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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Ohio losging, war er meistens bei Karen oben gewesen.
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    Mit der Entdeckung der ersten fünfunddreißig Opfer von Pooky Bear war Rydells Karriere als Cop in
    Schwierigkeiten so gut wie gestorben. Es hatte auch nicht gerade geholfen, daß die Polizistinnen, die zuerst am Ort des Verbrechens gewesen waren — Sergeant China Valdez und Corporal Norma Pierce — die
    beiden mit Abstand am besten aussehenden Frauen der gesamten Polizeitruppe von Cincinnati waren
    (›affentittengeil telegen‹, hatte einer der
    Produktionsassistenten gesagt, obwohl das in Rydells Ohren unter den Umständen recht merkwürdig klang).
    Dann begann die Zahl der Opfer zu steigen und ließ schließlich alle bekannten und herkömmlichen
    Dimensionen von Massenmord weit hinter sich. Dann kam ans Tageslicht, daß alle Opfer Kinder waren.
    Daraufhin bekam Sergeant Valdez einen
    posttraumatischen Schock und drehte auf primitivste Weise durch; sie marschierte in eine Kneipe in der Innenstadt und ballerte einem bekannten Pädophilen beide Kniescheiben weg — so einem Oberkotzbrocken mit dem Spitznamen Jellybeans, der jedoch absolut nichts mit den Pooky-Bear-Morden zu tun hatte.
    Aaron Pursley düste bereits mit einem Lear-Jet nach Cincinnati, in dem sich kein Fitzelchen Metall befand, Karen hatte ununterbrochen ihre Telebrille auf der Nase und redete pausenlos mit mindestens sechs Leuten zugleich, und Rydell saß auf dem Rand ihres großen 46
    weißen Bettes und begriff allmählich, daß sich etwas geändert hatte.
    Als sie das Ding schließlich abnahm, blieb sie einfach so sitzen und starrte auf ein weißes Bild an einer weißen Wand.
    »Haben sie Verdächtige?« fragte Rydell.
    Karen schaute zu ihm herüber, als ob sie ihn noch nie gesehen hätte.
    »Verdächtige? Sie haben schon Geständnisse.«
    Rydell fiel auf, wie alt sie in diesem Moment aussah, und er fragte sich, wie alt sie eigentlich war. Sie stand auf und verließ das Zimmer.
    Fünf Minuten später kam sie in einem frischen
    schwarzen Kostüm zurück. »Pack deine Sachen. Ich
    kann dich jetzt nicht hierhaben.« Dann war sie fort, kein Kuß, kein auf Wiedersehen, nichts.
    Er stand auf, schaltete einen Fernseher ein und sah die Pooky-Bear-Mörder zum ersten Mal. Alle drei. Sie sahen völlig normal aus, dachte er — wie Leute, die solche Scheiße machen, im Fernsehen eben meistens aussehen.
    Er saß in einem ihrer Hafermehlmäntel da, als sich zwei Privatcops Eintritt verschafften, ohne anzuklopfen.
    Ihre Uniformen waren schwarz, und sie trugen die
    hohen, schwarzen, leichten Kampfstiefel der
    Einsatzkommandos, die Rydell auch auf Streife in
    Knoxville getragen hatte, die mit den Kevlar—
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    Brandsohlen, falls jemand angeschlichen kam und einen von unten in den Fuß zu schießen versuchte.
    Einer von ihnen aß einen Apfel. Der andere hatte
    einen Betäubungsknüppel in der Hand.
    »Hallo, Kamerad«, sagte der erste mit dem Mund
    voller Apfel, »wir bringen dich raus.«
    »Ich hatte auch solche Schuhe«, sagte Rydell. »Sind aus Portland, Oregon. Zweihundertneunundneunzig Dollar, draußen bei Cost-Co.«
    Der mit dem Knüppel grinste. »Packst du jetzt deine Sachen?«
    Das tat Rydell. Er nahm alles, was nicht schwarz, weiß oder hafermehlfarben war und warf es in seinen blauen Samsonite.
    Der Privatcop mit dem Knüppel beobachtete ihn,
    während der andere herumschlenderte und seinen Apfel aufaß.
    »Von wem seid ihr?« fragte Rydell.
    »IntenSecure«, sagte der mit dem Knüppel.
    »Guter Laden?« Rydell zog den Reißverschluß seines Koffers zu.
    Der Mann zuckte die Achseln.
    »Aus Singapur«, sagte der andere und wickelte den Butzen seines Apfels in ein zerknittertes Kleenex, das er aus seiner Hosentasche geholt hatte. »Wir haben die ganzen großen Häuser, die bewachten Siedlungen und so.« Er steckte den Butzen sorgfältig in die Brusttasche 48
    seines steifen schwarzen Uniformhemds hinter dem
    Bronzeabzeichen.
    »Hast du Geld für die Metro?« erkundigte sich Mr.
    Knüppel bei Rydell.
    »Klar.« Rydell dachte an seine Debitkarte.
    »Dann geht's dir besser als den meisten von den
    Arschlöchern, die wir hier rausschaffen«, sagte der Mann.
    Einen Tag später sperrte der Sender seine MexAmeriBank-Karte.
     
    Rydell schaltete den Sechsradantrieb des Hotspur
    Hussar ein, ging in den Schnellgang und ertappte sich bei dem Gedanken, daß Hernandez vielleicht falsch lag, was englische Einsatzfahrzeuge betraf. Er spürte, wie Gunhead sich wie ein drei Tonnen schwerer, zweimotoriger Blutegel

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