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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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vulkanische, die ozeanische, die stille und die spirituelle Ekstase. Die vulkanische Ekstase mit ihrer leidenschaftlichen, animalischen Energie baut sich über den Körper und die Sinne auf, über das Nehmen und Genommenwerden. Wenn wir uns von der Lust und Begierde mitreißen lassen, ja zu ihr werden, öffnen wir uns für das Absolute.
    Beim herzlichen Lieben erfahren wir die ozeanische Ekstase, die über die Gefühle wachgerufen wird. Wenn wir diese als Wellen im Ozean betrachten, haben sie auf den ersten Blick eine eigene Identität. Wir erleben Gefühle von Liebe, Freude, Verschmelzen, Verletzlichkeit und glauben, einen Anfang und ein Ende wahrzunehmen. Aber eigentlich sind Wellen nichts anderes als Manifestationen von Wasser. Sie sind nichts Eigenständiges, sondern Teil des Ozeans, in dem sie sich wieder auflösen. Wenn wir uns den Gefühlen hingeben, werden wir wieder eins mit dem Absoluten.
    Ãœber das stille Lieben entsteht eine sehr ruhige, stille Form der Ekstase. Wir sehen die Gedanken wie bewegte Wolken am Himmel, richten uns aber auf die unendliche Weite des Himmels dahinter aus. Die Gedanken dürfen kommen und gehen, aber wir geben ihnen keine Energie. Über dieses Verweilen im Augenblick sind wir in Frieden mit uns und der Welt und darüber hinaus verbunden mit dem Absoluten.
    Beim spirituellen Lieben löst sich alles Trennende für Momente auf, und wir sind eins mit allem. Wir haben nicht mehr das Gefühl, das Göttliche sei irgendwo außerhalb und getrennt von uns, sondern wir verschmelzen mit ihm. Alles geschieht gleichzeitig, und wir sind mit allem verbunden: mit uns, dem Geliebten, den Elementen um uns herum, mit dem Göttlichen. Und in dem Augenblick, in dem wir uns dieser Verbindung bewusst werden, löst sich sogar das wahrnehmende Selbst auf, und wir sind nur noch Weite, Leere. Für einen Moment sind wir das Absolute.
    Hierzu mag eine kleine Geschichte erhellend sein. Der junge Fisch fragt den uralten Fisch im Ozean: »Sag mir, was ist der Ozean?« Worauf der Alte antwortet: »Du lebst in ihm, du bist in ihm, du wirst in ihm geboren und du wirst in ihm sterben. Und er besteht schon lange vor dir und wird auch nach dir weiterhin bestehen.« Der junge Fisch sagt: »Du bist ein dummer, alter Fisch. Ich suche woanders nach dem Ozean.«
    Vom Ego zum Absoluten
    Das Absolute als höchste Wahrheit ist überall. Wie wir gesehen haben, ist es um uns herum, aber auch in uns. Dieses Mysterium bezeichnen die Christen als Gott oder Geist, die Hindus als Selbst (Shiva, Brahman und Vishnu), die Sufis als verborgene Essenz und die Buddhisten als Buddha-Natur. Der gemeinsame Nenner aller spirituellen Traditionen besagt, dass das Göttliche, die Natur des Geistes, leer ist. So liegt im Herzen aller Religionen die Gewissheit, dass es eine grundlegende Wahrheit gibt und dass nur diese Wahrheit beständig ist.
    Wir gehen davon aus, dass dieser Geist sich unter zwei Aspekten zeigt: einmal als »wahre Natur des Geistes«, das Absolute, und dann als »kleiner Geist«, das Relative – unser Ego. Letzterem verdanken wir, dass wir in der »Welt der Dinge«, der Welt der Materie, überhaupt leben und aktiv sein können. Das Ego funktioniert aber nach dem Prinzip der Dualität: Es erlebt sich als getrennt von allem.
    Statt von Ego sprechen wir deshalb auch vom dualistischen, denkenden Geist, der plant, begehrt, manipuliert, zornig ist, Vorstellungen von der Welt hegt und Erfahrungen abspeichert. Das Ego ist also unser Gegenspieler und großer Widersacher, wenn wir die Leere berühren wollen.
    Tröstlich ist die Tatsache, dass der große Geist oder die wahre Natur des Geistes aber immer auch im kleinen Geist, dem Ego, verborgen ist. Genau dies ermöglicht uns, über das Ego zur wahren Natur des Geistes zurückzufinden. In der buddhistischen Tradition wird das Erleben des großen Geistes, gleichbedeutend mit Selbstverwirklichung oder Erleuchtung, am Beispiel einer leeren Vase aufgezeigt. Es leuchtet ein, dass der Raum innerhalb der Vase und der Raum außerhalb der Vase ein und derselbe ist. Die Vase selbst steht in diesem Bild für unser Ego. Es zeigt auf, dass das Göttliche in unserem Ego eingeschlossen ist. Wenn wir Erleuchtung erlangen, zerspringt diese Vase. Wir empfinden dies, als ob der Raum innen in einem einzigen Augenblick mit dem Raum außen verschmölze und sich vereinte. Da es aber von

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