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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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ins Wasser ein und verschwand.
    Ein Schrei drang aus dem Tunnel unter der Brücke und plötzlich konnten wir die Umrisse von Personen ausmachen, die in der Finsternis kauerten. »Was zur ...!«, rief Georgia, wurde jedoch von einem kurzen Aufblitzen, das von einem metallischen Klirren begleitet war, unterbrochen, während sich zwei Figuren aus der Dunkelheit lösten. Schwerter. Sie kämpften mit Schwertern.
    Georgia und mir fiel im gleichen Moment ein, dass wir Beine hatten, also rannten wir zurück zu der Steintreppe, die wir vorhin heruntergekommen waren. Bevor wir sie erreichten, tauchte ein Mann aus der Dunkelheit auf. Ich kam nicht einmal dazu zu schreien, da hatte er mich schon bei den Schultern gefasst, um zu verhindern, dass ich ihn umrannte. Georgia blieb wie angewurzelt stehen.
    »Guten Abend, meine Damen«, erklang eine sanfte Baritonstimme.
    Meine Augen brauchten einen Moment, ehe sie sich von ihrem eigentlichen Ziel — der Treppe — auf die Person umgestellt hatten, die mir den Weg dorthin versperrte. »Loslassen«, brachte ich trotz aller Panik hervor und sofort folgte er dieser Aufforderung. Ich machte einen Schritt zurück und sah mich einem weiteren bekannten Gesicht gegenüber. Seine Haare waren unter einer schwarzen Mütze verborgen, trotzdem hätte ich ihn überall erkannt. Es war der muskulöse Freund des Jungen, der gerade in die Seine gesprungen war.
    »Sie sollten sich um diese Uhrzeit besser nicht mehr allein hier aufhalten«, sagte er.
    »Dahinten passiert irgendwas«, keuchte Georgia. »Sieht ganz nach einem Kampf aus oder so ...«
    »Ein Polizeieinsatz«, erklärte er, trat hinter uns und schob uns sanft, aber bestimmt vor sich her zur Treppe.
    »Ein Polizeieinsatz mit Schwertern?«, fragte ich ungläubig, während wir die Stufen hinaufeilten.
    »Verfeindete Banden«, sagte er knapp, schon wieder kehrtmachend. »An Ihrer Stelle würde ich mich so schnell und so weit wie möglich von hier entfernen«, rief er noch über die Schulter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Er rannte zurück zum Tunnel und im gleichen Moment tauchten zwei Köpfe in Ufernähe aus dem Wasser auf. Erleichterung durchfuhr mich, als ich sah, dass beide lebten.
    Der Typ, der uns weggeführt hatte, war gerade rechtzeitig bei ihnen, um dem Mädchen an Land zu helfen.
    Ein Schmerzensschrei zerriss die Nacht und Georgia packte mich am Arm. »Komm, lass uns von hier verschwinden.«
    »Warte.« Ich zögerte. »Sollten wir nicht irgendwas unternehmen?«
    »Was denn?«
    »Die Polizei rufen.«
    »Das ist doch die Polizei«, sagte sie unsicher.
    »Ja, ganz klar. Für mich sehen die nicht gerade wie Polizisten aus. Ich könnte schwören, dass ich zwei von ihnen aus unserem Viertel kenne.« Wir sahen uns einen Moment lang hilflos an und versuchten zu verstehen, was gerade geschehen war.
    »Na, vielleicht wird unser Stadtteil von einem Spezialsondereinsatzkommando observiert«, meinte Georgia. »Du weißt doch, Catherine Deneuve wohnt bei uns in der Straße.«
    »Klar. Catherine Deneuve hat ein eigenes SEK-Team, das aus lauter superattraktiven Typen besteht, die für sie das Viertel vor Promi-Stalkern schützen und die mit Schwertern bewaffnet sind.«
    Wir konnten uns nicht beherrschen und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Wir dürfen darüber nicht lachen. Das ist eine ziemlich ernste Sache!«, kicherte Georgia und wischte sich eine verirrte Träne von der Wange.
    »Ich weiß«, schniefte ich und versuchte, mich zusammenzureißen.
    Das Mädchen und ihr Retter waren verschwunden und die Kampfgeräusche klangen nun weiter entfernt. »Jetzt ist es eh vorbei«, sagte Georgia. »Wir könnten nichts mehr tun, selbst wenn wir wollten.«
    Wir steuerten auf den Zebrastreifen zu, als zwei Personen hinter uns die Treppe heraufsprinteten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie direkt auf uns zustürmten und griff nach Georgias Arm, um sie aus dem Weg zu ziehen. Sie rannten an uns vorbei, streiften uns fast — zwei große, schwarz gekleidete Männer mit tief ins Gesicht gezogenen Mützen. Ein Stück Metall blitzte unter dem langen Mantel des einen hervor. Sie sprangen in ein Auto und starteten dröhnend den Motor. Bevor sie verschwanden, fuhren sie im Schneckentempo an meiner Schwester und mir vorbei. Ich spürte, wie sie uns durch die abgedunkelten Scheiben anstarrten.
    »Was glotzt ihr so?«, schrie Georgia und dann endlich gaben sie Gas. Wir blieben kurz wie benommen stehen. Als die Ampel auf Grün wechselte, hakte sich Georgia

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