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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ich befürchte, dass ich ein völliges Nervenbündel wäre, wenn ich nicht alle fünf oder sechs Minuten nach dem Wagen sehen könnte.«
    Ich nickte. Ich konnte gut verstehen, was sie meinte. »Ich möchte die Kinder nicht allein lassen. Könntest du vielleicht schnell mit meinem Wagen Eddie aus der Bücherei abholen?«
    »Klar«, erwiderte sie. Während Laura weg war, um Eddie zu holen, ging ich durch unser Haus und kontrollierte alle Außenverriegelungen. Ich steckte meinen Kopf in jedes Zimmer, jeden Schrank und unter jedes Bett. (Außer natürlich Allies Bett, aber nur deshalb, weil mir kein plausibler Grund einfiel, auch dort herumzuschnüffeln.) Alles war zum Glück so, wie es sein sollte.
    Timmy entdeckte ich im Wohnzimmer, mit der Nase fast am Fernseher und völlig nackt.
    Ich seufzte und zerrte ihn ein wenig von dem Apparat weg, so dass ich zumindest später einmal guten Gewissens vor dem Augenspezialisten beteuern konnte, dass ich ja versucht hätte, seine Augen zu schützen. Dann zog ich ihm seine Strumpfhose wieder an. »Warum hast du dich völlig ausgezogen?«, wollte ich wissen.
    Er schaffte es nur für einen kurzen Moment, den Blick vom Fernseher zu lösen. »Muss tanzen, Mami.«
    Okay. Was konnte man da noch sagen?
    »Bleib bitte hier«, erklärte ich. »Noch näher, und Dora muss leider gehen. Verstehst du?«
    Ein ernstes Nicken.
    »Und lass deine Hose an.«
    »Keine Hose. Strumpfhose.«
    Das war mein Junge, wie er leibt und lebt. Nur nicht ungenau werden.
    »Mami geht jetzt nach oben. Ich komme gleich wieder. Sei bitte brav.« Aber er hörte mir bereits nicht mehr zu. Er war zu der Landkarte, dem Mädchen und dem sprechenden Geld zurückgekehrt. Kein schlechter Plan, wenn man bedachte, was es sonst noch so alles auf der Welt gab.
    »Füße von der Wand«, sagte ich automatisch, als ich klopfte und die Tür zu Allies Zimmer öffnete.
    »Einen Moment«, murmelte sie ins Telefon und rollte sich zur Seite, um mich ansehen zu können.
    »Ich gehe noch mal weg, sobald Laura mit Eddie hier ist«, erklärte ich und hoffte, dass der Telefonanruf sie tatsächlich derart abgelenkt hatte, dass sie nicht mehr mitkommen wollte. »Hilf Eddie bitte, auf deinen Bruder aufzupassen – in Ordnung?«
    »Kein Problem, Mami. Echt kein Problem. Soll ich auch ein paar Ladungen Wäsche machen?«
    Da ich nicht naiv bin, begannen in meinem Inneren sogleich einige Alarmglocken zu klingeln. »Klar«, sagte ich. »Und vielleicht könntest du auch noch die Badezimmer putzen. Ich glaube, auf eurer Badewanne wächst ein Pilz, den man inzwischen als Medizin gegen Ebola einsetzen könnte.«
    »Kein Problem«, entgegnete sie zufrieden.
    Aha – irgendetwas stimmte tatsächlich nicht. »Raus damit«, sagte ich. »Was willst du?«
    »Nichts«, erwiderte Allie. Es gelang ihr sogar, eine empörte Miene aufzusetzen, die mir zeigen sollte, wie sehr es sie verletzte, dass ich ein anderes Motiv als reine Großherzigkeit hinter ihrem Angebot vermutete.
    »Dann ist ja alles gut«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Äh, Mami?«
    Ich drehte mich wieder zu ihr um. »Hm?«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob… Na ja… Ob ich heute Nachmittag zum Strand kann.«
    »Zum Strand?« Irgendetwas stimmte hier tatsächlich nicht. Wir leben in einer Küstenstadt. Gewöhnlich bietet man nicht an, die Wäsche zu machen und die Toiletten zu putzen, wenn man nur einfach so an den Strand will.
    »Genau. Geht das?«
    »Mit wem?«
    »Mindy kommt auch mit.«
    »Also du und Mindy wollen zum Strand?«
    »Äh… Nicht nur.«
    Ich trat ins Zimmer und setzte mich auf den Rand des Bettes und warf einen Blick auf den Hörer. »Ist das Mindy?«, wollte ich wissen. Sie nickte, und ich nahm ihr den Hörer ab. »Sie ruft dich gleich zurück – okay?«, sagte ich und legte auf.
    »Also«, erklärte ich und sah meine Tochter ernst an. »Raus damit.«
    »Es ist nur so, dass Troy Myerson mich gefragt hat, ob ich komme, und… Na ja… Es ist Troy Myerson! Und ich finde ihn echt cool, Mami.«
    »Das habe ich mir schon fast gedacht«, erwiderte ich und dachte an David, der schon länger als ich von dieser Tatsache gewusst hatte. (Ich bin schließlich ja auch nur die Mutter, nicht wahr?)
    »Darf ich?«
    »Um einen Jungen zu treffen?« Ich schüttelte den Kopf. »Du weißt, was wir dazu gesagt haben. Mir ist völlig egal, wie das andere Eltern handhaben, aber du fängst erst an, mit Jungs auszugehen, wenn du sechzehn bist.«
    »Ich weiß! Aber das ist überhaupt kein Date

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