Vom Daemon verweht
keine andere Wahl. Wir hätten natürlich die Leichen irgendwo ablegen können. Aber es gab keine Möglichkeit, das zerstörte Auge zu kaschieren, und normalerweise wird die Polizei misstrauisch, wenn sie über derartige Verletzungen stolpert. Es hätte bestimmt eine Untersuchung gegeben. Wenn ihre Nachforschungen bis zu mir geführt hätten – nun ja… Was hätte ich dann tun können? Ich hatte wahrlich keine Lust, Weihnachten in einem Besucherraum im Gefängnis von St. Quentin zu verbringen. Und ich wollte auch nicht, dass Mindy ihre Mutter Laura dort sehen musste.
Deshalb wiederholte ich jetzt auch meinen ursprünglichen Vorschlag. »Wir können die Leiche in unseren Van laden«, meinte ich.
Aber Laura schüttelte den Kopf. »Nein. Ohne Kofferraum ist das viel zu auffällig.«
»Aber wir haben sie doch eingewickelt«, widersprach ich. Laura machte sich nicht einmal die Mühe, mir zu widersprechen. Ich zuckte mit den Achseln. Sie hatte recht. Eine Leiche, die in Abdeckplanen eingewickelt war, sah genau danach aus – nach einer Leiche in Abdeckplanen.
»Wir packen sie in Pauls Kofferraum und fahren sie dann nach Anbruch der Dunkelheit zur Kathedrale.«
»Und wenn Paul plötzlich aus irgendeinem Grund seinen Wagen benutzen will?«
Sie machte ein genervtes Gesicht. »Das will er bestimmt nicht. Er ist mit seinem neuen Thunderbird nach San Diego gefahren. Dort veranstaltet er angeblich irgendeine Konferenz für seine Konzessionsinhaber. Er wird bestimmt nicht vor morgen Abend zurück sein.«
»Es ist trotzdem ein Risiko«, meinte ich. »Wir können den Körper zwar sehr fest einwickeln, aber wir können nicht garantieren, dass sich nicht irgendwo ein kleines Beweisstück in eurem Kofferraum wiederfinden würde.« Klang ich nicht wie eine professionelle Forensikerin? Ich hatte angefangen, mich etwas mit Kriminalistik und Forensik zu beschäftigen, nachdem mir klar geworden war, dass ich in Zukunft in ganz San Diablo für die Entsorgung toter Dämonen zuständig sein würde und besser wusste, worauf ich mich einließ.
»Ganz ehrlich, Kate«, erklärte Laura, »jetzt heb schon den verdammten Leichnam hoch! Wenn Paul dafür ins Gefängnis muss, dann weiß ich zumindest endlich, wo er die Nacht verbringt.«
Sie hatte recht. Und da es zu meinen Grundsätzen gehört, niemals mit einer aufgebrachten Ehefrau eine Diskussion zu beginnen, packte ich den Dämon an den Schultern. Laura hob die Füße hoch, und wir schleppten den leblosen Körper mehr schlecht als recht zu Lauras Kofferraum. Sie hatte den Wagen zuvor rückwärts in unsere Garage gefahren und den Kofferraum geöffnet. Nun mussten wir uns nur noch an der vorderen Stoßstange unseres Vans und dem Turm von Weihnachtsschachteln, die Stuart in der Woche zuvor vom Dachboden heruntergebracht hatte und die von mir noch nicht ausgepackt worden waren, vorbeizwängen.
»Auf drei«, sagte ich, sobald wir vor dem offenen Kofferraum standen. »Eins… zwei… drei!« Wir hievten die eingepackte Leiche ins Wageninnere, wo sie mit einem dumpfen Schlag landete.
Gleichzeitig öffnete sich die Tür zwischen Küche und Garage. »Mami?«
Verdammt!
Während Laura entsetzt aufschrie, knallte ich den Kofferraumdeckel zu und wirbelte blitzschnell herum. Mir gegenüber stand meine Tochter.
»Mann, Mami! Ihr habt mich schon wieder fast zu Tode erschreckt!«
»Dich zu Tode erschreckt? Was fällt dir ein, dich so anzuschleichen?« Ich zeigte auf Laura. »Du hast ihr gerade zehn Jahre ihres Lebens geraubt!«
Allie sah mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte, was unter den gegebenen Umständen nicht ganz unverständlich war. »Ich habe mich nicht angeschlichen, sondern ganz normal nach dir gesucht.« Sie betrachtete Laura aus schmalen Augen. Ihre Stirn war misstrauisch gerunzelt. »Was tut ihr da eigentlich?«
Sie trat einen weiteren Schritt an den Wagen heran, und ich stellte mich ihr rasch und entschlossen in den Weg. »Gar nichts.«
»Gar nichts?« Sie zog eine Augenbraue hoch. Ihre Stimme klang herausfordernd. »Das sieht mir aber gar nicht nach gar nichts aus. Und was macht Mrs. Duponts Auto eigentlich in unserer Garage?« Sie machte noch einen Schritt nach vorn und reckte dabei den Hals, als ob sie versuchen wollte, in Lauras Kofferraum zu blicken. Ich drehte mich rasch um. Zum Glück war der Deckel tatsächlich zu.
»Du bist genauso schlimm wie damals mit sechs. Kannst du dich noch erinnern, wie du das Puppenhaus entdeckt hast?«
Allie warf einen erneuten
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