Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Eisen durch den Körper. Ich wand mich vor Schmerz. Der Tod hielt mich. Er drückte mich auf das Bett, doch ich warf mich in seinem Griff hin und her. Endlich kam das Messer frei. In Schweiß gebadet, sackte ich in mich zusammen.
Riannas kühle Magie floss in mich hinein, dämpfte den beißenden Schmerz zu einem dumpfen Pochen. Blaue Stränge ätherischer Energie wirbelten um uns vier, sanken in meinen Körper, zusammen mit dem von Rianna gewirkten Zauber. Sie war schon immer eine Meisterin darin gewesen, Zauber zu weben, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie auch eine Heilerin war. Doch als sie sich aufrichtete, blieb nur noch die Erinnerung an den Schmerz.
Falin schob mein Shirt hoch, seine Hand glitt über meinen Bauch. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, ließ die Anspannung in seinen Augen schmelzen. Er beugte sich vor, seine Lippen berührten meine, ohne auch nur für einen Moment dieses wunderbare Lächeln zu verlieren.
» Du wirst gesund«, flüsterte er mir zu, bevor er sich wieder aufrichtete.
Ich sah ihn an. Er strahlte übers ganze Gesicht. Der Liebhaber der Winterkönigin, bereit, für sie zu töten? Dann glitt mein Blick zum Tod. Finster sah er Falin an, besitzergreifend lagen seine Hände auf meinen Schultern.
Wann ist das alles nur so kompliziert geworden?
Aber wir hatten gewonnen. Oben am Himmel sah ich den ersten silbernen Schimmer auf der roten Scheibe des Monds erscheinen. Ein Martinshorn ertönte in der Ferne. Rianna schaute auf, alarmiert, als der Klang näher kam.
» Ich muss gehen.« Sie wich zurück.
» Gehen? Wohin?«, wollte ich wissen. Ich hatte sie doch gerade erst wiedergefunden, und schon wollte sie fort. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch mir fehlte die Kraft dazu.
Auch Rianna wirkte traurig. » Zurück ins Feenland. Ich bin zu einer Wandelelfe geworden, und für mich sind viel mehr Jahre vergangen als für dich. Ich würde zu Staub zerfallen, wenn der Mond unterginge und ich noch immer hier wäre.«
Sie fing Magie für sich selbst ein, dann riss sie ein Loch in den Raum. » Besuch mich im ›Eternal Bloom‹, Al. Wir haben uns so viel zu erzählen.« Damit trat sie in das Loch und war verschwunden.
Das Martinshorn erklang nun direkt vor dem Haus. Unten wurde eine Tür aufgerissen.
» Alex?«, sagten Falin und der Tod wie aus einem Mund.
Ich schloss die Augen. Ich war so müde. » Ich glaube, jetzt falle ich endlich in Ohnmacht.«
29. Kapitel
W ahrscheinlich hätte ich mich ins Krankenhaus bringen lassen sollen, doch der Zauber, den Rianna gewirkt hatte, hatte die meisten meiner Verletzungen geheilt.
Stattdessen verbrachte ich die Nacht im Gefängnis.
Man hatte mich in der Gesellschaft eines suspendierten FIB -Agenten gefunden, neben meiner bewusstlosen, misshandelten Schwester und zusammen mit drei Leichen. Wahrscheinlich konnte ich froh sein, dass ich nicht an einem noch schlimmeren Ort als in diesem Gefängnis gelandet war.
Ich saß in einer kleinen Einzelzelle und wartete darauf, dass man entschied, was mit mir geschehen sollte. Zwischendurch schlief ich immer wieder ein. Und jedes Mal, wenn ich aufwachte, saß der Tod mir gegenüber und betrachtete mich aus halb geschlossenen Augen. Sobald er bemerkte, dass ich wach war, verschwand er ohne ein Wort.
Süß, aber irgendwie auch unheimlich. Er hat gesagt, er liebt mich. Der Gedanke ließ mich lächeln– und weckte den Wunsch, einfach wegzulaufen.
Ich lag auf der harten Liege und starrte gegen die Decke– oder zumindest dorthin, wo die Decke sich befinden müsste. Ich war vollkommen blind, seit ich mich von der Schattenkraft gelöst hatte– und anscheinend auch von der Wirklichkeit. Und dennoch konnte ich sehen, weil ich die Welt nun auf eine andere Weise wahrnahm. Im Moment befand ich mich auf der ätherischen Ebene, die die Zelle mit wirbelnder Magie erleuchtete. Doch wenn ich mit den Wimpern schlug, verschwand die Farbe, der Raum erschien grau, die Wände fielen auseinander. Das Land der Toten. Beim nächsten Wimpernschlag glühte der Raum vor Erinnerungen, die Wände strahlten den Kummer und die Ängste all jener aus, die vor mir in dieser Zelle gefangen waren. Von dieser Ebene wusste ich noch nicht einmal, wie man diese nannte. Ich seufzte.
Diese Wechsel waren ein bisschen lästig, aber ich hatte nun mal mit der Wirklichkeit herumgespielt und viel zu viel Energie in mich aufgenommen. Das waren ganz eindeutig die Nachwirkungen, und ich konnte nur hoffen, dass sie nicht für immer
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