voll im Einsatz
Plan C. Denn Plan A wäre gewesen: Ich helfe Livi. Leider ist mir aber nicht eingefallen wie. Ich kenne mich mit Liebesgrütze einfach zu wenig aus. Plan B wäre gewesen, Tessa zu bitten, Livi zu helfen. Aber, wie gesagt, Tessa ist gerade so wellenbrecherheftig mit sich selbst und Dodo beschäftigt, dass ich Plan B glatt übersprungen habe. Und Plan C kam heute zum Einsatz! Juchhu!
In den ersten zwei Stunden habe ich heimlich einen Brief geschrieben. Und den dann eingeworfen! Wie praktisch, dass diese komische Madame Diamant bei uns einen Kasten aufgestellt hat!
Natürlich werde ich Lasse, Miri und den anderen kein Wort davon verraten, dass ich in dieser Sache Madame Diamant um Rat gefragt habe. Wäre ja echt ein bisschen peinlich. Auf der anderen Seite – wieso soll ich diese Frau denn nicht fragen? Ganz offensichtlich ist das eine hauptberufliche Lebensberaterin. Da können sich Tessa und Dodo wahrscheinlich noch ne Locke von abschneiden! Und ich bezahle ja auch dafür. Ein Euro ist mir für meine Schwestern nicht zu viel! (Die Briefmarke und den Umschlag hab ich aus Iris’ Schreibtisch geklaut.)
Plopp! Und schon war der Brief drin in der Box. Es war nicht gerade fischeierleicht, die richtigen Worte für diesen Brief zu finden. Nach vielen zerknüllten Zetteln (und einem Anraunzer von Frau Heinzig, was ich denn da so viel zu kritzeln hätte) habe ich also geschrieben:
Liebe Madame Diamant,
ich schreibe nicht für mich, sondern für meine beiden Schwestern. Die eine von meinen Schwestern (Olivia) geht hier zur Schule, die andere (Kendra) geht noch zur Grundschule. Und jetzt zu den Problemen. Problem Nummer Eins: Olivia ist verliebt in einen Jungen, der Gregory heißt, aber Gregory ist blöderweise nicht in sie zurückverliebt. Kann man das ändern? Kann man einen Jungen dazu bringen, sich in ein (sehr nettes!) Mädchen zu verlieben? Problem Nummer Zwei: Kendra geht seit zwei Monaten mit einem Jungen, der heißt Sinan, aber gerade hat sie ihn dabei erwischt, wie er eine andere geküsst hat. Außerdem hat Sinan plötzlich auch keine Zeit mehr für Kendra. Kann man das auch wieder ändern? Kenny ist so traurig. (Auch wenn das außer mir keiner merkt.)
Ich würde mich echt freuen, wenn Sie mir helfen könnten, meinen beiden Schwestern zu helfen. Ich mag meine beiden Schwestern nämlich sehr gern. (Ich hab übrigens noch eine dritte Schwester und die mag ich auch, aber die braucht nie Hilfe, keine Sorge!)
Viele Grüße von Malea Martini
Mal sehen, ob das klappt!
Mann, warum passiert nur immer so viel? Ich will endlich mein Geheimdienstabenteuer! Und nicht lauter Sachen, die mich nur davon abhalten.
Der Rest des Schultages plätscherte so dahin, wie Schultage eben dahinplätschern. Miri, Sophie und Lasse malten sich die fürchterlichsten Dinge aus, die Aua passiert sein könnten. Oh, Mann, Aua! Da hatte ich ihn gerade mal für ein paar Stunden vergessen!
Blöderweise hatte ich nach dem Unterricht auch noch Klassendienst: Tafelwischen! Deshalb renne ich jetzt nach der Schule die Straße runter, um Livi und Gregory und Tessa und Dodo noch einzuholen.
Ah, super, da vorne sind sie!
Keuchend bleibe ich neben ihnen stehen. »Hallo! Hatte noch Klassenzimmerdienst.«
»Hallo!«, sagt Tessa und lächelt.
»Hi«, sagt Livi und lächelt auch. Aber irgendwie ganz komisch. So als ob sie gar nicht mich anlächeln würde, sondern irgendwas irgendwo ganz weit weg. Was gar nichts mit mir zu tun hat. Merkwürdig.
»Na?«, sagt Gregory. Doch er schaut kaum hoch.
Nanu? Erst jetzt fällt mir auf, dass Livi und Gregory schweigend nebeneinander hergehen. Gregorys Gesicht ist finster wie der Meeresboden in hundert Kilometern Tiefe, aber Livi sieht echt aus, als hätte sie Glückspillen geschluckt. Sie grinst und grinst und grinst. (Ja, echt! Lächeln kann man das gar nicht mehr nennen!) Was ist mit der denn JETZT los? Ich denke, sie ist so hammerunglücklich, weil Gregory sie nicht zurückliebt? Ich kapiere gar nichts mehr.
Oder ist Madame Diamant vielleicht schneller als der Meeresblitz und hat bereits alles bestens geregelt? Aber warum guckt Gregory dann so miesmuschelig?
Puh! Das Leben ist echt kompliziert.
Wenn ich groß bin, werde ich vielleicht auch Kochbuchschreiberin, so wie Mama. (Die Liebesschmöker schreibt sie ja nur nebenbei.) Da werde ich dann aber nur so richtig feine Sachen reinschreiben. Mit richtig feinen Namen. Zum Beispiel: Fischfinger und Kartoffelplatsch! Mhmmm!
M ama hat zum Mittagessen
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