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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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neuem.
    »Mach es schon auf!«
    Ich nahm den Deckel ab, ehe ich es mir noch einmal anders überlegen konnte. Wir starrten alle auf den Gegenstand, der in der Schachtel lag. »Ein Schlüssel?«, meinte Allie, deren Verwirrung deutlich in ihrer Stimme zu hören war. Auch ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    Sie nahm den Schlüssel in die Hand – einen schlichten silberfarbenen Schlüssel. »Wow, Scheiße.« Ein entsetzter Blick in meine Richtung. »Sorry, Mami.«
    Ich machte mir nicht einmal die Mühe, sie für ihre Ausdrucksweise zu tadeln. Dafür war ich viel zu sehr beschäftigt. Ich nahm Allie den Schlüssel ab und betrachtete ihn näher. In das Metall war eine Nummer eingestanzt – 287 –, doch davon abgesehen gab es keine besonderen Auffälligkeiten, anhand deren man ihn hätte identifizieren können.
    »Ich glaube, das ist ein Schlüssel zu einem Tresorfach«, meinte Laura.
    »Echt?« Allie beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Dann ist das ja wie bei Spionen und so. Irgendjemand schickt dir einen geheimnisvollen Hinweis, und du musst das Puzzle zusammensetzen.« Sie nickte begeistert. Diese Vorstellung schien ihr ausgesprochen gut zu gefallen. »Mann, echt cool, Mami!«
    »Hm«, erwiderte ich.
    »Also gehen wir«, sagte sie.
    »Zum Einkaufszentrum?«
    »Mann! Zur Bank.« Sie nahm den Schlüssel. »Ich meine, das ist ja total wie bei Sydney Bristow von Alias – du weißt schon.«
    »Ich weiß eigentlich nicht – «
    Aber Allie unterbrach mich. »Komm schon, Mami! Bist du denn gar nicht neugierig?«
    Ich war sogar sehr neugierig, aber ich hatte nicht vor, das vor Allie zuzugeben. Nachdem ich nun Zeit gehabt hatte, zumindest kurz über die Situation nachzudenken, war mir eines klar geworden: Ich hätte einfach behaupten sollen, dass der Schlüssel mir gehörte, dass ich ihn verloren und Marissa ihn mir nun zurückgebracht hätte.
    Eine hübsche kleine Lüge, die mir aber leider zu spät eingefallen war.
    Ich nahm Allie erneut den Schlüssel aus der Hand. »Es ist nur ein Schlüssel, mein Schatz. Nichts weiter. Wahrscheinlich hätte eigentlich noch eine Notiz dabei sein sollen. Vermutlich ist es noch nicht einmal ein Tresorschlüssel, sondern einfach nur der Schlüssel für ein ganz normales Schließfach am Bahnhof oder so. Irgendein Schließfach voller Kunstblumen, die mir Marissa hinterlegt hat, weil ich sie aussortieren soll. Schließlich habe ich mich gestern als Begleitperson nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vielleicht will sie mir ja nur eins auswischen.«
    »Dann ruf sie an«, schlug Allie vor. »Und wenn es nicht so ist, dann gehen wir zur Bank.« Sie nahm das schnurlose Telefon, das auf dem Küchentisch lag, und streckte es mir auffordernd entgegen.
    Ehe ich ihr jedoch das Telefon abnehmen konnte, klingelte das gute Ding. »Wahrscheinlich weitere Anweisungen von unserem geheimnisvollen Auftraggeber«, meinte Allie und hob ab. »Spies’R’US«, begrüßte sie den Anrufer.
    Ich sah Laura an und rollte mit den Augen. »Keine weitere 24, und die ganzen Alias-DVDs werde ich bestimmt auch verstecken«, flüsterte ich.
    Während sie dem Anrufer lauschte, wurden Allies Wangen immer röter. Jetzt warf ich Laura einen wissenden Blick zu. Ein Junge, gab ich ihr zu verstehen. Und tatsächlich sagte Allie als Nächstes: »Nein, nein. Ich bin es. Hi, Troy. Nein, natürlich störst du mich nicht. Ich kann total problemlos reden.«
    Den Hörer an ihr Ohr gepresst, verließ sie die Küche. Sie ging nach oben, wo sie sich zweifelsohne auf ihr Bett legen, die Füße an die Wand pressen und die nächsten drei Stunden am Telefon verbringen würde. Nicht mit Troy. Aber die intensive Analyse des Anrufs mit achtundzwanzig ihrer engsten Freundinnen, um jede kleine Nuance von Troys Worten, Tonfall und Haltung ihr gegenüber zu sezieren, würde bestimmt mindestens so viel Zeit in Anspruch nehmen.
    Das bedeutete allerdings auch, dass ich mir keine Sorgen mehr machen musste, was den Schlüssel betraf.
    Laura nickte in Richtung Garage und sagte halblaut: »Möchtest du mir wirklich bei der Entsorgung des… äh… Geschenks helfen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt. Das machen wir heute Abend wie geplant. Jetzt will ich mich darum kümmern.« Ich hielt den Schlüssel hoch. »Kommst du mit?«
    Laura zögerte und schüttelte dann ihrerseits den Kopf. »Ich habe leider wahnsinnig viel Wäsche zu erledigen«, sagte sie. »Außerdem ist Mindy wahrscheinlich inzwischen von ihrer Chorstunde zurück, und

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