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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie wegen etwas Unwichtigem vor Gericht, weil es jemand auf eine Verurteilung abgesehen hatte. Diese Taktik stank doch zum Himmel!
    Roxanne Roc hatte ihrerseits sechs Jahrhunderte treu gedient und sich tadellos verhalten, wie es keine zweite Kreatur in Xanth zuwege gebracht hätte. Doch anstatt belobigt zu werden, wie sie es verdiente, stand sie wegen einer lächerlichen Formalie vor Gericht. Wozu nur? Damit man sie nicht belohnen mußte? Diese schlimme Ungerechtigkeit war es s i cher, was die Geschworenen heillos zerstritten machte, und diese Ze r strittenheit galt auch für Metria. Sie wollte Roxanne lieber belobigen, anstatt sie zu bestrafen, doch war die Situation so eingefädelt worden, daß ihr dies unmöglich war. Sie hatte auf der Grundlage formaler Rech t lichkeit zu entscheiden. Ja, gewiß, die Geschworenen hatten die Situation aufs neue erschaffen, unter dem Mäntelchen einer anderen Geschichte, damit niemand behaupten konnte, daß eine unbefugte Person den U r teilsspruch über Roxanne gefällt hatte. Aber in Wirklichkeit hatten sie die ganze Schändlichkeit nur Metria ans Bein gebunden. Und die mußte jetzt entscheiden.
    Warum hatte der Simurgh das getan? Warum spielten Fetthuf und die anderen dabei mit? Wo blieb überhaupt die Gerechtigkeit bei dieser A n gelegenheit? Metria besaß zwar nur eine halbe Seele, doch selbst sie konnte nicht übersehen, daß die ganze Sache eine Travestie war. Die Jury sah das ebenfalls so. Warum dann der Simurgh nicht? Das sollte doch eigentlich ein außerordentlich gerechtigkeitsliebender und weiser Vogel sein. War sie in Wirklichkeit vielleicht doch bloß eine bösartige Kreatur, die es nur auf ein manipuliertes Urteil abgesehen hatte?
    Doch der Simurgh stand hier nicht vor Gericht, sondern Roxanne Roc. Metria mußte das Problem lösen, das tatsächlich vor ihr lag, nicht jenes, das sie viel lieber angegangen wäre. Vielleicht hatte sich die D ä monin V(E/N) US ja gedacht, daß die Jury sich weigern würde, dieses Problem anzugehen, was dann wiederum ihren Sieg bedeutete. Und wenn Metria sich ebenfalls weigerte, welches Unheil mochte sie damit auf Xanth herabbeschwören?
    Immer wieder ging sie die Sache durch, plagte sich damit ab, doch schließlich kam sie, wenn auch unabsichtlich, zu einer Entscheidung. »Es ist verrückt, es ist verkehrt, es ist albern, es ist eine Schande für uns alle, das Gesetz ist mangelhaft, aber technisch gesehen ist Kim schuldig im Sinne der Anklage«, sagte sie.
    Abrupt endete der Tanz. Alle lebenden Geschworenen sahen aus wie vom Donner gerührt. Doch es war nicht zu bestreiten, daß sie eine A b machung getroffen hatten, an die sie sich nun auch hielten.
    SO SOLL ES SEIN, druckte Com-Puter. DÄMONIN, TEILE RICHTER FETTHUF MIT, DASS DIE GESCHWORENEN ZU EINEM URTEIL GEFUNDEN HABEN. DU WIRST NICHT DARÜBER SPRECHEN, WIE DAS ZUSTANDE GEKOMMEN IST. Die anderen nickten grimmig dazu. Das war ihr Geheimnis – und auch Metrias.
    Hatte sie soeben Xanth gerettet – auf Kosten eines edelmütigen und tatsächlich unschuldigen Vogels? Metria befürchtete es.
    Sie huschte hinaus. Fetthuf funkelte sie streng an. »Die Geschworenen sind bereit«, verkündete sie barsch. Und wünschte sich dabei, daß sie im Boden hätte versinken können.
    Der Richter rief das Gericht zur Ordnung. Die Feiernden unterbr a chen ihr Tun und eilten in den Hauptsaal zurück. Durch das Eintreffen von König Dor, Königin Iris und dem restlichen Personal von Schloß Roogna war das Publikum weiter angewachsen. Selbst der Gute Magier Humfrey und die Mitglieder seines Haushalts waren inzwischen eing e troffen. Metria staunte. Sie hatte zwar Fetthufs allgemeinen Ruf selber verbreitet, dennoch war es überraschend zu sehen, daß diesem so vol l ständig Folge geleistet wurde. Der Gute Magier verließ sonst so gut wie nie sein düsteres Studierzimmer.
    Die Geschworenen kehrten auf ihre Bank zurück. Metria sah, wie sich mehrere weibliche Mitglieder der Jury mit Taschentüchern über das G e sicht fuhren, während einige männliche Geschworene betrübt aus der Wäsche guckten. Sie waren mit ihrer Entscheidung ebenso unglücklich wie Metria selbst. Nur Com-Puter wirkte zufrieden. Wahrscheinlich war er der einzige gewesen, der auf einen Schuldspruch gedrängt hatte, w o durch sie Gefahr gelaufen waren, aufgehängt zu werden. Und Metria hatte mit ihm gemeinsame Sache gemacht. Was für eine Schande!
    »Habt ihr zu einem Urteil gefunden?« erkundigte sich Richter Fetthuf rhetorisch mit

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