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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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sozusagen miteinander synchrongeschaltet. Als ich Professor Jiminez von dieser Entdeckung unterrichtete, machte er ein verdutztes Gesicht, um gleich darauf merkwürdig zu lächeln. Auf meine Frage, ob er sich was dahinter denken könne, zuckte er jedoch mit der Schulter. Ich zuckte ebenfalls mit der Schulter und nahm mit der Mondstation Kontakt auf. Der dortige Roboter wurde gemäß meinen Instruktionen stillgelegt und untersucht. Und da er, wie ich es nicht anders erwartet hatte, tatsächlich mit dem entsprechenden Empfänger versehen war, konnte ich meine Aufgabe als erfüllt ansehen. Das rätselhafte Parallelverhalten war aufgeklärt. Herauszufinden, wer den Robotern den Sender respektive Empfänger eingebaut hatte und warum, war nicht meine Sache. Für die Köpfe von Menschen bin ich nicht zuständig.
    Professor Jiminez dankte mir, noch immer das merkwürdige Lächeln im Gesicht, und geleitete mich zur Tür. Eben da trat Miecke, einen gewaltigen Verband um die Brust, herein und zog mich, sobald er gehört hatte, wer ich sei, mit sich in sein Zimmer.
    ›Ich komme direkt vom Mond‹, sagte er, nachdem er die Tür sorgfältig geschlossen hatte. ›Als ich erfuhr, daß Sie hinter die Geschichte gekommen sind, bin ich sofort losgeflogen. Hoffentlich haben Sie den andern noch nicht alles erzählt. Vor allem Yvonne darf nichts erfahren.‹
    ›Ich habe‹, gab ich ihm zu verstehen, ›nur die technischen Hintergründe aufgeklärt, nicht die menschlichen.‹
    ›Aber Sie können sie sich denken‹, meinte Miecke.
    ›Ich nicht, aber wenn mich nicht alles täuscht, kann Professor Jiminez sie sich denken. Jedenfalls trat ihm, nachdem ich ihm die technischen Vorgänge auseinandergesetzt hatte, ein vielsagendes Lächeln aufs Gesicht.‹
    ›Aber gesagt hat er nichts?‹ vergewisserte sich Miecke ängstlich.
    ›Bis jetzt nicht.‹
    ›Dann sagt er auch später nichts!‹ rief Miecke erleichtert aus. ›Ich kenne den Professor, was der nicht gleich sagt, das sagt er nie. Und meine Strafe habe ich ja auch weg.‹
    Nach diesem Dialog schien Miecke das Interesse an mir verloren zu haben. Ich verabschiedete mich, nun ebenfalls ein vielsagendes Lächeln im Gesicht. Wenig später hörte ich, daß Miecke und Yvonne ein glückliches Paar geworden seien. Doktor Karmen hingegen ließ sich auf den Mond versetzen. Ob er der dortigen Assistentin den Hof machen wird, ist zweifelhaft. Seine irdischen Erfahrungen waren nun einmal nicht sehr ermutigend, auch wenn er sich damit hätte trösten können, daß er sie allein Mieckes Eifersucht verdankte. Die nun war der menschliche Hintergrund der ganzen Geschichte. Als Miecke an Stelle des erkrankten Doktors, den er als Rivalen in der Werbung um Yvonne fürchtete, auf den Mond fliegen sollte, programmierte er Oskar darauf, das Verhalten des Doktors detailgetreu nachzuahmen, baute ihm den Sender ein und erteilte ihm den Befehl, niemand an das bewußte Knöpfchen heranzulassen. Auf dem Mond angekommen, baute Miecke dem dortigen Roboter bei der ersten Gelegenheit den fürsorglich mitgebrachten Empfänger ein und konnte nun am Verhalten des Mondroboters haargenau ablesen, was Karmen in Mieckes Abwesenheit anstellte. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, daß der Doktor auf Oskar einhämmern würde, weshalb Miecke, als Oskar den Schlag nachahmte und die Nachahmung als Auftrag an den Mondroboter sendete, von diesem ganz unverhofft getroffen wurde. Auf diese Weise trug nach dem Doktor auch dessen eifersüchtiger Kollege ein zertrümmertes Schlüsselbein davon. Und damit sind die beiden noch glimpflich davongekommen. Wenn Oskar das Sprachzentrum nicht in der Brust, sondern, wie unsereiner, im Kopf gehabt hätte, wären Karmen und Miecke mit zertrümmerter Hirnschale aus der Geschichte gegangen.«
    Fontanelli hatte seine Erzählung beendet und blickte nun in die Gesichter seiner Zuhörer. Da keine Ironie in ihnen zu erkennen war und der Schwerenöter sogar anerkennend nickte, war der Automatendoktor sich des vollen Erfolges seiner Geschichte sicher und lehnte sich zufrieden zurück.
    »Das war wieder mal was Hübsches«, äußerte sich jetzt Stroganoff. »Der Roboter ist aber auch eine ergiebige Figur; kein Wunder, daß er in vielen Geschichten die Hauptrolle spielt. Und in dieser spielt er eine originelle.«
    »Dabei ist das Prinzip der Parallelschaltung, auf dem die Geschichte beruht, im Grunde uralt«, meinte Wirsing, »für den Einsatz der Roboter aber birgt es immer neue und geradezu

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