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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vor welchem das Auge des Beobachters sich befindet. Die von dem erleuchteten Gegenstand herkommenden Strahlen dringen durch die erste Linse, und bilden durch Brechung im Brennpunkte derselben ein umgekehrtes Bild. Dieses betrachtet man mittelst des Oculars, welches dasselbe, gerade wie eine Loupe, vergrößert. Also ist beim Fernrohr die Röhre an beiden Enden geschlossen, durch das Objectiv-und das Ocularglas.
    Beim Teleskop dagegen ist die Röhre am oberen Ende offen. Die von dem beobachteten Gegenstand ausgehenden Strahlen dringen da frei ein und fallen auf einen concaven Metallspiegel convergent. Von da zurückprallend treffen sie auf einen kleinen Spiegel, welcher sie einem Ocularglas zuwirft, das zur Vergrößerung des hervorgebrachten Bildes geeignet ist.
    So spielt bei den Fernröhren Brechung der Strahlen die Hauptrolle, bei den Teleskopen das Zurückprallen derselben. Daher nennt man die ersteren Refractore, d.h. Strahlenbrecher, die letzteren Reflectore, Zurückstrahler.
    Die ganze Schwierigkeit bei der Fertigung dieses optischen Apparats liegt in der Bereitung der Objective, seien sie Linsen oder Metallspiegel.
    Zur Zeit nun, als der Gun-Club sein großes Experiment machte, waren diese Instrumente äußerst vollkommen und gaben prachtvolle Resultate. Galilei hatte seine Beobachtungen mit einem armseligen Fernrohr angestellt, welches höchstens siebenmal vergrößerte. Seit dem sechzehnten Jahrhundert wurden die optischen Instrumente beträchtlich weiter und länger, und gestatteten, die Sternenräume so gründlich, wie noch nie bisher, auszumessen. Unter den damals gebrauchten Refractoren nannte man das Fernrohr des Observatoriums zu Pulkowa in Rußland, dessen Objectiv fünfzehn Zoll breit ist, das des französischen Optikers Lerebours mit einem Objectiv von gleicher Größe wie das vorige, und endlich das Fernrohr des Observatoriums zu Cambridge mit einem Objectiv von neunzehn Zoll.
    Unter den Teleskopen waren zwei von merkwürdiger Stärke und riesenhafter Größe bekannt. Das erste, von Herschel construirt, war sechsunddreißig Fuß lang und hatte einen 4 1 / 2 Fuß breiten Spiegel; man konnte damit sechstausendfache Vergrößerungen erhalten. Das zweite befand sich in Irland, zu Birrcastle im Park von Parsonstown, und gehörte dem Lord Rosse. Seine Röhre war achtundvierzig Fuß lang, sein Spiegel sechs Fuß breit; es vergrößerte sechstausendundvierhundertfach, und man hatte ein ungeheures Mauerwerk aufführen müssen, um den für die Handhabung des Instruments nöthigen Apparat anzubringen; dasselbe wog achtundzwanzigtausend Pfund.
    Aber, wie man sieht, trotz dieser kolossalen Dimensionen betrug die Vergrößerung nicht über sechstausendmal, in runder Zahl; eine solche aber bringt den Mond nur bis auf neununddreißig (engl.) Meilen nahe, und läßt nur Gegenstände von sechzig Fuß Durchmesser wahrnehmen, sofern sie nicht sehr lange sind.
    Im vorliegenden Falle aber handelte sich’s um ein Projectil von neun Fuß Durchmesser und fünfzehn Fuß Länge: man mußte daher den Mond bis auf fünf Meilen (zwei Lieues) wenigstens nahe bringen, und dafür achtundvierzigtausendfache Vergrößerung erzielen.

    Diese Aufgabe ward dem Observatorium zu Cambridge gestellt. Ungehemmt von finanziellen Schwierigkeiten blieben nur noch die materiellen.
     

    Teleskop auf dem Felsengebirge. (S. 172.)
     
    Für’s erste war zwischen Fernrohr und Teleskop zu wählen. Ersteres bietet größere Vortheile: bei gleich großem Objectiv gestattet es, beträchtlichere Vergrößerungen zu erzielen, weil die Lichtstrahlen, welche durch die Linsen dringen, weniger abgeschwächt werden, als durch die Reflexion vermittelst des Metallspiegels. Aber der Linse kann man nur eine beschränkte Größe geben, weil sie bei zu großer Dicke die Lichtstrahlen nicht mehr hindurchdringen läßt. Zudem ist die Anfertigung dieser ungeheuer großen Linsen äußerst schwierig und erfordert jahrelange Zeit.
    Obwohl daher die Bilder der Gegenstände im Fernrohr besser beleuchtet sind, ein unschätzbarer Vorzug bei Beobachtung des Mondes, dessen Licht blos ein reflectirtes ist, so entschied man sich doch für’s Teleskop, welches rascher zu fertigen ist und stärkere Vergrößerungen erzielen läßt. Nur beschloß der Gun-Club, weil die Lichtstrahlen beim Durchdringen unserer Atmosphäre sehr an Stärke verlieren, das Instrument auf einem der höchsten Berge der Union aufzustellen, der dünneren Luftschicht wegen.
    Bei den Teleskopen wird, wie

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