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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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letzte der drei Tage«, sagte er. »Jetzt geht’s mir wieder einen Monat lang gut.«
    »Du siehst aber nicht so aus, als würde es dir gut gehen«, erwiderte ich mit Blick auf sein Gesicht, das so blass war wie Wachs.
    »Es dauert ein paar Stunden, bis man vollständig aus dem Ruhezustand erwacht ist«, sagte Vincent mit einem schwachen Lächeln. »Man kann das vielleicht mit einer Operation am offenen Herzen vergleichen. So ein Patient springt ja auch nicht gleich aus dem Krankenhausbett, sobald die Narkose nachlässt.«
    Das leuchtete mir ein. Wenn er mir weiter solche Vergleiche anbot, würde ich das alles vielleicht besser verdauen können. Aber die Art und Weise, wie sie versuchten, mir das alles zu erklären, deutete ohne Frage darauf hin, dass sie das nicht häufig taten. Es lag an mir, mich langsam vorzutasten.
    Ich wandte mich an Jules. »Du bist über einhundert Jahre alt.«
    »Ich bin neunzehn«, sagte er.
    »Und du wirst nie älter?«, fragte ich.
    »Oh, doch, wir altern schon. Sieh dir Jean-Baptiste an. Er ist mit sechsunddreißig gestorben, aber mittlerweile über sechzig!«, sagte Charles.
    »Und wie alt wäre Jean-Baptiste, wenn er nicht ... ihr wisst schon«, stammelte ich.
    »Zweihundertsiebenunddreißig«, antwortete Gaspard, ohne zu zögern. Mit einem Blick in die Runde fragte er: »Darf ich?«
    Charles nickte, die anderen blieben stumm.
    »Nachdem wir belebt werden, altern wir im gleichen Tempo wie Menschen. Aber jedes Mal, wenn wir sterben und wieder belebt werden, sind wir genauso alt wie zum Zeitpunkt unseres ersten Todes. Jules ist mit neunzehn gestorben, das heißt, jedes Mal, wenn er stirbt, fängt er wieder bei neunzehn an. Vincent war achtzehn, als er starb, ist aber seit — wie lange noch mal? — seit etwas über einem Jahr nicht wieder gestorben, oder?« Er richtete seine Frage an Vincent, aber ich unterbrach ihn.
    »Jedes Mal, wenn ihr sterbt? Was ... was meinst du damit?«, fragte ich stotternd. Der eiskalte Finger streifte mir erneut das Rückgrat entlang. Sofort drückte Vincent meine Hand, um mich zu beruhigen.
    »Ich will es mal so sagen: Es gibt eine ganze Menge Menschen, die gerettet werden müssen«, sagte Jules mit einem Zwinkern.
    Ich starrte ihn an und hatte meine Schwierigkeiten damit, ihm zu folgen. Dann wurden meine Augen groß. »Der Mann in der Metrostation!«, rief ich überrascht aus. »Du hast ihm das Leben gerettet!«
    Er nickte.
    »Aber wie? Also, ich meine, hat ...«, platzte ich heraus. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, alles wirbelte in meinem Kopf durcheinander. Mir fiel wieder ein, wie Vincent dem Mädchen hinterhergesprungen war und wie Charlotte mich vor dem Fassadenteil gerettet hatte, das mich sonst platt gemacht hätte.
    »Ihr seid also alle das erste Mal gestorben, weil ihr jemanden gerettet habt. Und das macht ihr auch jetzt noch, nach eurem Tod«, sagte ich schließlich. Endlich war mir ein Licht aufgegangen.
    »Deshalb gibt es uns«, sagte Vincent. »Das ist unsere Aufgabe — und ihr sind wir bis in alle Ewigkeit verpflichtet.«
    Ich starrte ihn an. Ich wusste nicht, was ich sagen oder denken sollte. Mein Kopf war völlig leer.
    »Ich glaube, das reicht für heute«, sagte Vincent an die anderen gewandt. »Geben wir Kate erst mal Zeit, das alles zu verdauen. Und ich brauch auch eine Pause, bevor ich weitererzählen kann, ich bin total erschöpft.«
    »Aber du kannst ihr doch nicht ...«, setzte Gaspard an.
    »Gaspard!«, rief Vincent und schloss dann erschöpft die Augen. »Ich schwöre dir, dass ich Kate nichts Wichtiges erzählen werde, ohne mich vorher mit dir zu besprechen. Hand aufs Herz.« Und Vincent tat genau das, legte sich die Hand auf die Brust und warf Gaspard einen funkelnden Blick zu.
    »Also gut«, sagte Ambrose und stand auf. »Nachdem wir dem Menschen — damit meine ich dich, Katie-Lou«, er kam zu mir herüber und klopfte mir liebevoll auf die Schulter, »genug Angst eingejagt haben, ist es Zeit für ein ordentliches Fressgelage!« Beschwingt verließ er das Zimmer.
    Charlotte berührte mich sanft am Arm, während die anderen Ambrose folgten. »Willst du mit uns frühstücken? Ich vermute«, sie schaute kurz zu Vincent, »du wirst sowieso noch nicht sofort gehen dürfen.«
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich wohl geschlafen hatte.
    Charlotte warf einen Blick auf ihre Uhr. »Fast sieben.«
    »Sieben Uhr morgens?«, fragte ich ungläubig. Es überraschte mich, dass ich

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