Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
versucht, es zu verdrängen, besteht dennoch keinerlei Zweifel daran, dass Jennika ebenso sehr ein Zuhause braucht wie ich. Sie braucht Freunde und ein Leben außerhalb der Arbeit. Sie braucht all die Dinge, die ich jetzt für mich selbst habe – allerdings in L. A., nicht hier.
»Und was jetzt?«, frage ich, während sich eine neue Idee in meinem Kopf zusammenbraut.
Sie verschränkt seufzend die Arme vor der Brust und sieht erschöpft aus. »Tja, jetzt, wo du wieder da bist, werde ich wohl ein kleines Nickerchen machen, noch kurz bei Paloma vorbeischauen und dann aufbrechen.«
»Was ist mit deiner Schminksitzung?« Ich nicke zur Küche hin. »Anscheinend hast du dir einen richtigen Fanclub aufgebaut.«
Jennika lacht, und es klingt leicht und müde, während sie die Rampe hinuntergeht. Und da beschließe ich, es zu sagen, es einfach an Ort und Stelle auszusprechen und zu sehen, wie es ankommt.
»Also, wenn du eine Mitbewohnerin in L. A. brauchst …«
Sie stutzt und weiß nicht, worauf ich hinauswill.
»Tja, dann könntest du mal Marliz in Erwägung ziehen. Ich meine, ich weiß, dass sie verlobt ist und so, aber er ist ein ziemlicher Blödmann, und …«
Sie fällt mir ins Wort. »Sie haben sich getrennt.«
Ich starre sie sprachlos an.
»Es war eine verrückte Nacht.« Sie sieht in die Ferne, während sie die Ereignisse Revue passieren lässt. »Was ich alles gesehen habe …« Sie schüttelt den Kopf und lässt sich die Haare über die Augen fallen. »Jedenfalls brauche ich jetzt dringend etwas Schlaf.«
»Dann überlegst du es dir also? Sie zu fragen, meine ich?« Jennika zuckt die Achseln und drängt sich an mir vorbei. »Pass auf, ich muss mal kurz raus – sagst du bitte Dace, dass ich in einer Minute wieder da bin?« Ich lasse ihr keine Zeit für eine Erwiderung, ehe ich zur Hintertür hinausschlüpfe und an der angebauten Garage vorbeigehe, durch das Tor und ein Stück die Schotterstraße entlang, dorthin, wo ein schwarzer Geländewagen am Straßenrand steht.
Noch bevor ich am Fenster auf der Fahrerseite angelangt bin, sagt Cade völlig unvermittelt und mit gekränkter Miene: »Du hast meine Gefühle verletzt.«
»Ich wusste nicht, dass du welche hast.« Ich bleibe neben ihm stehen und schaue in seine kalten, leeren Augen.
»Du bist einfach so davongelaufen, bist nicht mal lange genug dageblieben, um zu feiern.« Betrübt schüttelt er den Kopf. »War nicht das Gleiche ohne dich. Die Totenschädel aus Zucker habe ich nämlich extra für dich machen lassen, und dann musste ich sie an Kojote verfüttern.«
»Tut mir leid«, erwidere ich, doch mein Gesichtsausdruck straft mich Lügen. »Ich musste eine Seele retten.«
Er nickt nachdenklich. »Ich habe gehört, Paloma hat sich wieder erholt.«
Ich sehe ihn unverwandt an. »Komisch, ich habe das Gleiche gehört.«
»Du musst dir ziemlich gut vorkommen.« Er zwinkert, fährt sich durchs Haar und überprüft im Rückspiegel sein Aussehen. Obwohl ich ihn umzingelt von Flammen zurückgelassen habe, sieht er kein bisschen mitgenommen aus.
»Ehrlich gesagt, unterschätzt du die Sache. Ich fühle mich absolut sagenhaft.«
Er sieht mich mit seinen eisblauen Augen an, bestrebt, meine Energie abzuschöpfen, meine Essenz – versucht, meine Wahrnehmung zu verändern und mich dazu zu bewegen, alles so zu sehen wie er – doch das wird nicht funktionieren. Ich habe ihn komplett durchschaut.
»Weißt du, dass Lita drinnen ist? Ja, es sind sogar alle deine Freunde drinnen. Und keiner von ihnen scheint dich zu vermissen.«
Er studiert seine Hände, inspiziert die Nagelhäutchen und sagt kein Wort.
»Was ist los?«, höhne ich. »Schafft es El Coyote nicht über Palomas Kojotenzaun? Wartest du deshalb hier draußen, in der Hoffnung, dass sie zu dir kommen? Ich muss dir nämlich verraten, Richter, soweit ich gesehen habe, denken sie nicht mal an dich. Aus den Augen, aus dem Sinn, wie man so sagt.«
»Warum lädst du mich dann nicht ins Haus ein, damit wir ihre Erinnerung auffrischen können?« Er grinst, und sein Gesicht leuchtet beim Gedanken an die Möglichkeiten auf.
»Niemals«, sage ich, doch er lacht nur über das Wort.
»Ich hab dich mit meinem Bruder gesehen.« Sein Blick wandert über mich. »Das erklärt dann auch, warum du so auf mich stehst – er sieht ja genauso aus wie ich.«
Sein eingebildetes Grinsen verschwindet, als ich daraufhin nur die Augen verdrehe.
»Tja, jedenfalls denkst du ganz schön viel über mich nach und suchst
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