manchmal, wenn er da oben war, dachte er jedoch
    an sie. Ihm war klar, daß er nicht wußte, was sie war, und komischerweise interessierte es ihn nicht mal, ob sie ein menschliches Wesen war oder nicht. Aber er hatte nie das Gefühl gehabt, daß sie böse war. Nur anders.
    In der Nacht, die seine letzte Nacht auf Streife bei IntenSecure sein sollte, fuhr er also bloß so dahin und schwatzte mit Sublett. Kein Mond, aber ein selten klarer Himmel, an dem ein paar Sterne zu sehen waren.
    Noch fünf Minuten bis zur ersten Überprüfung eines Hauses, dann würden sie wieder nach Beverly Hills zurückfahren.
    Sie unterhielten sich über eine japanische
    Fitneßcenter-Kette namens Body Hammer. Mit dem
    Körpertraining herkömmlicher Fitneßcenter hatte Body Hammer nicht viel am Hut. Tatsächlich gingen sie so weit wie möglich in die entgegengesetzte Richtung; sie hatten sich hauptsächlich auf Jugendliche spezialisiert, denen 43
    der Gedanke zusagte, sich das Gewebe brasilianischer Föten injizieren und das Knochengerüst mit
    Performance-Material verstärken zu lassen, wie es in den Anzeigen genannt wurde.
    Sublett sagte, das sei Teufelswerk.
    Rydell sagte, es sei ein Unternehmen mit einer
    Konzession aus Tokio.
    Gunhead sagte: »Mehrfacher Mord mit Geiselnahme,
    betroffen sind möglicherweise die kleinen Kinder des Teilnehmers. Benedict Canyon. Sie sind von
    IntenSecure ermächtigt, tödliche, wiederhole, tödliche Gewalt anzuwenden.«
    Und das Armaturenbrett leuchtete auf wie eine alte Spielhalle voller Videospiele.
     
    So wie alles gelaufen war, hatte Rydell gar nicht die Zeit gehabt, sich an Karen Mendelsohn, Business-Class-Sitze und solche Dinge zu gewöhnen.
    Karen wohnte im soundsovielten Stock im Century
    City II, alias der Klecks, das wie eine
    stromlinienförmige, halb durchsichtige grüne Titte aussah und das dritthöchste Gebäude im Becken von L.A. war.
    Im richtigen Licht konnte man fast ganz durchschauen und die drei riesigen Strebepfeiler ausmachen, von denen die Konstruktion getragen wurde. Jeder von ihnen war so umfangreich, daß man einen normalen Wolkenkratzer hätte drin unterbringen können, und trotzdem wäre noch Platz geblieben. In diesen
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    stativartigen Dingern fuhren Aufzüge in schrägem Winkel nach oben; Rydell hatte noch keine Zeit gehabt, sich an die Dinger zu gewöhnen.
    Die Titte hatte eine sorgsam korrodierte
    Kupferwarze, die aussah wie einer dieser chinesischen Hüte und mühelos ein paar Fußballplätze überdecken konnte. Dort, direkt darunter, befand sich Karens Wohnung; zusammen mit hundert genauso teuren Behausungen, einem Tennisklub, Bars, Restaurants und einem Einkaufszentrum, in dem man zahlendes Mitglied sein mußte, bevor man dort einkaufen konnte. Ihre Wohnung lag ganz außen am Rand, mit großen, gekrümmten Fenstern, die in die grüne Wand eingelassen waren.
    Drinnen war alles in verschiedenen Schattierungen von Weiß gehalten, außer ihren Kleidern, die allesamt schwarz waren, ihren Koffern — ebenfalls schwarz —, und den großen Frotteemänteln, die sie so gern trug; die hatten die Farbe von trockenem Hafermehl.
    Karen erklärte, das sei die aggressive, nostalgische Siebziger-Jahre-Mode, und sie hätte sie allmählich ein bißchen satt. Rydell konnte ihr das nachfühlen, dachte jedoch, es wäre vielleicht unhöflich, es zu sagen.
    Der Sender hatte ihm ein Zimmer in einem Hotel in West Hollywood besorgt, das eher wie ein richtiges Wohnhaus aussah, aber er verbrachte dort nicht viel Zeit. Bis die Pooky-Bear-Sache in

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