Viscount und Verfuehrer
und grollte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal den Tag erlebe, an dem ich schicker gekleidet bin als du, aber hier ist er.“ Christian grinste. „Hier ist er! Was führt dich in unser bescheidenes Heim, du alter Teufelsbraten?“
Tristan richtete sich zur vollen Größe auf. Er war weitaus breiter und schwerer gebaut als sein Bruder. „Chris, Prudence und ich haben für unseren Besuch zwei Gründe.“ Eine reizende Röte stahl sich in Prudences Wangen. „Hauptsächlich sind wir gekommen, um deine Frau kennenzulernen.“
„Ja“, meinte Tristan, und sein Gesicht strahlte vor Stolz. „Außerdem wollen wir dir mitteilen, dass du bald einen neuen Titel bekommst. Den eines Onkels nämlich.“
„Onkel?“ Christian blickte von seinem Bruder zu seiner Schwägerin. „Aber ... wie das?“
Prudence lachte, und Beth stimmte mit ein.
Tristan schüttelte ironisch den Kopf. „Ich erkläre dir später, wie es geht.“
„Nein, nein! Das meinte ich doch nicht. Ich wollte nur ... seit wann wisst ihr es denn schon?“
„Wir haben es gerade eben erst entdeckt“, meinte Prudence. Sie warf ihrem Gatten einen liebevollen Blick zu. „Ich hoffe, es wird das erste einer ganzen Schar sein.“ Tristan streckte den Arm aus, ergriff ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. „Eine ganze Schiffsladung, wenn du das möchtest, meine Liebste.“
„Immer ein Besatzungsmitglied nach dem anderen“, sagte Prudence spitzbübisch und zwinkerte ihrem Ehemann zu.
Christian gab Beth frei und ging zu seinem Bruder, um ihn herzhaft zu umarmen. „Das ist ja wunderbar! “
Tristan erwiderte die Umarmung und klopfte ihn auf den Rücken. „Ihr seid jetzt ein, zwei Wochen verheiratet. Wann wollt du und deine wunderbare Viscountess uns mit einer ähnlichen Nachricht erfreuen?“
Kinder? Christian wandte sich zu Beth. „Irgendwann vielleicht. Im Moment möchte ich meine Frau ganz für mich haben.“
Beth strahlte ihn an. „Das sollst du auch, Liebster.“ Tristan setzte sich zu Prudence aufs Sofa, ergriff ihre Hand und küsste sie. „Christian, ich darf dir mitteilen, dass das Heim für verletzte Matrosen mächtig gewachsen ist.“ Er sah Beth an. „Wussten Sie, dass Ihr Ehemann ein Wohltäter ist?“ „Ja, allerdings“, bestätigte Prudence mit einem reizenden Lächeln. „Inzwischen sind dort schon über siebzig Männer untergebracht.“
„Ohne dich wäre das nicht möglich, Christian“, sagte Tristan.
Christian zuckte mit den Schultern. „Alles, was ich tue, ist, jedes Quartal einen Wechsel zu senden. Die ganze Arbeit machen doch Prudence und du.“
Beth schlang Christian den Arm um die Taille. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du ein Wohltäter bist, Liebster.“ „Lord Westerville.“ Alle drehten sich zu Reeves um, der in der Tür stand, einen Rock in der Hand. „Sie haben einen Teil Ihres Anzugs vergessen. “
„O nein!“, meinte Beth. „Nun hast du Reeves’ Feingefühl verletzt!“
„Jawohl, Mylady. Mein Feingefühl ist tatsächlich verletzt.“ Reeves trat vor und half Christian in den Rock. Er strich ihn über der Schulter glatt, trat zurück und nickte. „Hervorragend. Jetzt geht es mir schon besser. Mylady, Sie haben einen sehr guten Einfluss auf Lord Westerville. Er hat die düstere Welt des reinen Schwarzen verlassen und nimmt nun auch andere Farben des Spektrums an.“
Beth spähte zu Christian empor. Als er ihr Grübchen sah, küsste er sie auf die Stirn. „Ich hoffe, dass er für meinen Einfluss noch viele, viele Jahre bereit ist.“
Christian zog sie enger an sich. „Du beeinflusst jeden meiner Atemzüge, meine Liebste. Daran wird sich nie etwas ändern.“
„Genug davon!“ Tristan legte den Arm um seine Frau. „Reeves, Sie haben wahre Wunder gewirkt.“
Reeves lächelte die beiden Paare an. „Der alte Earl wäre erfreut gewesen.“
Christian hob Beths Gesicht an. Ganz sanft küsste er sie auf die weichen Lippen. Es war wirklich ein Wunder. Das Wunder wahrer Liebe.
- ENDE -
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