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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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Alltagsbewusstsein auf, um einem erweiterten Bewusstsein zu weichen. Dann schmelzen unsere Egostrukturen, und wir erleben einen angstfreien Raum von »ich bin«, von reinem SEIN.
    In solchen Zuständen sagen viele paradoxerweise: »Jetzt wäre ich bereit zu sterben.« Dabei sind doch dies gerade die Augenblicke von größter Lebendigkeit, Angstfreiheit, unendlicher Liebe und einem großen und klaren Bewusstsein – wir lassen los und geben uns dem JETZT hin. Vermutlich wird deshalb der Orgasmus auch »la petite mort« (»der kleine Tod«) genannt, gehen doch Orgasmus und Loslassen Hand in Hand. Und wirklich loslassen müssen wir alle spätestens beim Sterben. So gesehen ist der Orgasmus nicht nur eine Einladung, immer wieder und wirklich tief loszulassen und sich zu öffnen, sondern auch eine Vorbereitung auf das letzte große Loslassen, das Sterben.
    Zentral für das spirituelle Lieben ist, dass sich diese Momente von Leere aber nicht nur spontan zeigen, sondern dass wir sie auch bewusst ansteuern können. Mit etwas Übung und Wissen können wir beim spirituellen Lieben immer wieder diesen unendlichen Raum von Frieden und Weite berühren.
    Sexualität als geerdete Spiritualität
    Wenn wir entspannt lieben, können wir immer wieder für Momente eintauchen in diese absolute Weite, in der die Zeit stillzustehen scheint, in einen unendlichen Raum von Stille, Gedankenfreiheit und Frieden. Hier erkennen wir, dass es kein Vorher oder Nachher gibt, weil alles gleichzeitig besteht, und wir erfahren, dass die Spaltung zwischen Chaos und Ordnung, Gutem und Bösem, Mann und Frau willkürlich ist. Tatsächlich gibt es keine wirklichen Grenzen. Alles ist gleichzeitig und gleichwertig.
    Es sind diese berührenden und wachrüttelnden Erfahrungen, diese Momente der Ergriffenheit und Gnade, die uns motivieren, den Weg des Liebens zu gehen. Denn Lieben ist ein Gottesdienst, der uns die Erfahrung schenkt, mit dem Göttlichen verbunden zu sein. Wenn wir das Göttliche in uns berühren, erkennen wir, dass wir nie von dieser Quelle getrennt waren und nie von ihr getrennt sein werden.
    Obwohl die Leere individuell wahrgenommen wird, zeigt sie sich meist in zwei unterschiedlichen Ausprägungen. Entweder als ein samtenes schwarzes, pulsierendes Licht – die feminine Manifestation der Leere. Oder als helles, kristallines Licht - die maskuline Manifestation der Leere. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass die Frau ein Erdwesen ist. Atmet sie das Magma der Erde in die Gebärmutter ein, findet diese zurück zu ihrer ursprünglichen Qualität. Die Frau wird rezeptiv, liebkosend, weit und samtig, was sich gerne als schwarzes Licht zeigt. Der Mann hingegen ist ein Himmelswesen, er empfängt die Energie von oben als helles, klares Licht. Wenn er ganz mit diesem Bewusstseinsraum verschmilzt, kann er sich selbst als kristallines, leuchtendes Licht erleben.
    Manche Paare berichten, dass sie nach einem ekstatischen Liebesakt in einen gemeinsamen Traum fallen. Wenn sie sich am Morgen ihre Träume erzählen, stellen sie erstaunt fest, dass sie ähnliche Dinge geträumt haben. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn durch das Verschmelzen beider Energiekörper betreten sie gleichzeitig den Raum der Leere und haben dadurch Zugang zur selben Quelle.
    Obwohl all dies außergewöhnliche Zustände sind, die uns mit dem Absoluten verbinden, beruhen sie auf unmittelbarer Erfahrung. In ihnen drückt sich keine Flucht vor der Realität aus, sondern eine über die konkrete sexuelle Erfahrung geerdete Spiritualität. Wir erleben sie im Hier und Jetzt, auf der Erde, im Körper. Deshalb können wir das Erlebte jederzeit in den Alltag integrieren. Indem wir Erfahrungen über den physischen Körper hinaus machen, nehmen wir diesen für einige Augenblicke nicht mehr als materiellen oder dichten Körper wahr. Wir werden eins mit dem Absoluten und sind frei von Schmerz, Angst und Verlangen. Wir sind reine Energie in einem absolut neutralen Raum, aus dem heraus sich alle Qualitäten, Phänomene und Dinge dieser Welt wieder manifestieren können. Als Erstes manifestieren sich die beiden Grundqualitäten, das Feminine und Maskuline, in ihrer höchsten Qualität: als bedingungslose Liebe und klares Bewusstsein.
    Das Absolute berühren wir mit Übung über die vier Ekstase-Formen, die wir bereits kennengelernt haben: die

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