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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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er hatte Erfolg. Ich mochte Vincent wirklich. Und ich wollte ihn Wiedersehen. Tagsüber, nachts, ganz egal. Ich würde da sein.
    Er hob eine Augenbraue und kicherte. »Keine Angst vor mir. Wie ... amüsant.« Ich musste mitlachen, ich konnte nicht anders.
    Er nickte in die entgegengesetzte Richtung und sagte: »Jules wartet sicher auf mich. Wir sehen uns dann also am Samstag. Treffen wir uns um drei vor der Metrostation Rue du Bac?«
    »Samstag, drei Uhr«, bestätigte ich, dann drehte er sich um und ging weg. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass auf dem gesamten Heimweg meine Füße den Boden nicht berührten.

 
    V incent wartete am Eingang zur Metro auf mich. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, denn ich fragte mich (nicht zum ersten Mal), warum dieser Typ, der einfach zu traumhaft war, um wahr zu sein, überhaupt Interesse an mir hatte. Mir, diesem unspektakulären Mädchen ... Na ja, vielleicht sah ich ganz akzeptabel aus, aber schönheitstechnisch war ich definitiv nicht auf seinem Niveau. Meine Unsicherheit löste sich in Luft auf, weil er anfing, übers ganze Gesicht zu strahlen, als er mich entdeckte.
    »Du bist wirklich gekommen«, sagte er und hauchte mir Küsschen auf beide Wangen, die bises, für die die Franzosen so berühmt sind. Obwohl ich fast zitterte, als er mich berührte, waren meine Wangen danach sicher noch fünf Minuten lang warm.
    »Klar doch«, sagte ich und rang mir das letzte bisschen selbstsichere Coolness ab, weil ich, um ganz ehrlich zu sein, etwas nervös war. »Also, wo soll’s hingehen?«
    Wir liefen die Stufen zum U-Bahnhof hinunter. »Warst du schon mal im Village Saint-Paul?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ausgezeichnet«, sagte er und wirkte zufrieden mit sich, gab aber keine weitere Erklärung.
    In der Bahn sprachen wir fast kein Wort, was nicht daran lag, dass es uns an Themen mangelte. Keine Ahnung, ob das ein kulturelles Ding ist oder daran liegt, dass es in den Bahnen an sich so leise ist, aber sobald man einen der Waggons betritt, wird geschwiegen.
    Vincent und ich standen uns gegenüber, hielten uns an einer der Mittelstangen fest und musterten die anderen Fahrgäste, die ihrerseits natürlich uns beobachteten. Habe ich schon erwähnt, dass dieses Leutebeobachten so was wie ein französischer Nationalsport ist?
    Als die Bahn abrupt in eine Kurve fuhr, legte er einen Arm um meine Schultern, um mich zu stützen.
    »Wir sind noch nicht mal da und du machst dich schon an mich ran?«, witzelte ich.
    »Natürlich nicht. Ich bin ein Gentleman durch und durch«, antwortete er ganz leise. »Für Euch würde ich meinen Mantel über jeder Pfütze ausbreiten.«
    »Ich bin keine Jungfrau in Nöten«, konterte ich, während die Bahn hielt.
    »Puh, dann ist ja gut«, sagte er und seufzte gespielt erleichtert. »Dann kannst du mir ja die Tür öffnen, nicht wahr?«
    Ich grinste, als ich den silbernen Hebel betätigte und auf den Bahnsteig trat.
    Wenn man die Haltestelle Saint-Paul verlässt, steht man direkt vor der gewaltigen klassischen Kirche, die Église Saint-Paul heißt. »Als Kind war ich oft hier«, murmelte ich und schaute die schöne Fassade entlang bis nach ganz oben.
    »Wirklich?«
    »Ja. Wenn ich bei meinen Großeltern zu Besuch war, hab ich immer mit einem Mädchen gespielt, das genau dort drüben gewohnt hat.« Ich zeigte auf eins der angrenzenden Häuser. »Ihr Vater hat uns erzählt, dass im Mittelalter auf dieser Straße Ritterturniere abgehalten wurden. Sandrine und ich saßen häufig auf den Stufen vor der Kirche und haben so getan, als würden wir bei so einem Turnier zuschauen.« Ich schloss die Augen; schon war ich in Gedanken zehn Jahre zurückgereist und erlebte die Geräusche und Farben unseres ausgedachten Turniers noch einmal. »Ich glaube, wenn sich alle Pariser Geister der letzten Jahrhunderte auf einmal materialisieren würden, wäre man von den faszinierendsten Personen umgeben.« Ich verstummte, weil es mir plötzlich peinlich war, jemandem, den ich fast gar nicht kannte, so viel aus einer meiner Traumwelten preiszugeben.
    Vincent lächelte. »Wenn ich einer der teilnehmenden Ritter wäre, würdet Ihr mir die Ehre erweisen, Euch von mir geleiten zu lassen? Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten, wertes Fräulein?«
    Ich tat so, als würde ich etwas in meiner Tasche suchen. »Ich kann mein mit Spitze besetztes Taschentuch nicht finden. Meinst du, ein Papiertaschentuch geht auch?«
    Lachend legte Vincent seinen Arm um mich

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