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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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führte auch dazu, dass ich mal Bockmist im Job
gemacht hab. Dafür hat mich Banzer vor versammelter Mannschaft angemacht. Ich
war wie vor den Kopf geschlagen. Hinterher rief er mich zu sich in sein Büro.
Er hat sich zwar nicht entschuldigt, aber wie ein Pastor herumgeseiert. Später
hab ich erkannt, dass diese schleimige Art seine Masche war. Aber da war’s
schon zu spät. Er hatte mich so eingewickelt, dass ich ihm auf den Leim
gegangen bin.«
    »Soll das heißen, dass Sie ein Verhältnis mit ihm
hatten?«
    Sie bewegte energisch den Kopf. »Ein Verhältnis
bedeutet für mich, dass man jemanden liebt. Wenn Sie nur miteinander pennen,
muss das aus meiner Sicht kein Verhältnis sein.«
    Jetzt schüttelte Christoph den Kopf. »Das ist eine
interessante Interpretation. Wenn ich das recht verstanden habe, leben Sie in
einer Partnerschaft. Und Harald Banzer war verheiratet.«
    Sie sah ihn spöttisch an. »In welcher Welt leben Sie
denn? Mit jemandem ein Date zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass man auch
eine Beziehung bis ans Lebensende eingehen möchte.«
    Christoph ließ das unkommentiert, während Große Jäger
ein breites Grinsen zeigte.
    »Hat irgendjemand von Ihrem … äh … Verhältnis mit
Banzer gewusst?«
    Mit der Erinnerung daran stieg ihr die Zornesröte ins
Gesicht.
    »Als ich nicht mehr mit ihm ins Bett gehen wollte, hat
er Einzelheiten unserer intimen Begegnung ausgeplaudert.«
    »Wem gegenüber?«
    »Allen, die es wissen wollten. Und auch denen, die
sich für solche Storys nicht interessieren.«
    »Hat Ihr Freund davon erfahren?«
    Sie nickte ernst. »Klar. In Bredstedt bleibt nichts
geheim. Hier kennt fast jeder jeden. Und solche Themen gehen rum wie ein
Lauffeuer. Da zerreißen sich die Leute doch mit Begeisterung das Maul. Und wie
bei der stillen Post hat jeder Zweite etwas hinzugedichtet. Es war anfangs sehr
schwer, durch die Stadt zu gehen. Die haben doch alle geglaubt, ich wär die
Nutte vom Dienst. Ich hab danach sogar eindeutige Angebote bekommen.«
    Ellen Heckert hatte ihre vorgeschobene Kessheit
verloren. Tränen lösten sich aus ihren Augen und verschmierten die
Wimperntusche.
    »Hatte Harald Banzer Feinde?«, wollte Christoph zum
Abschluss wissen.
    Die junge Frau überlegte lange.
    »Ich glaube schon, dass es eine Menge Leute gab, die
ihn nicht mochten.«
    »Warum sind Sie nicht zu Ihrem Chef gegangen, zu Herrn
Roth, und haben ihn um Unterstützung gebeten?« Für Große Jäger schien diese
Lösung nahe liegend.
    »Der hat ja nie Zeit für uns. Der rackert wie ein
Berserker. Er kommt morgens immer als einer der Ersten und ist abends häufig
der Letzte. Und dann nimmt er sich auch die Arbeit mit nach Hause. Bei dem
bekommen Sie nur ganz schwer einen Termin. Dafür steht er viel zu sehr unter
Druck.«
    »Was meinen Sie mit Druck?«
    »Erfolgsdruck. Der Dürkopp schaut ab und zu vorbei.
Und auch wenn der nur selten da ist, hat er ein Gespür für die kleinste
Unebenheit. Auch wenn der Roth selbstsicher tut, zittert er ja förmlich, wenn
der Dürkopp sich angekündigt hat. Dann muss hier alles springen. Und das wurde
noch viel schlimmer, als Harald Banzer hier aufkreuzte. Glauben Sie, wir haben
nicht bemerkt, dass er vom Dürkopp geschickt wurde?«
    Sie holte ein Papiertaschentuch hervor und tupfte sich
die Tränen ab, bevor sie fortfuhr.
    »Wir haben manchmal mit dem Mutterhaus in Essen zu
tun. Bei passender Gelegenheit haben wir uns einmal bei den dortigen Kollegen
nach Banzer erkundigt.«
    »Und, was haben Sie erfahren?«, wollte Christoph
wissen.
    »Ein Schleimer war er«, schimpfte sie, »ein
widerwärtiger Schleimer. Der hat die Arbeit anderer als seine ausgegeben. Und
dann ist er immer um den alten Dürkopp herumgehüpft, dieser Speichellecker. Hat
ihm die Aktentasche getragen. Seine größten Erfolge hat er damit erzielt, dass
er dem Chef bunte Folien für irgendwelche Vorträge gepinselt hat. Und selbst
die Ideen dazu waren meistens bei anderen abgekupfert.«
    »Eine letzte Frage, Frau Heckert. Können Sie uns etwas
zum gestohlenen Lkw sagen?«
    »Tut mir Leid, mit dem Fuhrpark hab ich nichts zu tun.
Ich habe nur heute Morgen gehört, dass der Wagen vom Betriebsgelände
verschwunden ist.«
    Als die junge Frau den Raum verlassen hatte, um den
nächsten Angestellten zu den beiden Polizisten zu schicken, sah Christoph
seinen Kollegen an.
    »Das ist ja ein ganz anderes Bild des Toten, als es
uns vorhin der kaufmännische Leiter gezeichnet hat. Insbesondere hat uns der
Herr Roth die

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