Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
Respekt, Menschenwürde und Ehre geht. Thilo Sarrazin hat um des eigenen Erfolgs willen die Würde vieler Menschen angegriffen. Das verabscheue ich zutiefst.
Kapitel 9
Ausblick
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Ich werde manchmal gefragt, ob ich meine Drehzahl nicht allmählich ein bisschen verringern werde. Jetzt, wo der Laden bei Porsche doch rund läuft, meine Familie versorgt ist und ich doch schon so viele gute Taten vollbracht habe. Gut gemeinte Ratschläge, die sich mit meinem zunehmenden Alter häufen. Aber ob es sich dabei um scherzhafte Nettigkeiten aus Anlass meines 50. Geburtstags handelt oder um die versteckten Wünsche meiner Jungs beim Thaiboxen: Ich werde weiter Vollgas geben! Ich könnte nicht zurückschalten, allein schon, weil mir die Vorstellung an einen entschleunigten Lebensabend Unbehagen bereitet. Sie würden sich ja auch keinen Porsche kaufen, um damit ausschließlich in verkehrsberuhigten Zonen unterwegs zu sein. Einen Traumurlaub an einem einsamen Strand der Malediven würde ich nach einer Stunde abbrechen, eine Wanderung in den Dolomiten oder eine Bootstour durch die französischen Kanäle ebenso. Kein Rednerpult, keine Zuhörer – wo sollte ich hin mit all meiner Energie? Mir geht es wie einem Spitzensportler, der nach seiner Karriere auch nicht von heute auf morgen auf hören kann: Sein Herz würde den plötzlichen Ruhestand nicht verkraften und kollabieren. Warum sollte ich kürzertreten? Es gibt noch so viel zu tun und ich habe so viel Energie! Und was kann schöner sein, als wenn man durch spürbare Erfolge belohnt wird?
Im Januar 2012 war es Zeit geworden, das erfolgreiche Geschäftsjahr bei Porsche nicht nur für das Unternehmen zu einem zählbaren Erfolg zu machen. Sonderzahlungen haben Tradition bei Porsche, aber sie müssen in jedem Jahr aufs Neue erkämpft werden. Das geht nicht ohne einen starken Betriebsrat und ohne eine starke Gewerkschaft. Dafür braucht man aber auch Arbeitgeber mit Herz – und solche haben wir bei Porsche. 1993 hatten wir kein Geld, dennochglaubten wir, unserer treuen Belegschaft etwas bieten zu müssen. Also erfanden wir die »Hocketse«, das Sommerfest für alle Kolleginnen und Kollegen sowie ihre Angehörigen. Es gab Spätzle, Linsen und selbstgezapftes Bier – ein bescheidenes Zeichen des Dankes an unsere Leute, die das ganze Jahr über gute Leistung erbracht hatten, obwohl sie nicht frei von der Sorge waren, wie es in diesen schwierigen Zeiten mit Porsche weitergehen würde. Dann kamen die Jahre, in denen es uns besser ging. Umsätze und Gewinne stiegen und wir erkannten die Notwendigkeit, eine Balance zwischen Kapital und Arbeitnehmerinteressen zu wahren. Es gab viele schlechte Beispiele in anderen Unternehmen. Das Streben nach Maximalprofit auf der einen Seite und unentgeltliche Mehrarbeit sowie Lohndumping auf der anderen konnten nicht gutgehen, dazu brauchten wir nicht den Untergang des Schlecker-Imperiums als Beleg.
Bei Porsche gibt es eine ganz einfache Firmenphilosophie: Wenn unsere Leute gute Arbeit geleistet haben, dann muss auch ein Teil des Geldes an die Belegschaft zurück gegeben werden. 2011 schafften wir es, jeweils 1 700 Euro an insgesamt 8 500 Kolleginnen und Kollegen des Konzerns zurückzugeben. Ein Jahr später trugen der enorme Einsatz und die Leistung der Belegschaft noch größere Früchte. Wir hatten 2011 so viele Autos wie nie zuvor entwickelt, gebaut und verkauft: 118 868 Stück! Ende Februar 2012 sahen wir uns dementsprechend in der angenehmen Lage, eine Prämie zu zahlen, die es in dieser Höhe nie zuvor in der Firmengeschichte gegeben hatte. Jeder Kollege und jede Kollegin bekam eine einmalige Sonderzahlung von 7 600 Euro! Ich versah diese Rekordprämie mit einem Adjektiv, das ich bis dahin noch nicht benutzt hatte: genialintergalaktisch . 7 600 Euro für jeden Mitarbeiter! Ob Ingenieure, Lagerarbeiter, ob Pförtner oder Küchenhilfe:Sie alle sollten in diesen Genuss kommen, auch wenn sie mit dem Autobau direkt nichts zu tun hatten. Unsere Kolleginnen und Kolleginnen und Kollegen in der Küche haben doch den gleichen Einsatz gezeigt und uns durch ihre tägliche Arbeit nicht nur gutes Essen bereitet, sondern durch ein Höchstmaß an Hygiene für das Wohl der Belegschaft gesorgt. Hier greift doch ein Rad ins andere, denn wenn die Kolleginnen und Kollegen in der Küche schludern und die Vorschriften lässig und schlampig befolgen würden, wäre ein Teil der Belegschaft womöglich immer krank. So aber bekommen der Ingenieur in
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