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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sich auf das Thema lotsen, während sie an ganz etwas anderes denken.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na, jetzt möchten Sie das Thema bestimmen? Nur los, Donald, kommen Sie mit der Sprache heraus. Es wird Zeit, daß Sie mir sagen, weshalb Sie so in Eile sind und das Material Gage haben müssen.«
    »In Eile bin ich allerdings, und das Material brauche ich auch«, antwortete ich.
    Sie brachte mir ein Kuvert, und ich sah den Inhalt durch. Es befand sich dabei ein Bild des Erblassers und eins von Amos, das freilich schon zehn Jahre alt war. Onkel Amos sah darauf aus wie der große Frauenheld seiner Epoche.
    Auch ein Abdruck der Testamentsbestimmungen war dazwischen, die besagten, daß der Erblasser den Sohn seines Bruders zwar sehr liebte und selbst keinerlei Verwandte habe, jedoch bezweifle, daß der Neffe sich, falls er plötzlich ein großes Vermögen erbte, vernünftig und anständig benehmen könne. Er stelle daher seinen gesamten Nachlaß unter Treuhänderschaft und verfüge über die künftige Verwendung wie folgt...
    Ich las schnell durch, was über die Vollmachten des Treuhänders festgesetzt war. Zitiert waren die Klauseln über Vorsorge gegen Verschwendung, nach denen es im Ermessen des Treuhänders liege, die Höhe der dem Erben zuzuwendenden Beträge bis zu dessen fünfunddreißigstem Lebensjahr zu bestimmen. Falls Amos Gage in diesem Alter noch lebe und in der Zwischenzeit nie wegen eines Verbrechens verurteilt worden sei, falle das ganze Geld ohne Einschränkung ihm zu, und die Treuhänderschaft erlösche.
    Falls Amos Gage jedoch vor Erreichung des fünfunddreißigsten Lebensjahres stürbe oder vorher wegen eines Verbrechens verurteilt werde, falle die Hälfte des Vermögens an die folgenden Institutionen, an denen der Erblasser Interesse nehme und deren Ziele und Zwecke er uneingeschränkt billige... Die zweite Hälfte solle an etwaige andere Erben gehen, falls solche, außer Amos Gage selbst und dessen möglichen Nachkommen, ermittelt würden. Es folgte ein Verzeichnis der Institutionen, überwiegend gemeinnütziger Einrichtungen und Wohltätigkeitsvereine.
    Der Treuhänder, in den der Erblasser unbeschränktes Vertrauen setzte, hieß Jerome L. Campbell. Für den Fall, daß er vor Erlöschen der Treuhänderschaft stürbe, war ein zweiter genannt und, sollte auch dieser vorzeitig sterben, noch ein dritter. Aus den Pressenotizen entnahm ich, daß Campbell Bankier war. Die Reservetreuhänder waren beide Anwälte.
    Ich ging wieder zu Marlenes Tisch. Sie hatte sich gerade am Telefon gemeldet. Offenbar sagte ihr ein Reporter der Zeitung die schönsten Schmeicheleien, denn sie lachte und fuhr beim Sprechen mit der Spitze ihres Zeigefingers über die Tischplatte, als male sie kleine Kringel.
    Ich schlich mich hinter sie und drückte auf die Telefongabel, so daß die Verbindung getrennt war.
    Sie schnellte ärgerlich herum, ihr Gesicht kam dem meinen ganz nahe, ihre Augen sprühten, doch das hörte plötzlich auf, und sie legte den Kopf zurück.
    Ich küßte sie — das zweite Mal in meinem Leben. Mehr als so einen Kuß konnte von diesem Fuchsköpfchen keiner erwarten.
    Als sie sich aus meinem Griff frei machte, war ihr Gesicht ganz rot.
    »Wie schön wäre der Gedanke, daß Sie nur hinter mich geschlichen sind, um das zu tun«, sagte sie, »doch mein Instinkt verrät mir, daß Sie bloß noch mehr Archivmaterial haben wollen und nicht so lange warten konnten, bis ich mein Gespräch beendet hatte.«
    »Jerome L. Campbell«, sagte ich.
    Sie musterte mich von oben bis unten wie ein Taxator und erklärte: »Ein Gentleman hätte wenigstens jetzt gelogen.«
    »Na schön, lassen Sie's uns noch mal probieren«, schlug ich vor.
    Sie gab mir aus Spaß einen Klaps, eilte nach nebenan ins Archiv und kam mit den Pressenotizen über Jerome L. Campbell zurück.
    In dem diesbezüglichen Material war eigentlich nichts von besonderer Bedeutung enthalten, man hatte die Berichte nur ausgeschnitten, um ein paar wichtige Daten aus dem Leben dieses Mannes festzuhalten, dessen Name in Finanzkreisen eine gewisse Rolle spielte.
    Campbell hatte beim Bankierskongreß die Eröffnungsrede gehalten, Campbell hatte die Begrüßungsansprache bei der Tagung für »bessere Büros« gehalten, Campbell war Schiedsrichter beim Redewettstreit der Colleges gewesen...
    Lauter Quatsch. Ich schrieb mir seine Adresse auf und gab Marlene das Archivkuvert zurück.
    Ein Reporter verlangte rasch Informationen, und sie mußte sich für ihn flott bewegen. Ich merkte

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