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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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jedenfalls fürs Retten. Und auch
danke für das letzte Mal. Und für die Blumen, die du mir ins Krankenhaus
geschickt hast.«
    Â»Gern geschehen.« Er grinste.
Mit diesem Gesicht hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich fragte mich, wem es wohl
ursprünglich gehörte. Bis jetzt hatte ich ihn immer nur in äußerst
geschmackvoller Garderobe gesehen.
    Â»Dieser Pulli ist übrigens
scheußlich.« Vielleicht gab es den zum eigentlichen Besitzer des Gesichts
gratis dazu.
    Â»Nein, festlich«, protestierte
Asher. »Im Gegensatz zu dir.«
    Â»Ich muss heute noch arbeiten.«
Unter meiner grünen OP -Kleidung trug ich zwei lange Unterhosen und
einen weißen Rollkragenpullover, dazu meinen Mantel. Ich musste mir nur ganz
fest einreden, dass es Kaffeeflecken waren und kein getrocknetes Werwolfblut.
    Â»Wirklich? Eine Tragödie.«
    Ich schüttelte den Kopf.
»Feiertagsschichten werden gut bezahlt. Und nach heute folgt bis zum Martin
Luther King Day eine richtige Feiertagsdurststrecke.«
    Â»Du vergisst Silvester.«
    O nein, ganz bestimmt nicht.
»Na ja, so wie es aussieht, werde ich an diesem Abend anderweitig beschäftigt
sein.«
    Â»Küsse unter dem Mistelzweig?«
    Â»Wohl kaum.« Ich wandte mich
wieder dem Regal zu, um mir die Sofabezüge anzusehen.
    Â»Und der psychotische, wütende
Vampir, dem du für den Rest seines endlosen Lebens irreparablen Schaden
zugefügt hast, macht dir keine Angst?«
    Â»Für heute bin ich
wahrscheinlich sicher. Ich habe viel größeren Schiss vor meiner Familie, die kommt
nämlich morgen.« Ich zog einen der Bezüge aus dem Regal. Groß genug war er,
aber er hatte Streifen. Ich fühlte mich noch nicht reif für Streifen. Außerdem
kostete er fünfzig Dollar.
    Â»Moment mal, du arbeitest, und
sie kommen trotzdem? Du musst sie aber nicht bekochen, oder?«
    Â»Nein.« Ich kochte sowieso nie,
es sei denn, Truthahnsandwiches und Erdnussbuttermarmeladenbrote zählten auch.
»Meine Mom kümmert sich um alles. Ich werde einfach nach nur zwei Stunden
Schlaf mit meiner Familie klarkommen müssen, und das am stressigsten Tag des
Jahres.«
    Â»Klingt nicht gerade lustig.«
    Â»Wird es auch nicht.« Ich
stellte mich auf die Zehenspitzen und wühlte ganz hinten in dem Regal herum.
Dort gab es einen schwarzen Bezug. Der würde zwar nicht zu meiner
zugegebenermaßen spärlichen Einrichtung passen, aber dafür war er billiger. Nur
dreißig Mäuse. Asher beobachtete mich weiter. »Und was machst du an Weihnachten?«,
fragte ich ihn. »Warum bist du überhaupt hier?«
    Â»Würdest du mir glauben, wenn
ich sage, dass der Weihnachtsmann mich geschickt hat?« Er drückte einen Punkt
an seiner Schulter, woraufhin die LED s auf seinem Pulli grün und rot blinkten.
    Ich verdrehte die Augen.
»Nein.«
    Er zuckte mit den Schultern.
»Ich gehe immer dorthin, wo Leute sind. Die großen Menschenmengen. Je mehr
Menschen ich berühre, desto mehr Möglichkeiten habe ich.« Er streckte seine
Finger nach mir aus. Als ich hastig zurückwich, lachte er. »Keine Sorge, du
hast doch deinen Dienstausweis dabei.«
    Damit hatte er natürlich recht.
Der Ausweis, der mir Zugang zu Y4 verschaffte, zeigte den übernatürlichen Wesen
auch, dass ich eine Nichtkombattantin war. Dabei fiel mir ein, wie Asher den
Arm um mich gelegt hatte … »Trotzdem solltest du mich nicht berühren!«, rief
ich empört.
    Â»Du trägst doch einen Mantel.«
Er sah sich in der Menge um. »Während dieser Jahreszeit ist es schwierig,
nackte Haut zu finden. Deshalb besuche ich die Klubs.«
    Wo wir uns das erste Mal
begegnet waren. Immerhin gingen die Leute in dieser eisigen Stadt nicht in
Thermounterwäsche tanzen.
    Ich machte mich auf den Weg zur
Kasse. Asher kam mit. »Warum treibt es dich eigentlich nicht in den Wahnsinn?«,
fragte ich. Der einzige andere Gestaltwandler, mit dem ich bisher in Kontakt
gekommen war, war ein Patient auf Y4 gewesen. Der hatte den Verstand verloren,
nachdem er zu viele Vampire berührt hatte. Dadurch war sein innerer Kern, das,
was sein Selbst erhalten sollte, überladen worden … und hatte etwas
zurückgelassen, das alles andere als angenehm war.
    Â»Egal, welche Gestalt ich
annehme, ich bewahre mir immer eine kräftige Portion Überlegenheitsgefühl. Das
hilft.« Er bot mir seinen Arm. »Soll ich dich zu

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