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Virus

Virus

Titel: Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Glücklicherweise tauchte das Dienstmädchen auf und ließ sie hinaus. Sobald sie aus dem Bereich des hellen Lichtkegels getreten war, rannte sie los.
     
    *
     
    Einige Augenblicke lang stand Dr. Krause regungslos da. Es war, als ob sein schlimmster Alptraum Wirklichkeit geworden wäre. Oben hatte er eine Schußwaffe. Vielleicht war es das beste, sich damit zu töten. Oder vielleicht sollte erseinen Rechtsanwalt anrufen und Straffreiheit im Gegenzug dafür verlangen, daß er sich als Kronzeuge zur Verfügung stelle. Aber er war sich ziemlich im unklaren darüber, was das nun wirklich bedeutete.
    Der anfänglichen Erstarrung folgte die Panik. Er stürzte an seinen Schreibtisch, blätterte sein Adreßbuch durch und meldete dann, nachdem er die betreffende Nummer gefunden hatte, ein Ferngespräch nach Atlanta an.
    Es klingelte mindestens zehnmal, bis am anderen Ende jemand abnahm. Joshua Jacksons sanfte Stimme klang ölig aus dem Hörer, als er sich meldete und fragte, wer denn am Apparat sei.
    »Jack Krause«, sagte der Arzt ganz außer sich. »Was zum Teufel geht denn da vor? Sie schworen mir doch, daß mit Ausnahme von Los Angeles das PAC nichts mit den Ebola-Ausbrüchen zu tun hätte? Und daß alle weiteren Ausbrüche auf zufällige Kontakte mit ursprünglich Angesteckten zurückzuführen seien? Joshua, Sie haben mir doch ihr Wort gegeben!«
    »Beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Jackson. »Behalten Sie doch die Nerven!«
    »Wer ist Marissa Blumenthal?« fragte Krause tatsächlich etwas ruhiger.
    »Schon besser«, gab Jackson zurück. »Warum fragen Sie?«
    »Weil die Dame soeben auf meiner Türschwelle erschien und mich und das ganze PAC beschuldigte, für alle diese Ebola-Ausbrüche verantwortlich zu sein.«
    »Ist sie noch da?«
    »Nein leider nicht, sie ist gerade wieder gegangen«, antwortete Krause. »Aber wer zum Teufel ist diese Dame überhaupt?«
    »Eine Epidemiologin vom Seuchenkontrollzentrum, die unverschämtes Glück hatte. Aber keine Sorge, Heberling kümmert sich um sie.«
    »Diese Geschichte entwickelt sich zu einem Alptraum«,sagte Krause. »Ich muß Sie daran erinnern, daß ich gegen den Plan war, sogar als es nur um Grippe ging!«
    »Was wollte denn die Blumenthal nun bei Ihnen?« fragte Jackson.
    »Sie wollte mir wohl Angst einjagen«, gab Krause zurück. »Und das ist ihr nicht schlecht gelungen. Sie sagte, daß sie die Adressen sämtlicher Vorstandsmitglieder des PAC hätte und vorhabe, sie alle nach und nach aufzusuchen.«
    »Sagte sie, wen als nächstes?«
    »Natürlich nicht; sie ist ja alles andere als dumm«, antwortete Krause. »Ja, die ist äußerst clever. Sie ging mit außerordentlichem Geschick vor. Wenn sie uns alle aufsucht, wird sie irgend jemanden rumkriegen. Denken Sie an Tieman in San Francisco – der war ja noch energischer gegen diesen Plan als ich.«
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen«, drängte Jackson. »Ich kann ja verstehen, daß Sie erregt sind. Aber ich muß Ihnen doch sagen, daß es keinerlei Beweise gibt, die jemanden belasten. Als Vorsichtsmaßnahme hat Heberling sein Labor schon von allem Verdächtigen gesäubert, mit Ausnahme dessen, was sich auf bakteriologische Studien bezieht. Ich werde ihm mitteilen, daß die junge Frau vorhat, die anderen Vorstandsmitglieder zu besuchen. Ich bin sicher, daß das nützlich ist. In der Zwischenzeit werden wir noch besondere Vorkehrungen treffen, um sie von Tieman fernzuhalten.«
    Krause legte auf. Er fühlte sich ein bißchen weniger verängstigt, aber als er aufstand und die Schreibtischlampe löschte, beschloß er doch, am nächsten Tag seinen Anwalt anzurufen. Es konnte nicht schaden, sich einmal etwas genauer wegen der Kronzeugenregelung zu erkundigen.
     
    *
     
    Als ihr Taxi über die Triborough-Brücke sauste, war Marissa wie hypnotisiert von der strahlenden nächtlichen Silhouette Manhattans. Aus dieser Entfernung war sie wunderschön. Aber sie entschwand rasch und kam gänzlich außer Sicht, als der Wagen auf dem abgesenkten Teil der Long-Island-Schnellstraße entlangfuhr. Marissa zwang ihren Blick wieder zurück auf die Namen- und Adressenliste der PAC-Vorstandsmitglieder, die sie aus ihrer Tasche genommen hatte. Sie war im Licht der einander folgenden Straßenlaternen nur schwer zu lesen.
    Es gab keine irgendwie logische Reihenfolge für weitere Besuche nach dem von Krause. Das einfachste war sicher, den nächstgelegenen aufzusuchen – aber das war auch das naheliegendste für ihre Verfolger, und damit das

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