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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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bewegen. Alle diejenigen, die er berührte, gingen zu Boden. Und alle, die zu Boden gingen, blieben liegen.
    Dann war es vorüber. Ich kam wieder in die Höhe, stützte mich mit der Hand an einer mit Brennspuren übersäten Wand ab und stellte fest, daß in dem Zimmer nur noch Ian und ich selbst auf den Beinen waren. Nicht einer der anderen Dorsai draußen war mir gefolgt. Die drei Attentäter lagen auf dem Boden und rührten sich nicht. Einem von ihnen war das Genick gebrochen worden. Auf der anderen Seite des Zimmers lag ein zweiter Toter, aber er wies keine sichtbaren Verletzungen auf, die ihn das Leben gekostet hatten. An dem Schädel des massigen Mannes – des Ex-Ringers – erkannte ich auf der rechten Seite ein großes Loch, wie von einem Keulenhieb.
    Als ich von den drei Leichen aufsah, stellte ich fest, daß ich nun in dem Raum allein war. Ich trat in den Korridor zurück und traf dort nur auf Pel und Charley. Ian und die anderen Dorsai waren bereits fortgegangen.
    „Wo ist Ian?“ fragte ich Charley. Meine Stimme war ein wenig undeutlich, so wie die eines Angetrunkenen.
    „Lassen Sie ihn jetzt allein“, erwiderte Charley. „Sie brauchen ihn nun nicht mehr. Das dort waren die Mörder Kensies. Und die Soldaten des Expeditionskorps sind bereits verständigt worden und haben ihre Durchsuchung von Blauvain abgebrochen. Was wollen Sie noch mehr?“
    Ich schüttelte die Benommenheit ab. Und erinnerte mich daran, daß ich Polizist war.
    „Ich muß ganz genau wissen, was geschehen ist“, sagte ich. „Ich muß wissen, ob es Notwehr war oder …“
    Meine Zunge war plötzlich wie gelähmt, und ich sprach nicht weiter. Es war lächerlich, einem nackten Mann auf irgendeine Weise die Schuld geben zu wollen an dem Tod dreier schwerbewaffneter Attentäter, die sein Leben bedroht hatten, wie ich auf dem Bildschirm des Türmelders selbst hatte beobachten können.
    „Nein“, sagte Charley. „Dies hier ist passiert, während in Blauvain Kriegsrecht galt. Ihr Büro wird darüber einen entsprechenden Bericht von unserer Kommandantur erhalten. Aber tatsächlich obliegt die ganze Sache nicht einmal Ihrer Zuständigkeit.“
    Ein Teil der Anspannung, die zuvor in ihm gewesen war, schien nun aus ihm herauszutropfen. Er schenkte mir ein zaghaftes Lächeln und ähnelte jetzt wieder mehr dem freundlichen Offizier, den ich vor Kensies Tod gekannt hatte.
    „Doch das Kriegsrecht wird in Kürze aufgehoben“, fügte er hinzu. „Vielleicht möchten Sie Ihre eigenen Leute benachrichtigen und hierherbeordern, um die Einzelheiten von ihnen klären zu lassen.“
    Und er trat beiseite, um mir den Weg freizugeben.
     
    Tags darauf zeigten die Söldner des Exotischen Expeditionskorps auf andere Art und Weise ihre Sympathie für Kensie.
    Sein Leichnam war feierlich in der Großen Halle des Ministerialgebäudes der Stadt Blauvain aufgebahrt worden, damit ihm die Öffentlichkeit die letzte Ehre erweisen konnte. Beginnend in der Morgendämmerung und auch während des ganzen wolkenlosen Tages über – es war jene Art von Tag, die mit strahlender Heiterkeit denen zu spotten schien, die nicht einfach einen toten Kameraden begraben und dann vergessen wollten – defilierten die Soldaten an dem Sarg vorbei, in dem Kensie unter der transparenten Abdeckung lag und, gekleidet in seine Paradeuniform, in voller Größe zu sehen war. Jeder von ihnen berührte während des Vorbeigehens den Sarg sanft mit den Fingerspitzen oder richtete noch ein letztes Wort des Abschieds an den Toten oder tat beides. Es waren über zehntausend Soldaten, die an ihm vorbeischritten, jeweils nur immer einer zur Zeit. Sie trugen Kampfanzüge und waren nicht bewaffnet … und ihre Reihe schien endlos.
    Aber das war noch nicht alles. Die Zivilbevölkerung von Blauvain hatte zu beiden Seiten der Straße Aufstellung bezogen, durch die sich die lange Schlange der Söldner dem Aufbahrungsort Kensies entgegenwand. Die Zivilisten handelten damit entgegen einer ausdrücklichen Polizeiorder, und meine Leute waren nicht in der Lage, die Versammlung aufzulösen. Die Situation gab der Blauen Front die beste denkbare Möglichkeit, Aufruhr zu stiften. Eine Hitzegranate etwa, die in die lange Reihe der langsam marschierenden und unbewaffneten Soldaten gefeuert wurde … Doch es geschah nichts.
    Als der Mittag näher kam und dann verstrich, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignet hatte, kam mir eine mögliche Begründung dafür in den Sinn: Es war etwas in der Stimmung der versammelten

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