Visite bei Vollmond
deinem Wagen begleiten?«
Ich hatte zweimal mit ihm
geschlafen, und jedes Mal war er ein heiÃer, britisch wirkender Typ mit dunklem
Teint gewesen. Jetzt sah er plötzlich aus wie ein Papa, vielleicht sogar wie
ein lieber GroÃvater, das reinste Gegenteil von sexy â und dann noch dieser
Pulli! Dabei war ich mir gar nicht sicher, welchem von beiden ich eher eine
Abfuhr erteilen konnte. Der heiÃe Asher war ein verführerischer Spötter. Diesem
Asher hier würde ich das Herz brechen, wenn ich sein Angebot nicht annahm â was
fast noch schlimmer war.
»Klar doch.«
»Soll ich das für dich
übernehmen?« Er griff gleichzeitig nach dem Sofabezug und nach seiner
Brieftasche.
»Nein.«
»Sicher nicht?« Er musterte
mich prüfend. Der Ausdruck in seinen Augen schien immer Ashers zu sein, ganz
egal, wie der Rest von ihm gerade aussah. Offensichtlich wusste er noch, in was
für einem billigen Mietshaus ich wohnte.
»Ja, ganz sicher. Danke.«
Asher brachte mich zu
meinem Wagen, doch es waren keine wütenden Vampire in Sicht. Während ich
versuchte, nicht auf den Eisplatten auszurutschen, überlegte ich, wie meine
Ãberlebenschancen darüber hinaus aussahen. Erst als wir das Auto schon fast
erreicht hatten, bemerkte ich, dass Asher ziemlich angespannt war â und zwar
daran, dass er kaum ein Wort sagte.
»Du glaubst wirklich, ich sei
in Gefahr, oder?«, fragte ich.
Der Ausdruck auf seinem
aktuellen Gesicht sprach Bände. »Wenn du nicht dieser Meinung bist, nimmst du
die Sache nicht ernst genug, Edie.«
»Doch, das tue ich. Ich halte
nur zur Abwechslung mal den Mund.« Mit klammen Fingern suchte ich nach dem
Autoschlüssel.
»Wo ist eigentlich dein
Zombiefreund, wenn du ihn mal brauchst?«
Stirnrunzelnd schaute ich zu
Boden. »Er sagte, er müsse weg.«
»Ein kleiner Urlaub mit seiner
Zombiefamilie?« Ashers Stimme triefte vor Sarkasmus. »Kommt er wenigstens bald
zurück? Du solltest momentan wirklich nicht alleine sein â¦Â«
»Ich weià es nicht.« Ich wich
seinem Blick aus, fand endlich den Schlüssel und schloss den Wagen auf.
»Was? Edie â¦Â«
»Er sagte, er müsse die Stadt
verlassen, okay? Er hat nie konkret gesagt, wann er zurückkommt. Oder ob
überhaupt.« Mit einem heftigen Kopfschütteln dachte ich an die Nacht, als er
mich verlassen hatte â es tat immer noch weh. »Zu viele Leute haben gesehen,
wie er mich gerettet hat. Deshalb musste er gehen.«
Ashers Stimme war plötzlich
ganz sanft. »Das ist nicht gut, Edie. Eine Frau wie du â¦Â«
»Wie kann ich Dren loswerden?«,
unterbrach ich ihn schnell. Ich wollte nicht noch mehr alte Wunden aufreiÃen.
Die heutige Version von Asher
verzog enttäuscht das Gesicht, als ich sie an meine Zwangslage erinnerte. »Du
musst etwas finden, das Dren unbedingt haben will, und es ihm verschaffen.«
Zum Beispiel mein Leben, oder
das eines anderen. »Völlig unmöglich.«
»Du könntest wieder auf die
Schatten zurückgreifen â¦Â«
Abwehrend schüttelte ich den
Kopf. »Ich hasse diese Dinger.«
Asher zuckte mit den Schultern.
»Ich würde dir ja den Schutz meiner Leute anbieten, aber ich denke, ich weiÃ,
was du davon hältst. Kannst du nicht einfach deine Freundin den Killervampir
dazu bringen, sich seiner anzunehmen?« Er hielt eine Hand auf Hüfthöhe, um
Annas ehemalige GröÃe anzudeuten.
»Schätze, das könnte
funktionieren. Eventuell. Sag mal, hast du den Ausdruck âºGesandter an die
Sonne⹠schon einmal gehört?«
»Was soll das sein, eine
schlechte Rockband?«
Ich lachte prustend. »Nein.
Meine Vampirfreundin hat bald ihren Vampirdebütantinnenball. Und sie möchte,
dass ich eine Funktion in ihrem Hofstaat übernehme. Eigentlich habe ich es für
keine groÃe Sache gehalten, aber â¦Â«
»â¦Â vielleicht kannst du dadurch
Dren loswerden«, führte Asher meinen Gedankengang zu Ende, während ich in den
Wagen stieg. »Ich habe noch nie etwas davon gehört, aber ich werde ein paar
Nachforschungen anstellen und mich dann bei dir melden.«
»Danke, Asher.«
Er verbeugte sich mit groÃer
Geste. »Was wäre ich denn für ein Grinch, wenn ich eine liebreizende Dame nicht
sicher zu ihrem Wagen geleiten würde?«
Mit einem matten Lächeln zog
ich die Autotür
Weitere Kostenlose Bücher