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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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er ganz in der Nähe der Natur wohnt, in der wir rumwandern wollen. Außerdem unterrichtet er viele Schüler meiner Klasse.
    »Sag mal, Frau Freitag, was ist mit diesem Emre … der hat doch nichts drauf, oder?«
    »Nein, nein, Emre ist okay. Der ist sogar ziemlich schlau. Der wirkt immer sehr verschlossen, ist er aber eigentlich gar nicht.«
    Mein heimlicher Lehrplan dieses Ausflugs ist nämlich, dass Herr Müller meine Klasse besser kennenlernt, sie dann mehr mag und ihnen am Ende des Schuljahres mildere Zensuren gibt. Um 10.10 Uhr kommen Elif, Funda und Ayla an und telefonieren hektisch mit ihren Handys rum. Es stellt sich raus, dass der Rest der Klasse auf öffentliche Verkehrsmittel in der ganzen Stadt verteilt ist.
    Um 10.30 Uhr sind wir endlich vollzählig, und alle Schüler sind sich einig, dass wir uns nächstes Mal vor der Schule treffen sollten. »Sagt mal, Leute, ihr seid teilweise schon 18. Ihr geht in die 10. Klasse, habt Freundinnen oder Freunde, einige von euch hatten bestimmt schon Sex, und ihr wollt mir erzählen, dass ihr es nicht schafft, mit ein paar Bussen zu fahren?«
    Später stellt sich raus, dass Emre, Bilal und Abdul noch bei Edeka waren und endlos lang Süßigkeiten gekauft haben. Jetzt trotten sie alle drei mit ihren Plastiktüten vor mir her. Ich habe ein Déjà-vu, als ich Abdul mit der vollgepackten Tüte sehe. Als ich letztes Jahr mit meiner Klasse im Heidepark war, hatte er sich Wodka besorgt und mit 1,5 Liter River Cola gemischt. Diese Straftat aufzuklären, inklusive der Zeugenbefragung, um herauszubekommen, wer davon getrunken und wer den Alkohol besorgt hatte, dauerte den ganzen Nachmittag. Ich beschließe, seine Tüte heute zu ignorieren.
    Wir fahren alle zusammen mit noch einem Bus, und ich bin mir sicher, dass die Schüler spätestens jetzt nicht mehr nach Hause finden würden, wenn ich sie hier allein ließe.
    Und dann rein in die Natur. Wir latschen durch einen herrlichen Wald. Die Sonne scheint durch die Bäume, und alle kreischen fröhlich vor sich hin. Wie eingesperrte Vögel, die man zum ersten Mal fliegen lässt. Fahrradfahrer werden nicht gesehen, auch wenn sie von vorne kommen. Ständig halten die Schüler an und fotografieren sich in unterschiedlichen Formationen. »Frau Freitag, kommen Sie, Sie sollen auch mit rauf!« »Und jetzt bitte alle: KOKAIIIIN«, weist Funda als Fotografin an. Sagt man nicht mehr Cheese?
    Ich erzähle Interessantes und Uninteressantes aus meiner Jugend, Herr Müller debattiert mit Emre, Abdul und Bilal darüber, warum man die Polizei braucht.
    »Ohne Polizei könnten Frauen nachts nicht auf die Straße gehen«, sagt er. Ich habe nachts selten einen Polizisten dabei, egal, Hauptsache, sie lernen sich kennen. Die Mädchen und ich reden über die harte Anfangszeit in der 7. Klasse. Sie sind sehr reflektiert. Elif sagt zu Fatma: »Jaaa, Fati, du hast immer so viele Kraftausdrücke benutzt.«
    Ab und zu bemerken sie auch die wilde Natur: »Frau Freitag, Frau Freitag, kommen Sie schnell, hier sind zwei Wespen, die sich paaren!«
    Wir picknicken auf einer Lichtung, Brötchen, belegt mit Chips und Schokoladenkeksen, Herr Müller und ich wechseln uns beim Heimlich-Rauchen ab. Als ich an einem Klohäuschen sage, ich gehe mir mal kurz die Hände waschen, ruft mir Funda hinterher: »Ja, ja, Frau Freitag, gehen Sie ruhig rauchen. Viel Spaß.«
    Ich kann die Schüler erst um 15 Uhr dazu bewegen, den Rückweg anzutreten. Alle sind ausgelassen und fröhlich. Sie fangen wieder an, von einer Klassenfahrt zu träumen. Im Bus wird gesungen, zum Abschied werde ich von allen Mädchen gedrückt. Herr Müller sagt: »Eine wirklich nette Klasse. Und Emre – er ist sehr in Ordnung.«
    Die Schüler sagen: »Herr Müller – er ist ein Freak, aber korrekt.« Zu Hause gucke ich mir die Fotos und das kurze Video, das ich gemacht habe, an und bekomme einen Anflug von Panik bei dem Gedanken, dass ich meine Klasse nur noch ein Jahr habe.
    Niemaaals sitze ich neben sie!
    Komischerweise kommt nach einem guten Tag mit der eigenen Klasse gleich wieder ein grauenhafter Tag in einer anderen Lerngruppe. Mein Sargnagel – die Siebte in Englisch. Unterricht war das nicht, was ich da heute hingelegt habe. Nicht mal im Ansatz sah das nach irgendetwas aus.
    Falls jemand an einer gut funktionierenden Schule auch mal eine totale Chaosstunde haben möchte – also, wenn jemand mal meine Stunde nachunterrichten möchte, hier die Anleitung:
    Zunächst die Tische umstellen und dann eine

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