Vom Nehmen Und Genommenwerden
letztlich aus nichts anderem als aus Atomen. Atome aber bestehen auf der Quantenebene nur aus gebündelter Energie und die wiederum zu 99,99999 Prozent aus leerem Raum. Das Papier, das Sie jetzt in den Händen halten, besteht so gesehen also auch zu 99,99999 Prozent aus leerem Raum. Zugegeben: Das klingt jetzt recht abstrakt, vor allem, wenn wir in Betracht ziehen, dass der Abstand zwischen zwei einzelnen Atomen im Verhältnis zu deren GröÃe der Distanz von der Sonne zur Erde entspricht.
Aus der Quantenphysik heraus lässt sich schlussfolgern, dass der Mensch und das ganze Universum aus Energie und Bewusstsein bestehen, dass alles mit allem verbunden ist und es somit keine festen Grenzen gibt. Wir sind eine Welle im Ozean oder ein Kräuseln im Quantenfeld.
Wie alle anderen »Dinge« dieser Welt sind auch wir bewiesenermaÃen weder fest noch beständig. Der Gedanke, dass unser Körper ebenfalls zu 99,99999 Prozent aus leerem Raum besteht, mag uns beunruhigen. Andererseits eröffnet dies eine ganz andere Perspektive auf uns selbst: Wir können erkennen, dass die Stabilität, die wir annehmen, nur eine Illusion ist, dass auch wir nicht fest und unabänderlich sind und nicht von anderen und allem getrennt existieren. Und doch halten wir an genau dieser Illusion fest. Denn im Alltag verlassen wir uns auf unsere Wahrnehmung und nehmen diese als unumstöÃliche Tatsache. Wir sind es gewohnt, die Welt und uns selbst als feste und voneinander abgegrenzte Körper zu erleben.
Diese Grunderfahrung spiegelt sich auch auf anderen Ebenen wider: Wir fühlen uns getrennt vom Geliebten, getrennt von der Essenz und erst recht getrennt von wahrer Lebendigkeit. Und wir erleben diese Trennung auch in unserem Körper. Wir trennen zwischen dem physischen und feinstofflichen Körper, zwischen Sex und Herz, zwischen Gefühl und Verstand. Und ebenso fühlen wir uns nicht nur abgespalten von Ekstase, sondern vor allem getrennt vom Göttlichen. Wenn wir verstehen wollen, warum Sexualität und Spiritualität zusammengehören, müssen wir verstehen, dass das Gefühl von Getrenntsein nur eine Täuschung des Ego ist. Die Wahrheit ist: Wir sind eins mit allen und allem, wir sind verbunden mit allem, denn wir sind nichts anderes als reine Energie. Energie, die in einem kontinuierlichen Fluss und in stetiger Veränderung ist. So ist nicht nur unser Körper, sondern auch unser feinstofflicher Energiekörper nichts anderes als ein pulsierendes, vibrierendes Energiefeld, das immer in Verbindung mit anderen Energiefeldern steht. Je bewusster uns diese Zusammenhänge sind, je besser wir sie verstehen und annehmen, desto tiefer spüren wir die innige Verbundenheit mit allen anderen Wesen. Auch wenn unser Ego diese Tatsache leugnet: Wir sind immer Teil eines unendlich komplexen und letztendlich doch sehr einfachen Gefüges.
Wenn wir dies verstehen, dann anerkennen wir, dass alles, was wir tun, immer auch einen Einfluss auf alles andere hat. Denn solange wir leben, sind wir von Energiefeldern umgeben, die in einem kontinuierlichen Austausch mit- und in wechselnder Beziehung zueinander stehen. Alles, was auf der Welt geschieht, wird so zu einer unmittelbaren, persönlichen Erfahrung, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Sobald wir erkennen, dass wir immer eins sind mit der Umwelt, dass Ich und Du verbunden sind, dass wir im Grunde nur Formen sind, die kommen und gehen, sich bilden und wieder auflösen, erschlieÃt sich uns das Absolute als direkte Erfahrung.
In der Sexualität erleben wir das Göttliche im Liebesakt. Erst aus der Verbindung der höchsten femininen und maskulinen Qualitäten entsteht die Leere. Diese ist also das Kind aus der Vereinigung von bedingungsloser Liebe und reinem Bewusstsein. Die Leere zu beschreiben, ist jedoch sehr schwierig, weil sie nur direkt erfahren werden kann. Trotzdem kennen wir alle solche Momente und dürfen diese als Geschenke des Augenblicks und der Gnade immer wieder erfahren. Sei es bei der Geburt eines Kindes, bei einem Sonnenaufgang, beim Meditieren, beim wilden Tanz oder eben beim Sex. So ist das sexuelle Liebesspiel die Form, in der wir die Leere am ehesten berühren, nämlich in ekstatischen Momenten und vor allem im Orgasmus. Allen gemeinsam ist, dass wir für einen Augenblick »aus der Welt herausfallen«. Weil wir für einen kurzen Moment auf einer sehr tiefen Ebene loslassen, reiÃt unser
Weitere Kostenlose Bücher