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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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Anfang an nur einen Raum gegeben hat, ist diese Wahrnehmung natürlich eine Illusion. Unser Bewusstsein erkennt jedoch in diesem Moment, dass wir niemals getrennt oder verschieden waren. Und solche Momente des Erkennens dürfen wir immer wieder erleben. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht: Wir sind niemals getrennt vom Absoluten, dem reinen Geist.
    Solange wir jedoch nicht wahrhaftig wir selbst sind, bleibt die Frage: Wie lassen wir die Vase zerspringen, ohne uns zu schaden? Wir kennen die Antwort bereits: Es geht über die Schulung des Bewusstseins, über die Meditation. Dies ist der Zugang, der im Tantra als »Weg der rechten Hand« bezeichnet wird. Die andere Möglichkeit ist die Verbindung von Bewusstsein und Energie. Die höchste Energiequelle, die wir hier nutzen können, ist natürlich die Sexualität. Dies ist im Tantra der »Weg der linken Hand«. Hier wird die Sexualität zur energetischen Kraft, die wir nutzen, um die Leere, das Göttliche zu berühren. Es geht also immer noch um Sexualität, aber nicht um Sex, so wie wir ihn im Westen definieren. Beiden Wegen gemeinsam ist, dass das Ego an die Hand genommen, gelenkt und transformiert wird.

Herausforderungen des spirituellen Liebens
    Der spirituelle Weg – Bewusstsein und Liebe
    Natürlich wollen wir alle möglichst schnell und am liebsten dauerhaft die Qualitäten des spirituellen Liebens in unserem Liebes- und Beziehungsalltag leben. Doch gilt es auch hier, einige Herausforderungen zu meistern. Die größte Konfrontation ist diejenige mit dem Ego. Das ist und bleibt so lange der Fall, bis wir uns wahrhaftig von seinen Begrenzungen befreit haben. Und weil es so ist, werden wir uns immer wieder dem »kleinen Geist« in uns stellen müssen.
    Um das Ego zu verstehen, wenden wir uns zuerst noch einmal der Essenz zu. Beide hängen unmittelbar miteinander zusammen. Essenz, lateinisch essentia, bezeichnet das Wesen einer Sache. Wir bringen nicht nur zahlreiche Fähigkeiten mit auf die Welt, die wir zum Leben an sich brauchen, sondern auch essenzielle Qualitäten. Beides ist als Potenzial in uns angelegt, will jedoch entfaltet werden. Doch alles, was wir nicht nutzen und schulen, geht mit der Zeit verloren. Auf der spirituellen Ebene steht jedem von uns eine Vielzahl von essenziellen Qualitäten zur Verfügung wie Lebendigkeit, Liebe, Brillanz, Authentizität, Weisheit, Mut, Kraft, Frieden und Stille, um nur einige zu nennen.
    In der Regel identifizieren wir uns jedoch mit den Eigenschaften des Ego: mit unseren Rollen, Funktionen, unseren Titeln – kurz: mit dem, was häufig als Persönlichkeit bezeichnet wird. Gleichzeitig ist das Ego auch eine Art Speichermedium für unsere Vergangenheit. In ihm sammeln sich unsere Erfahrungen und Verletzungen, diese werden zu Emotionen und Konzepten verdichtet. Alles Neue betrachten wir letztlich immer durch die Brille unserer Vergangenheit. Aus dem, was einmal war, leiten wir alles ab und bauen darauf die Gegenwart auf. So gesehen sind wir nicht wirklich frei. Nur wenn wir uns bemühen, mehr und mehr Bewusstsein zu erlangen, können wir Meister unseres Lebens werden, um frei aus jedem Augenblick heraus zu entscheiden, um unsere tiefsten Absichten umsetzen zu können.
    Denken Sie noch einmal an das Bild der leeren Vase. Versteckt im Ego finden wir das Wertvollste, das wir haben: die Essenz. Die Absicht und Aufgabe des Ego ist nichts anderes, als diesen Schatz zu beschützen. An verschiedenen Stellen haben wir bereits ausgeführt, wie diese Essenz, während wir heranwuchsen, auf die eine oder andere Art verletzt wurde. Mit der Zeit hat sich um die Essenz herum eine Schicht aus Traumatisierungen gebildet, eine Ablagerung von Gefühlen, nicht geliebt, nicht gesehen und nicht geachtet worden zu sein. Um den Angriffen von außen nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein, um nicht wieder und wieder verletzt zu werden, aber auch um Negatives aus der Vergangenheit nicht mehr spüren zu müssen, haben wir einen Schutzschild um uns herum aufgebaut. Unbewusst haben wir sogar einen Eid geleistet, und der lautete: »Nie wieder!« Nie wieder zeige ich mich so, wie ich wirklich bin. Nie wieder öffne ich mich und mache mich verletzlich. Dieses »Nie wieder« ist eine Abwehrreaktion, die sich auf allen Ebenen verfestigen kann: körperlich, emotional, mental, energetisch und geistig. Diese Abwehrhaltung ist zu einer

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