voll im Einsatz
widerspreche ich sofort. »Du MUSST mitkommen!«
Gerold lacht. »Ich glaube, ihr könnt auch ohne mich Spaß haben, meinst du nicht?«
Spaß? Hier geht es doch nicht um Spaß! Hier geht es um das Leben eines echt unglücklichen Kindes!
»Nein, Gerold, du MUSST mitkommen! Weil … weil …« Leider fällt mir so schnell kein wirklich guter Grund ein. Bis ich Livi etwas abseits stehen sehe. »Weil Livi bestimmt was ganz Schreckliches da drinnen finden wird – Tierquälereien und all so was – und dann brauchen wir unbedingt einen Erwachsenen als Zeugen!«
Ja, das ist ein guter Grund. Livi findet bestimmt was. Und Zeugen braucht man. Das war schon bei der Hühnerbefreiung so. Und darum geht’s ja überhaupt!
Doch Livi ist mir leider keine Hilfe.
»Ich gehe gar nicht rein«, behauptet sie plötzlich. »Ich … hab was zu Hause vergessen. Ich laufe noch mal schnell zurück. Bin gleich wieder da!«
Und – wutsch – ist sie auch schon losgerannt. Die blöde Kuh! Bevor ich sie noch hätte einweihen können und ihr hätte klarmachen können, wie wichtig es gerade jetzt ist, dass Gerold möglichst viel auf dem Gelände rumläuft. Damit er auch endlich das sieht, was er sehen soll!
Nicht nur ich, sondern auch die anderen schauen Livi verblüfft nach. Was könnte sie so Wichtiges zu Hause vergessen haben? Ihren Fotoapparat? Aber den hatte sie doch über der Schulter hängen!
Jetzt hängt er da nicht mehr. Sie hat ihn einfach abgestreift, um schneller laufen zu können. Komisch, sonst ist ihr der so wichtig, dass sie ihn nie irgendwo liegen lassen würde.
Ich hebe den Fotoapparat lieber auf, damit er nicht geklaut wird oder so. Dann denke ich weiter über meine Mission nach.
Puh, es ist manchmal ganz schön knifflig, so total auf sich allein gestellt allen zu helfen und dabei auch alles in die richtigen Bahnen zu lenken! Aber – tja – ich schätze, genau das denkt James Bond auch immer! Also auf, Malea Bond! Ich schiebe Gerold zügig in Richtung Tierschau-Eingang und los geht’s!
»Oh, was für hübsche Ponys!«, staunt Gerold, als wir hinter dem Kassenwagen die eingezäunte Weide sehen, und auch Kenny quietscht sofort begeistert auf.
Ponys? Was interessieren uns die Ponys! Ich bin mehr an den Menschen interessiert, die im Zirkus leben. Und an einem elfjährigen Menschen ganz besonders.
»Guck doch mal hier dieser Wohnwagen, Gerold!«, versuche ich ihn unauffällig auf die wesentlich wichtigeren Dinge aufmerksam zu machen. »Ist der nicht schick? Möchte mal wissen, wie der von drinnen aussieht! Du nicht?«
Gerold lacht nur. »Ob ich wissen möchte, wie der von innen aussieht? Ich gehe doch nicht in den Zirkus, um mir Autos oder Wohnwagen anzusehen! Ich glaube, Fräulein Martini, Sie haben heute morgen etwas zu viel am Geburtstagssekt genippt, was?«
Mist! Ich muss es wohl anders probieren. So einen Spruch kriegt James Bond jedenfalls nie zu hören.
Zehn Minuten lang sehe ich mir also geduldig Affen, Pferde, die Lamas, das große Kamel und sogar zwei riesige Schweine an, stapfe in zwei Stallzelte hinein und wieder heraus, versuche mein Bestes, ein wenig über die Schönheit des Pferdegeschirrs zu staunen, weil Tessa und Gerold das auch tun, und gehe sogar bereitwillig mit zu dem Tigerkäfig, der ganz klar der Höhepunkt der Tierschau ist. (Der Tiger schnarcht tief und fest. Schätze, der interessiert sich nur für Menschen, wenn die ihm appetitlich zubereitet in seinem Napf serviert werden.) Dann werde ich unruhig. Jetzt müssen wir wirklich allmählich mal Aua finden!
Ich setze mich auf einen Futtertrog und schaue mich um. Der Platz, den sie für die Tierschau eingezäunt haben, ist ziemlich groß. Trotzdem wird es immer voller. Mehr und mehr Leute kommen, um die Zeit bis zur Vorstellung zu nutzen. Und plötzlich sehe ich ihn. Durch das ganze Gedrängel von Menschen hindurch. Er hockt halb hinter einem Wohnwagen und beobachtet mich. Wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Jedenfalls grinst er jetzt, als ich ihn endlich erspähe. Mann! Der hat ja echte Geheimdienstqualitäten! (Er kann reden, stinkt nicht mehr und beschatten kann er anscheinend auch!)
Aua winkt mich zu sich rüber.
»Na?«, grüße ich ihn freundlich.
»Du hast ja deine ganze Familie mitgebracht!«, sagt Aua ein wenig vorwurfsvoll. »Und Herrn Grünberg auch!«
»Das war nicht meine Idee«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Das hat sich unsere Rema ausgedacht. Die hat heute Geburtstag. Und die hat auch Gerold eingeladen.«
»Na
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