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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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einen anderen Vorschlag. »Vielleicht sollten wir Kate einfach die Möglichkeit geben, uns zu fragen, was sie wissen will.«
    Womit soll ich denn anfangen?, dachte ich. Dann fiel mir wieder ein, was der Auslöser für diese sich überschlagenden Ereignisse gewesen war. »Ich habe in einer Zeitung von 1968 ein Foto von dir und Vincent gefunden. Dort stand, ihr seid bei einem Brand ums Leben gekommen«, sagte ich an Ambrose gewandt.
    Er lächelte leicht und nickte ermutigend.
    »Wie könnt ihr dann jetzt hier sein?«
    »Wie schön, dass du mit den leichten Fragen anfängst«, antwortete er ächzend, reckte sich kurz und beugte sich dann zu mir vor. »Die richtige Antwort wäre wohl ... Weil wir Zombies sind!« Er machte ein grässliches Geräusch, fletschte die Zähne und riss seine Arme hoch, die Hände zu Krallen gekrümmt.
    Als er das blanke Entsetzen auf meinem Gesicht sah, lachte er laut los und schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel. »War nur Spaß«, kicherte er. Er beruhigte sich langsam und schaute mich sehr ruhig und gefasst an. »Aber mal im Ernst. Wir sind Zombies.«
    »Wir sind keine Zombies«, sagte Charlotte genervt.
    »Die korrekte Bezeichnung wäre wohl, wenn ich recht unterrichtet bin, Untote«, warf Gaspard mit zitternder Stimme ein.
    »Gespenster«, fügte Charles mit einem verschmitzten Grinsen hinzu.
    »Jetzt hört auf, ihr Angst zu machen«, sagte Vincent. »Jules?«
    »Kate, das Ganze ist ein bisschen komplizierter. Wir selbst nennen uns Revenants.«
    Ich sah sie an, einen nach dem anderen.
    »Röh-vöh-nohs«, Jules betonte jede Silbe. Offenbar dachte er, dass ich ihn nicht verstanden hatte.
    »Schon klar. Das ist das französische Wort für Geist.« Meine Stimme bebte, Ich sitze in einem Zimmer voller Monster, dachte ich. Völlig wehrlos. Aber durchdrehen konnte ich ja schlecht. Wer weiß, was sie dann mit mir anstellen würden ... Wobei die Frage sowieso war, was sie überhaupt mit mir anstellen würden. Sofern sie nicht zu den Ungeheuern gehörten, die Erinnerungen auslöschen konnten, kannte ich jetzt schließlich ihr Geheimnis.
    »Wenn man den Ursprung des Wortes betrachtet, bedeutet es eigentlich ›jemand, der wiederkehrt‹ oder ›jemand, der zurückkehrt‹«, fügte Gaspard pedantisch hinzu.
    Obwohl es warm war im Zimmer, schlotterte ich. Alle sahen mich erwartungsvoll an, als wäre ich ein chemisches Experiment: Würde ich explodieren oder einfach nur verpuffen? Charles zischte: »Die bekommt Panik und haut ab, genau wie ich gesagt habe.«
    »Sie bekommt weder Panik noch haut sie ab«, hörte ich Charlotte sagen.
    »Okay, lasst uns allein«, befahl Vincent, dessen Stimme plötzlich viel kräftiger klang. »Nehmt’s mir nicht übel, aber ich spreche lieber allein mit Kate. Ihr macht ja nur noch mehr kaputt. Vielen Dank, dass ich mich bei der Abstimmung auf euch verlassen konnte, aber jetzt geht bitte.«
    »Unmöglich.« Im Zimmer wurde es still, alle starrten Gaspard an. Als er weitersprach, war schon wieder jegliche Souveränität aus seiner Stimme verschwunden, und er pulte an einem Fingernagel herum. »Ich wollte nur etwas anfügen, wenn ihr erlaubt«, stotterte er verlegen. »Vincent, wir können dich nicht ganz allein den Menschen, ich meine Kate, unterrichten lassen. Dieser Verstoß betrifft uns alle. Wir müssen alle wissen, welche Informationen du ihr gibst ... und welche nicht. Und ich werde im Anschluss Jean-Baptiste einen ausführlichen Bericht abliefern müssen, bevor wir sie gehen lassen können.«
    Meine Anspannung ließ ein wenig nach. Sie werden mich gehen lassen. Diese Information war wie ein Licht am Ende eines entsetzlich dunklen Tunnels.
    »Vielleicht sollte ich auch noch darauf hinweisen, dass du noch zu schwach bist, um überhaupt aufrecht zu sitzen«, fuhr Gaspard fort. »In diesem Zustand kannst du wohl kaum etwas erklären, das für uns alle von größter Wichtigkeit ist.«
    Eine kurze Pause entstand und alle sahen Vincent an. Er seufzte schließlich. »Gut, ich sehe es ein. Aber tut mir bitte den Gefallen und benehmt euch.« Er warf mir einen Blick zu und sagte: »Kate, würdest du dich zu mir setzen? Dann bekomme ich wenigstens ein bisschen das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben.«
    Ich stand auf und ging zu ihm, er hob mit Mühe seinen Arm und nahm meine Hand in seine. Augenblicklich fühlte ich mich genauso friedvoll und ruhig wie in dem Moment, als Charlotte mich in ihrem Zimmer berührt hatte. Wogen von Gelassenheit und Sicherheit

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