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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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schrumpfen und abfallen lassen, als dass sie den Weg beleuchtet hätte. Glücklicherweise war Billingsly immer in Eile, sodass jede Interaktion normalerweise beendet war, sobald sie begonnen hatte. Aber nicht heute.
    »Ist alles in Ordnung, Jordan?«, fragte mich Mr Billingsly.
    »Mit mir? Ja! Alles bestens!«, sagte ich, bis ich merkte, dass er darauf anspielte, wie unordentlich ich aussah.
    »Oh, Sie meinen
das
?«, sagte ich und versuchte das Beste daraus zu machen: »Das … ist der letzte Schrei … Gossen-Schick!«
    »Lassen Sie es beim nächsten Mal in der Gosse.«
    Also versuchte ich es mit einer anderen Taktik: »Ich bin nassgespritzt worden. Vielleicht kann ich das Maskottchen der Firma werden. So eine Art ›Splash‹«, sagte ich, während ich mich nach vorne beugte und eine lustige Geste mit den Händen machte.
    Mr Billingsly starrte mich eine Sekunde lang nicht sehr erfreut an, entschied dann, dass diese Konversation es nicht wert war, seine Zeit zu verschwenden, und ging forsch davon. Und ich stand da wie ein schlamm-getränkter Loser.
    Der Grund für den unaufhaltsamen Abstieg von Splash Media war folgender: Wir waren absolut unfähig.
    Der Job der Kundenbetreuer war es, sich um die Angelegenheiten aller Kunden zu kümmern. Und in einer guten Agentur machten sie im Allgemeinen einen guten Job, indem sie einfach jeden bei Laune hielten. Aber bei uns waren die Kundenbetreuer überwiegend Doofmänner, die herumliefen und ihre Kollegen anpissten und genauso gut für die Kunden statt für Splash hätten arbeiten können. Sie gingen zu den Kreativen und gaben ihnen behutsam Kundenanweisungen wie diese: »Ich bin absolut eurer Meinung, Leute, und ich denke, sie haben eine Macke, aber lasst uns im Moment einfach zustimmen.« Dann nahmen sie das überarbeitete Kreative mit zu den Kunden und präsentierten es genau so: »Ich bin in diesem Punkt exakt Ihrer Meinung, und ich denke, es muss überarbeitet werden, aber die Ideen sind alle drin.« Ekelhaft.
    Unsere kreativen Leute waren zum größten Teil Primadonnen, die glaubten, dass alles, was sie auskotzten, Gold wäre. Wenn man ein Wort veränderte oder eine Graphik verkleinerte, fingen sie an zu schreien, als hätte man ihnen das Fläschchen weggenommen. Und meine Feindseligkeit wurde natürlich dadurch verstärkt, dass ich verzweifelt versuchte, einer von ihnen zu werden.
    Unsere Herstellungsabteilung bestand aus wohlmeinenden, freundlichen Leuten, die unter der despotischen Fuchtel von Marilyn Mason standen. Sie war Meisterin in einer psychologischen Manipulation, die als aktive Aggression bekannt ist. Der Unterschied zu passiver Aggression besteht darin, dass sie immer versuchte, ihren Weg zu gehen. Das Resultat war, dass unsere Herstellungsabteilung immer in einer Art aggressiver Panik war.
    Meine gescheiterte Karriere führte bei mir zu einem sehr schlimmen Fall von schlechter Einstellung, ganz im Gegensatz zu meiner sonst so süßen und biegsamen Veranlagung.
    Die Splash-Bosse versuchten unsere Scheißjobs schönzufärben, indem sie einen neuen Titel für uns einführten – Projektmanager. Aber egal welcher Titel, ich wusste, dass wir einfach nur Laufburschen waren. Wir organisierten alle Meetings, verschoben Jobs von einer Abteilung zur anderen, und meiner bescheidenen Meinung nach schmissen wir im Grunde den gesamten Laden.
    An den meisten Tagen jonglierte ich mit einer Flut von widersprüchlichen Inputs, ich leitete Hunderte von Anrufen weiter, ich versuchte, mich in einem quälenden Meeting nach dem anderen zu konzentrieren, überprüfte die Anmerkungen der Korrektoren, stritt mit den Kreativen über Deadlines, brachte einen Satz Druckvorlagen zu einem sogenannten ›Kontrollgang‹ und trug dann alles in jede Abteilung zurück. So sehr mich das auch aufregte, es erlaubte mir, in der ganzen Agentur den Finger am Puls der Zeit zu haben, und es war zumindest gut für mein Herz-Kreislauf-System, denn es war kein Geheimnis, dass ich Fitnessstudios nicht besonders mochte.
    Ich machte diesen Job, weil ich meinen Fuß in die Tür eines übersättigten Marktes bekommen wollte. Fragen Sie einen Kellner, was er gerne wäre, und ich wette, dass neunzig Prozent mit »Schauspieler« antworten. Fragen Sie einen Spüler, wette ich, dass es ungefähr genauso viele sind, die »Werbetexter« antworten. Ich glaubte, dass mir mein Job im Vertrieb den Zugang zu all den Anzeigenkampagnen ermöglichen würde. Die Art-Direktorin, für die ich mehr als für

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