Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
nach mir, nicht wahr, Santos?«, fährt er fort, entschlossen, mich dazu zu bringen, dass ich mich zu lächerlichen Geständnissen hinreißen lasse.
»Bild dir nichts ein, Coyote. Das ist Berufsrisiko. Hängt rein mit dem Job zusammen«, widerspreche ich und beobachte, wie er mit den Fingern aufs Lenkrad trommelt. Dabei grinst er so selbstgefällig und arrogant, dass ich ihm das Lächeln am liebsten aus dem Gesicht reißen würde.
»Du bist echt begabt, Santos. Das hab ich heute Nacht gesehen. Ein bisschen zu weichherzig, aber es spricht alles dafür, dass wir das korrigieren können. Ein Jammer, mit anzusehen, wie du deine Gaben an meinen Bruder verschwendest.«
»Wäre es dir lieber, ich würde sie an dich verschwenden?«
»Ja«, antwortet er ohne jeden ironischen Unterton. »Ich bin immer nett zu dir gewesen, und jetzt sieh nur, wie du mich behandelst. Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat, doch du ordnest mich völlig falsch ein.«
»Du hast die Seele meiner Großmutter gestohlen!«, fauche ich empört. »Das nennst du nett?«
Er runzelt die Stirn und reibt mit dem Daumen über das Glas seiner Armbanduhr. »Vielleicht nicht nett, aber es musste sein. Doch jetzt schau mal, wie du es geschafft hast, sie zu retten – und gleichzeitig zuzulassen, dass einige meiner Leute in der Unterwelt geblieben sind. Das ist eine ziemlich coole Win-win-Situation, findest du nicht? Siehst du, wie gut wir zusammenarbeiten?«
Ich schüttele frustriert den Kopf und will mich zum Gehen wenden, als er den Schlüssel im Zündschloss dreht und den Motor anlässt. »Ich weiß nicht, wie viel du über Kojoten zu wissen glaubst, aber ich sag dir eines – sie nehmen einiges
auf sich, um für ihre Familie zu sorgen. Die Familie zählt am meisten, Santos, vergiss das nie. Familienbande können nie zerrissen werden. Und ob du es begreifst oder nicht – seit dem Tag, als du zum ersten Mal diese Träume hattest, arbeitest du für mich.«
Ich schlucke schwer. Mein Atem beschleunigt sich, und meine Hände werden feucht, während seine Worte mir durch und durch gehen.
»Du weißt schon, die Träume, in denen du ganz heiß und sexy mit meinem Bruder zugange bist?« Er lacht, fährt sich mit der Zunge über die Vorderzähne und grinst mich auf eine Art an, die widerlich und obszön zugleich ist.
»War’s das?« Ich verschränke die Arme und versuche, ruhig zu erscheinen, cool und nicht im Geringsten betroffen, obwohl er sich davon wahrscheinlich nicht täuschen lässt. Seine Worte haben mich bis ins Mark erschüttert. »Ist das alles, was du zu bieten hast?«
»Kaum.« Er lächelt. »Du und ich fangen gerade erst an, du wirst schon sehen. Aber bis auf Weiteres genieß ruhig die Zeit mit meinem Bruder, du weißt schon, das Echo.« Er lacht und fährt genau in dem Moment los, als ich mich umdrehe und Dace über Palomas blaues Tor spähen und nach mir Ausschau halten sehe.
»Wir gehen jetzt alle frühstücken«, ruft er, sowie er mich entdeckt hat. »Alle kommen mit, wir sind nicht nur zu zweit. Ich hoffe, das ist in Ordnung?«
Ich laufe auf ihn zu, begierig, die Energie seines Bruders auszulöschen und durch seine zu ersetzen. Sofort stürze ich mich in seine Arme und atme seinen warmen, erdigen Duft ein. »Klingt gut«, erwidere ich. »Ich bin schon am Verhungern.«
Er drückt mich fest an seine Brust und schaut über meine
Schulter, so dass er das Auto seines Bruders noch davonfahren sieht. Sofort macht er sich los. »War das Cade?«, fragt er und blinzelt in die Ferne.
Ich nicke und hoffe, er denkt nichts Falsches, denn es gibt keinen einfachen Weg, das Gespräch zu erklären, das wir gerade geführt haben.
»Was wollte er?«, erkundigt er sich in verwirrtem Tonfall.
Seufzend bahne ich mir den Weg über eine Schotterfläche, während wir wieder aufs Tor zugehen. »Er wollte mich warnen.«
»Vor mir?« Besorgt zieht er die Brauen zusammen.
»Nein. Vor sich selbst. Er wollte mir klarmachen, dass er der böse Zwilling ist.« Ich hole tief Luft und weiß, dass ich der Wahrheit nicht näher kommen darf.
Dace atmet leise aus und legt einen Arm um mich. »Wahrscheinlich ist er nur sauer wegen Lita. Sie hat sich von ihm getrennt. Er ist nicht an Ablehnung gewöhnt. Das ist eine völlig neue Erfahrung für ihn.«
»Offenbar hat Lita ihre Seele zurückerhalten«, sage ich und werfe einen letzten Blick zur Straße, um mich zu vergewissern, dass Cade weg ist – zumindest für den Moment. Dann schlüpfe ich mit Dace an meiner
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