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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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, ganze Figur etc. Es wurden über fünfzehnhunderttausend Exemplare abgezogen, und es gab eine hübsche Gelegenheit, sich selbst als Andenken zu verschleißen, wenn er hätte davon profitiren wollen. Er brauchte nur seine Haare um einen Dollar das Stück zu verkaufen, und hätte sich damit ein großes Vermögen gemacht!
    Offen gesagt, war diese Popularität doch nach seinem Geschmack. Er stellte sich gerne dem Publicum zur Disposition, und correspondirte mit der ganzen Welt. Man wiederholte seine
bons mots
, verbreitete sie weiter, ganz besonders die, welche er gar nicht gesprochen hatte. Man legte sie ihm, wie gewöhnlich, in den Mund, denn er war reich in dem Punkt.
    Nicht allein die Männer hatte er zu Anhängern, sondern auch die Frauen. Was hätte er für eine Menge »guter Partieen« machen können, wenn er hätte sich fesseln lassen wollen. Zumal die alten Jungfern, welche seit vierzig Jahren schmachteten, träumten Tag und Nacht von seiner Photographie.
    Gewiß hätte er Hunderte von Lebensgefährtinnen gefunden, selbst unter der Bedingung ihn in den Weltenraum zu begleiten. Die Frauen, welche sich nicht vor Allem fürchten, sind unverzagt. Aber es war seine Absicht nicht, auf dem Mondcontinent ein Stammvater zu werden und eine Mischrace von französischem und amerikanischem Geblüt dorthin zu verpflanzen. Daher lehnte er ab.
    »Dort oben«, sagte er, »die Rolle Adam’s mit einer Tochter Eva’s zu spielen, danke schön! Da würde ich’s mit Schlangen zu thun bekommen! …«
    Als er sich endlich den allzu häufigen Triumphesfreuden entziehen konnte, machte er in Begleitung seiner Freunde der Columbiade einen Besuch. Das war auch seine Schuldigkeit. Uebrigens hatte er auch seit seinem Umgang mit Barbicane, Maston und Genossen in der Ballistik große Fortschritte gemacht. Es machte ihm die größte Freude, den wackeren Artilleriebeflissenen oft vorzusagen, sie seien nur liebenswürdige und gelehrte Menschenschlächter. Ueber diesen Punkt war er unerschöpflich in Scherzreden. Bei seinem Besuch gab er der Columbiade seine hohe Bewunderung zu erkennen, und drang dem Riesenmörser, der ihn bald dem Gestirn der Nacht entgegen schleudern sollte, bis auf den Grund der Seele.
    »Wenigstens«, sagte er, »wird diese Kanone Niemand ein Leid zufügen, – was bei einer Kanone etwas sehr Erstaunliches ist. Aber von Euren Maschinen, die zerstören, in Brand stecken, zertrümmern, das Leben rauben, – davon redet mir nicht, und vor Allem saget mir doch nicht, sie haben ›eine Seele‹; ich würde es nicht glauben!«
    Nun muß ich noch einen Vorschlag J.T. Maston’s berichten. Als der Secretär des Gun-Clubs hörte, wie Barbicane und Nicholl den Vorschlag Michel Ardan’s annahmen, entschloß er sich, als Vierter an der Partie Theil zu nehmen. Eines Tags stellte er das Begehren, sich anzuschließen. Barbicane, der ihm ungern etwas abschlug, suchte ihm begreiflich zu machen, das Projectil könne eine so große Anzahl Passagiere nicht mitnehmen. In Verzweiflung wendete sich Maston an Michel Ardan, der ihn aufforderte, auf diesen Wunsch zu verzichten, und machte dabei Gründe
ad hominem
geltend.
    »Siehst Du«, mein alter Maston, sprach er zu ihm, »Du darfst mir nicht übel nehmen, was ich Dir darüber zu sagen habe; aber wahrhaftig, unter uns gesagt, Du bist zu unvollständig, um auf dem Mond aufzutreten!«
    – Unvollständig! rief der rüstige Invalide.
    – Ja! mein wackerer Freund! Denke Dir, wenn wir dort oben Bewohnern begegnen. Möchtest Du ihnen wohl eine so traurige Vorstellung von dem, was hienieden vorgeht, geben; einen Begriff von dem, was ein Krieg heißt: ihnen anschaulich machen, daß man seine beste Zeit darauf wendet, sich gegenseitig zu zerfleischen, aufzuzehren, Arme und Beine zu zerschmettern, und das auf einer Kugel, worauf hundert Milliarden Bewohner ihre Nahrung finden können, kaum zwölfhundert Millionen sich befinden? Ah! Da würdest Du, würdiger Freund, Anlaß geben, daß man uns die Aufnahme versagte!
    – Aber wenn Ihr in Stücken ankommt, entgegnete J.T. Maston, werdet Ihr eben so unvollständig sein wie ich!
    – Allerdings, erwiderte Michel Ardan, aber in Stücken werden wir nicht anlangen!
    In der That hatte ein am 18. October vorgenommenes vorbereitendes Experiment die besten Resultate geliefert und zu den besten Hoffnungen berechtigt. In der Absicht, sich über den Rückstoß im Moment des Abfahrens eines Projectils genau zu unterrichten, ließ Barbicane aus dem

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