Vogel-Scheuche
hinüber.
Sie nahm die Gestalt einer Nymphe an. »Iiiieeeek!« rief sie leise und strampelte nach Nymphenart mit den wunderschönen nackten Beinen. »Was soll ich machen?«
»Du wirst mich furchtbar glücklich machen, du leckere Kreatur.«
Sie atmete tief ein und betonte dabei ausgerechnet das, was dessen am wenigsten bedurfte. »Ach, wie kann ich nur diesem furchtbaren Schicksal entrinnen«, jammerte sie süß und küßte ihn dabei auf Augen, Ohren, Nase und Hals.
Gemeinsam stürzten sie aufs Bett, ein Gewirr aus Gliedmaßen, G e sichtern, Küssen und allerlei anderem. »Du bist das Beste, was mir je passiert ist«, japste Veleno zwischendurch. »Du bist einfach die wunde r barste, schönste, liebenswerteste, aufregendste, phantastischste Person in ganz Xanth!«
»Derlei mattes Lob ist mir wie die Verdammnis«, brummte sie und umschlang ihn mit einer Heftigkeit, deren Beschreibung hier gewiß nicht angebracht wäre.
Plötzlich erschien eine weitere Dämonin im Raum. »Ach, da bist du ja, Metria!« rief sie. »Kein Wunder, daß ich dich draußen auf dem Gelände nicht gefunden habe. Ich habe dir mitgebracht, was du am dringendsten brauchst.«
Veleno versteifte sich, aber anders, als er es gern gehabt hätte. »Oh, nein!«
Metria hob den Blick vom Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit. »Zur unpassendsten Gelegenheit mal wieder, natürlich! Hättest du etwas dag e gen, mich nicht zu stören, schlimmere Hälfte? Im Augenblick bin ich nämlich beschäftigt.«
Mentia blickte genauer hin. »Ach ja? Womit denn?«
»Natürlich damit, meinem Ehemann schwindelerregend glücklich zu machen, wie es nur eine Dämonin kann.«
»Wenn sie nicht gerade dabei auf ärgerlichste Weise unterbrochen wird«, fügte Veleno brummend hinzu.
Mentia blickte erneut hin. »Tut mir leid. Ich dachte, dieser Wie-heißt-er-noch-gleich hätte einen eher schmerzverzerrten Ausdruck gehabt. Bist du sicher, daß du es richtig machst, bessere Hälfte?«
»Natürlich bin ich mir sicher!« versetzte Metria empört. »Während der siebenhundertundfünfzigmal im vergangenen Jahr hat er sich nicht ein einziges Mal beschwert!«
»Ach nein? Was war denn mit dem Stöhnen gerade eben?«
»Das kam erst, als du erschienen bist!«
»Na, wenn du das so siehst, dann verziehe ich mich wohl besser mit dem, was ich mitgebracht habe, und kehre niemals wieder.«
»He, nicht doch!« rief Metria beunruhigt. »Ich brauche es aber!«
Ihr Ehemann, durch die Unterbrechung nachdenklich geworden, ste u erte drei weitere Wörter bei: »Was brauchst du?«
»Egal«, versetzte Metria. »Das ist eine Soldatenangelegenheit.«
»Was für eine Angelegenheit?« wollte er wissen.
»Abgeschieden, klösterlich, isoliert, entfernt, losgelöst, verborgen…«
»Privat?«
»Was auch immer«, bestätigte sie ärgerlich.
»Aber was könntest du vor deinem Ehemann denn schon geheimha l ten wollen?« fragte er etwas störrisch.
»Ja, was könntest du vor deinem dir doch voll und ganz vertrauenden Ehegespons auf derlei verdächtige Weise geheimhalten wollen?« stimmte Metria ein.
»Können wir diese Diskussion nicht auf ein anderes Mal verschieben?« fragte Metria wütend.
»Aber natürlich, Liebes«, erwiderte Mentia. »Dann komme ich eben im nächsten Jahrhundert wieder.« Sie begann sich aufzulösen.
»Nein, warte!« rief Metria. »Ich denke, es geht doch jetzt.«
»Wie schön«, meinte Mentia und lächelte etwas mehr als freundlich. »Aber meinst du nicht, du solltest uns zuerst einmal vorstellen?«
»Wozu denn? Er weiß doch sowieso schon, was für ein Unheil du b e deutest, seitdem du mit dem Wasserspeier aus diesem Wahnsinn zurüc k gekehrt bist.«
»Ja, aber vielleicht hat er es inzwischen vergessen. Immerhin bin ich eine ganze Stunde fortgewesen.«
»Solange schon?« fragte Veleno resigniert.
Mentia biß die Zähne zusammen. Nichts war auch nur halb so ärge r lich wie eine halbe Dämonin! Aber sie wußte genau, daß ihre schlimmere Hälfte nicht aufgeben würde, bevor sie nicht ihren halbgebackenen Wi l len hatte. »Veleno, darf ich dir die Dämonin Mentia vorstellen, meine seelenlose schlimmere Hälfte, die all das darstellt, was ich vorher war, bevor ich eine halbe Seele bekam, nur daß sie keine Probleme mit der Redlichkeit hat.«
»Womit?«
»Idiom, Sprache, Sprechen, Ausdruck, Rhetorik, Aussprache, Artikul a tion…«
»Wörter?«
»Was auch immer. Statt dessen ist sie ein bißchen verrückt.«
»Ja, das ist mein Talent«, bestätigte Mentia
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