voll im Einsatz
grunzig aus, als sie in ihre Straße abbog. Vielleicht sollte ich sie noch mal kurz anrufen?
Außerdem haben wir vorhin in der Schule noch einen anderen ziemlich bemerkenswerten Brief gefunden. Und zwar einen von MALEA! Meiner Schwester Malea!
Die süße Maus fragt doch tatsächlich um Hilfe für Livi und Kenny! Wusste gar nicht, dass die beiden Probleme haben! Meine Schwestern! Liebesprobleme! Warum sind sie da nicht gleich zu mir gekommen?
Was Malea aber natürlich nicht weiß, ist, WEN sie da um Hilfe gefragt hat. Und Dodo und ich haben uns sofort geschworen, ihr das auch nie zu verraten. Ist ja sozusagen Teil unseres Berufsgeheimnisses! Reine Ehrensache! Kein Wort, kein Grinsen, nichts in der Richtung wird uns über die Lippen kommen. Malea soll ganz das Gefühl haben, dass Madame Diamant ihr geholfen hat.
Und das wird Madame Diamant! Denn Madame Diamant hat für alles eine Lösung!
»Gib den Brief her!«, hab ich sofort gesagt. »Das erledige ich.«
Aber Dodo war so zickig drauf, dass sie darauf beharrt hat, dass der Brief in ihrem Stapel gelegen habe, und dass deswegen auch sie ihn beantworten werde.
»Oder willst du Maleas Brief gegen den anonymen Brief tauschen?«, hat sie mit perfekt harmlosem Augenaufschlag gefragt.
Also echt, Dodo ist so raffiniert! Aber meinen anonymen Verehrer lasse ich mir nicht nehmen. Ist ja wohl kajalstiftklar, dass der Typ MICH meint!
Ich sollte sie aber wirklich noch mal schnell anrufen, um zu checken, was sie Malea nun geantwortet hat. Huch, wo ist denn nun schon wieder mein Handy? Ah, in meinem Schminktäschchen. Klar, habe alles, was ich brauche an einem Ort!
»Dodo? – Ja, hi, ich bin’s! Hast du schon Malea geschrieben?«
Dodos glockenhelles, selbstzufriedenes Kichern am anderen Ende der Verbindung verrät mir, dass sie in der Tat schon einen Brief verfasst hat.
»Lies vor!«, bitte ich.
Dodo giggelt noch mehr. »Was gibst du mir dafür?«
Geben ? Hat die ein Pferd getreten?
»Spinnst du?« Ich halte vor Empörung einen Augenblick die Luft an.
Dodo gluckst noch mal, sagt dann aber mit entschiedener Stimme: »Wenn du unseren Verehrer kriegst, dann …«
» Meinen «, korrigiere ich. » Meinen Verehrer!«
»UNSEREN!«, bellt Dodo mir ins Ohr. »Wenn du den also kriegst, dann will ich wenigstens Mäuschen spielen dürfen!«
»Du willst zugucken, wie ich mich mit einem Date treffe?« Ich fasse es nicht.
Doch Dodo scheint das mehr als normal zu finden. »Hast du nicht gesagt, der Typ ist kein Date, sondern ein reines Geschäftsessen? Und da sollte ich ja dann wohl sowieso dabei sein, oder?«
»Tsssss!«, mache ich.
»Oder wolltest du Javi für heute etwa doch vergessen und dir ein nettes Stündchen mit irgendeinem Kerl machen, den du noch nie gesehen hast?« Ihre Stimme wird etwas weicher. »Und überhaupt, Tessa! Du kannst da nicht alleine hingehen! Ich meine, der könnte doch auch gestört sein oder was weiß ich! Also rein zu deiner Sicherheit werde ich AUF JEDEN FALL mitkommen!«
»Ach …«, mache ich baff.
Dodo ist sonst nie so bestimmerisch. Sie ist eigentlich echt leicht lenkbar. Aber – hat sie womöglich recht? Ist es leichtsinnig, sich mit jemandem zu treffen, den man gar nicht kennt?
»Na schön«, gebe ich schließlich nach. »Aber wehe, du setzt dich zu uns oder störst mich!«
Dodo kichert erfreut. »Ich werde schon ein Viertelstündchen eher da sein! Dann ist das ganz unauffällig.«
»Und wenn er dich sieht?«, gebe ich zu bedenken.
»Was dann?«, meint Dodo. »Der will Madame Diamant kennenlernen, aber er hat doch keine Ahnung, wer Madame Diamant ist! Dann sitzt am Nebentisch eben ein Mädchen, na und?«
»Okay«, seufze ich.
Und ein bisschen wohler ist mir tatsächlich dabei, dass Dodo ebenfalls da sein wird.
Außerdem kann ich dann doch den Tiger-Mini anziehen und das rückenfreie Top dazu, hihi! Ist zwar meiner Meinung nach sowieso genau das Richtige für einen geschäftlichen Termin, aber manche verstehen die harmslosesten Sachen ja totalo falsch! (Ob ich es wohl noch schaffe, mir den neuen goldenen Glitzerlack auf die Nägel zu pinseln? Würde doch gut zum Goldenen Hirschen passen, hihi!)
Ach, qué mala suerte , was für ein Pech, dass die Lehrer uns nicht die Chance gönnen, unsere Lebensberatung weiter auszubauen! Dieser Job bietet ja ungeheure Möglichkeiten! Wer weiß, wer uns noch alles geschrieben hätte, um mich kennenzulernen!
»Bist du schon mit den anderen Briefen fertig?«, fragt Dodo jetzt.
Die anderen Briefe?
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