Vogel-Scheuche
Kleid, und auch die anderen sahen hervorragend aus. Alle amüsierten sich köstlich.
Bis auf Metria. Die hatte das Urteil zu fällen. Die anderen konnten sich nicht entscheiden, also sollte sie ihnen die Bürde abnehmen, und Com-Puter hatte die Wirklichkeit so verändert, daß sie nicht ablehnen konnte. Sie sollte entscheiden, ob Kim schuldig war, einer Babymaus ihre H ö schen gezeigt zu haben; doch sie wußte, daß das nur eine Stell-dir-vor-Geschichte war. Denn das wirkliche Urteil galt Roxanne Roc, die sich für einen ebenso unbeabsichtigten Fehltritt zu verantworten hatte.
Wie konnte nur eine vernünftige Jury ihre Verantwortung solcherart abschütteln, indem sie die Entscheidung einer leicht verrückten Däm o nin überließ! Das war doch ein eindeutiger Verstoß gegen ihr Wasa u chimmer.
Tatsächlich war dies ja ein Dämonenschönheitswettbewerb. Die Frage würde nicht etwa durch jene entschieden werden, die hier das große Wort führten, sondern von einer unschuldigen Person, die kaum wußte, was los war. Diese Person aber war Metria selbst. »Wer anderen eine Grube gräbt!« brummte sie zornig.
»Eine was gräbt?« erkundigte sich Mentia. »Hast du gerade etwas Schmutziges gesagt?«
»Ich bin über meine eigenen Füße gestolpert. Ich habe Beihilfe gelei s tet, um eine Heirat zu arrangieren, indem ich einen dämonischen Schö n heitswettbewerb aus der Taufe hob, und jetzt läßt mich die Jury auf äh n liche Weise das Urteil für sie fällen.«
»Wie sind sie nur darauf gekommen?«
Da leuchtete eine Glühbirne auf. Das mußte das Werk der Dämonin V(E/N) US sein! Ja, es war ihr dritter Versuch, die Gerichtsverhandlung zu sabotieren! Sie hatte die rechtmäßig bestimmte Jury dazu gebracht, ihr Amt zugunsten einer unqualifizierten Kreatur niederzulegen. Das begriff Metria jetzt – und konnte doch nichts daran ändern, weil Com-Puter dieses verhinderte. Es mochte zwar falsch sein, dennoch mußte sie das Spiel mitspielen.
Na ja, einen Ausweg gab es doch: Sie könnte zu Richter Fetthuf z u rücksausen und ihm schildern, was geschehen war. Com-Puter beobac h tete sie im Augenblick gerade nicht, da konnte sie schnell handeln, bevor er ihre Entscheidung wieder zunichte machte.
Doch was würde dann geschehen? Fetthuf würde den Prozeß für g e scheitert erklären – und das wäre wahrscheinlich auch der Sieg der D ä monin V(E/N) US , die es ja nur darauf abgesehen hatte, den Prozeßve r lauf zu stören. Nein, es mußte unbedingt zu einem Urteil kommen – sonst würde der Dämon Xanth verlieren, und dann würde ganz Xanth den Preis dafür zu zahlen haben.
Also mußte Metria es tun – auch wenn es schließlich zu einem u n gerechten Urteil kommen sollte.
Aber nicht allein! »Mentia! Gnade Uns! Ihr steckt auch mit drin. Also sollt ihr auch entscheiden!«
»Na klar«, erwiderte die seelenlose Mentia. »Das Gesetz mag zwar ve r rückt sein, und ich bin auch verrückt; deshalb sage ich: Sie hat ihre H ö schen gezeigt und ist deswegen schuldig.«
»Nein, das ist sie nicht!« protestierte Gnade Uns. »Sie ist ein gutes Mädchen, das von einem bösen Mann verführt wurde. Er hat sie b e drängt, hat sie dazu gebracht, sich mit ihm in den Federn zu wälzen. Er ist der Schuldige.«
»Aber er steht hier nicht vor Gericht«, wandte Mentia ein. »Vielleicht sind sie ja beide schuldig. Zu entscheiden haben wir aber über sie, über niemanden sonst. Und sie hat es getan.«
»Aber es gab doch mil-mil-mil…« stammelte Gnade Uns, die mit di e sem Erwachsenenwort nicht so recht fertig wurde.
»Mildernde Umstände«, ergänzte Metria.
»Ja. Also ist sie unschuldig.«
Mentia und Gnade Uns standen auf entgegengesetzten Seiten, was wiederum ein Hängeverfahren für sich bedeutete. Also lag es nun doch wieder bei Metria. Schließlich durfte sie nicht zulassen, daß die anderen deswegen aufgehängt wurden.
So wie ihr der Fall geschildert worden war, sprach alles gegen Kim Mundanierin, die getäuscht und verführt und des größten Teils ihrer Seele beraubt und beim Versuch, sich zu wehren, festgenommen worden war. Anstatt ihr das Verbrechen zur Last zu legen, einen üblen Räuber umgebracht zu haben, hatte man sie wegen eines albernen Kleinverg e hens vor Gericht gestellt, weil man hoffte, dies leichter beweisen zu können. Denn Kim hatte in Notwehr gehandelt und vielen anderen dazu verholfen, ihre Seele zurückzugewinnen, weshalb sie eigentlich eher b e lobigt als verurteilt werden müßte. Aus diesem Grund stand
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