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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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zurück.
    »Nein«, er seufzte. »Ich fange gerade erst an, dich zu verstehen.« Er machte eine Pause. »Können wir uns so einigen: Ich beantworte dir die Frage noch, nur nicht jetzt gleich. Fällt dir noch was anderes ein, das du wissen möchtest?«
    »Hm, wie wär’s mit einer Erklärung dafür, warum ein Foto von mir auf deinem Nachttisch steht«, versuchte ich es.
    »Fandest du das gruselig?«, fragte er lachend.
    »Ja, ein bisschen«, gab ich zu. »Obwohl ... eigentlich war der Gruselfaktor schon recht hoch, schließlich hab ich es gesehen, unmittelbar nachdem ich dich tot auf deinem Bett gefunden hatte.«
    »Charlotte und ich haben ein bisschen um das Bild gestritten«, sagte er. »Sind dir die anderen Fotos an meinen Wänden aufgefallen?«
    »Ja, auch bei Charlotte im Zimmer. Sie hat gesagt, das waren alles Leute, die sie gerettet hat.«
    Er nickte. »Das stimmt. Und weil wir beide dich gerettet haben, hatten wir beide Anspruch auf dein Bild.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte ich verwirrt.
    »Erinnerst du dich noch an den Tag im Café, als du fast ein Stück Pariser Geschichte geworden wärst?«
    Ich nickte.
    »Charlotte hat dich weggelockt, weshalb das Fassadenteil dich nicht getroffen hat. Aber ich habe sie gewarnt, dass es passieren wird.«
    »Du warst auch da?«, ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an.
    »Ja, als Geist. Ich war als Geist anwesend, nicht körperlich«, sagte Vincent und zog mich weiter.
    »Als Geist? Aber ihr hattet mir doch gesagt, ihr seid keine Gespenster?«
    Vincent legte seine Hand auf meine und schon durchströmte mich wieder eine Beruhigungswelle.
    »Jetzt lass das doch mal mit diesem Beruhigungszauber. Erklär's mir einfach. Ich komm schon klar.« Vincent ließ seine Hand, wo sie war, aber das warme Gefühl verschwand. Er grinste schuldbewusst, als hätte ich ihn beim Abschreiben erwischt.
    Ohne mich selbst zu sehr loben zu wollen, aber ich fand, ich schlug mich ganz gut. Nachdem ich verdaut hatte, dass der Junge, den ich mochte, unsterblich war, steckte ich auch alle weiteren Informationen irgendwie weg. Ich war nicht durchgedreht. Nicht übermäßig zumindest. Mal abgesehen von dem Zwischenfall, als ich gesehen hatte, wie Jules starb. Oder als ich Vincent »tot« auf seinem Bett gefunden hatte. Und das waren alles ziemlich gute Gründe, um durchzudrehen, versicherte ich mir selbst.
    Vincent nahm seinen Faden wieder auf und ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Ich erklär dir das mit dem Geiststadium gleich noch. Dass ich mit Charlotte und Charles unterwegs war, ist eine ganz typische Konstellation. Wir Revenants gehen immer zu dritt, wenn wir auf ... Patrouille sind. Das macht es leichter, wenn etwas passiert ...«
    »Wie in der Metro, als Jules verunglückt ist?«
    »Genau. Die anderen verständigen dann Jean-Baptiste, der dafür sorgt, dass wir die Leiche bekommen.«
    »Und wie macht er das? Hat er Verbindungen zu den örtlichen Leichenhäusern?«
    Das sollte eigentlich ein Witz sein, doch Vincent lächelte und nickte. »Und zur Polizei, um noch ein anderes Beispiel zu nennen.«
    »Wie praktisch«, sagte ich und versuchte, nicht überrascht auszusehen.
    »Sehr sogar«, stimmte Vincent zu. »Die halten Jean-Baptiste wahrscheinlich für einen Verbrecher oder Nekrophilen. Aber das viele Geld, das er für ihre Dienste zahlt, hält sie davon ab, irgendwelche Fragen zu stellen.«
    Ich blieb stumm und dachte darüber nach, wie kompliziert dieses ganze ›Wir-Untote-retten-Leben-Ding‹ für die Revenants sein musste. Und dass ich ihnen völlig unabsichtlich in die Quere gekommen war. Kein Wunder, dass Jean-Baptiste nicht gerade begeistert war von meinem plötzlichen Erscheinen.
    »Charlotte hat dir doch erklärt, dass unser Geist, während unsere Körper ruhen, sehr aktiv ist.«
    Ich nickte.
    »Das war stark vereinfacht. Am ersten Tag des Ruhezustands ruht sowohl unser Körper als auch unser Geist. Nichts funktioniert, wie bei einer typischen Leiche eben. Am zweiten Tag wacht unser Verstand auf und wir sind nur noch körperlich tot. Wenn wir uns verletzt haben seit dem letzten Ruhezustand, heilen sich unsere Körper in diesem Stadium selbst. Für zwei Tage kann sich unser Bewusstsein sozusagen von unseren Körpern lösen und sich frei bewegen. Und wir können miteinander kommunizieren.«
    Ich konnte es nicht fassen. Es gab also noch mehr ›Revenantregeln‹. Merkwürdiger kann es kaum mehr werden , dachte ich. »Ihr könnt unsichtbar rumschweben? Jetzt kapier ich,

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