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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bekannt, bis zu welchem Wahnsinn die Yankee’s ihre Leidenschaft für ein Individuum steigern. In einem Lande, wo ehrwürdige Magistratspersonen sich an den Wagen einer Tänzerin spannen und sie im Triumph herumfahren, was kann man da von der durch den kühnen Franzosen entfesselten Leidenschaft erwarten! Spannte man nicht seine Pferde aus, so geschah es vermuthlich nur deshalb, weil keine da waren, aber alle anderen Huldigungsbezeugungen wurden ihm gespendet. Nicht ein Bürger, der ihm nicht mit Herz und Geist ergeben war!
    Von diesem Tage an hatte Michel Ardan keine ruhige Stunde mehr. Abgeordnete aus allen Ecken und Enden der Union belästigten ihn unablässig. Er mußte sie unweigerlich empfangen.
     

    Reisen Sie mit mir. (S. 150.)
     
    Das Händedrücken, das Duzen der Leute ist gar nicht herzuerzählen. Es dauerte nicht lange, so war er erschöpft; seine Stimme, heiser von den unzähligen Ansprachen, konnte nur noch unverständliche Worte stammeln, und er hätte von der Menge der Toaste, die er auszustehen hatte, fast eine Lungenentzündung bekommen. Dieser Erfolg hätte einen Anderen am ersten Tag benebelt, aber er wußte sich in geistreicher, reizender Halbtrunkenheit zu halten.
     

    Die Katze in der Bombe. (S. 157.)
     
    Unter den Deputationen aller Art, welche ihn bestürmten, befand sich auch die der »Mondsüchtigen«, welche nicht vergaß, was sie gegen den künftige Eroberer des Mondes zu beobachten hatte. Eines Tags suchten Einige der armen Leute, deren es in Amerika ziemlich viele giebt, ihn auf, und baten, ihn in ihre Heimat begleiten zu dürfen. Einige von ihnen behaupteten, »selenitisch« zu sprechen, und wollten Michel Ardan diese Sprache lehren. Dieser zeigte sich gutmüthig bereit, ihrer naiven Manie zu willfahren, und Aufträge an ihre dortigen Freunde anzunehmen.
    »Sonderbarer Wahnsinn!« sagte er zu Barbicane, nachdem er sie verabschiedet hatte, »ein Wahnsinn, der oft gescheite Leute befällt. Einer unserer berühmtesten Gelehrten, Arago, sagte mir, viele sehr gescheite und in ihren Begriffen sehr nüchterne Leute geriethen allemal, wenn der Mond sie befangen mache, in große Aufregung bis zu unglaublichen Sonderbarkeiten. Du glaubst nicht an den Einfluß des Mondes auf die Krankheiten?«
    – Wenig, erwiderte der Präsident des Gun-Clubs.
    »Ich glaube auch nicht daran, und doch finden sich Thatsachen zum Erstaunen in der Geschichte verzeichnet. So sind im Jahre 1693 zur Zeit einer Epidemie am 21. Januar im Moment einer Mondfinsterniß die Leute in größerer Anzahl gestorben. Der berühmte Bacon fiel während der Mondfinsternisse in Ohnmacht, und kam erst dann, wann sie völlig vorüber waren, wieder zu vollem Lebensbewußtsein. Karl VI. verfiel im Jahre 1399 sechsmal, beim Neumond oder Vollmond, in Irrsinn. Die Epilepsie wird von den Aerzten unter diejenigen Krankheiten gezählt, welche den Mondphasen gemäß auftreten. Die Nervenkrankheiten scheinen oft dem Einfluß des Monds unterworfen zu sein. Mead spricht von einem Kind, welches in Krämpfe verfiel, wenn der Mond in die Stellung der Opposition trat. Gall hatte bemerkt, daß bei schwachen Personen die Nervenaufregung zweimal monatlich, zur Zeit des Neu-und Vollmonds, zunahm. Endlich giebt es auch unzählige Wahrnehmungen dieser Art über Schwindel, bösartiges Fieber, Somnambulismus, welche zu beweisen geeignet sind, daß das Nachtgestirn einen geheimnißvollen Einfluß auf die Krankheiten des Erdenlebens ausübt.«
    – Aber wie? warum? fragte Barbicane.
    – Warum? erwiderte Ardan. Wahrhaftig, ich gebe Dir die nämliche Antwort, welche neunzehn Jahrhundert nach Plutarch Arago wiederholt hat: »Vielleicht, weil es nicht wahr ist!«
    Bei seinem Triumph konnte Michel Ardan sich keiner der lästigen Zumuthungen entziehen, welche dem Stand eines berühmten Menschen anhängen. Die Unternehmer von Erfolg wollten ihn öffentlich aufstellen. Barnum bot ihm eine Million, um ihn in allen Staaten der Union von Stadt zu Stadt zu führen und wie ein Wunderthier anstaunen zu lassen. Michel Ardan behandelte ihn als Elephantenführer, und wies ihm seinen Weg.
    Indessen, weigerte er auch in solcher Weise die öffentliche Neugierde zu befriedigen, so machte wenigstens sein Bild die Runde durch die Welt und erhielt in den Albums einen Ehrenplatz; man gab es in allen Größen heraus, von der natürlichen bis zu der mikroskopischen der Postmarken. Man konnte den Helden in allen denkbaren Stellungen haben, als Kopf-oder Brustbild,
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