Von jetzt auf gleich
standen wir da und schauten uns für einen Augenblick an. Todd blinzelte und zog die Augenbrauen hoch. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Gut, wir haben gerade geheiratet, wenn du also schwanger bist, wird es schon okay sein. Ich denke, es wäre schlimmer, wenn wir noch nicht verheiratet wären.«
»Hm, ja, das glaub ich auch«, sagte ich.
Problem gelöst. Die Feier ging weiter, und wir spielten eine Runde Fangen.
***
Meine Heirat mit Todd war vielleicht meine Art, einen perfekten Bund zu schaffen – oder zumindest einen weniger verhängnisvollen als meine Eltern.
Ich erinnere mich noch viel zu gut an den Tag, an dem mein erster Dad sich zu mir setzte und seine Hände auf meine Schultern legte. Er schaute mir direkt in die Augen und sagte: »Jordan, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich sehr liebe, und ich möchte, dass du das nie vergisst.« Da war ein Angstgefühl, auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was das genau für ein Gefühl war – ich wusste nur, dass es sich nicht gut anfühlte, und so lenkte ich mich damit ab, die Haare zu studieren, die nur ein ganz kleines bisschen zu weit aus seiner Nase herauswuchsen.
»Weißt du das, Jordan? Weißt du, dass ich dich so sehr liebe, wie ich kann?«, fragte er.
Ich blinzelte und beobachtete das eine graue Haar zwischen den anderen schwarzen, das aus seinem linken Nasenloch herauslinste wie eine kleine Maus, die checken wollte, ob die Luft rein ist.
»Jordan?«
»Ja, Dad?«
»Verstehst du das?«
»Hmm …«, sagte ich, weniger überzeugt, als es ihm möglicherweise gefallen hätte.
»Es kann sein, dass wir uns für eine Weile nicht sehen«, fuhr er fort, »aber das heißt nicht, dass ich nicht irgendwo da draußen bin …« Seine Worte verschwammen und endeten in einer theatralischen Pause. Seine Nasenhaare pfiffen leise in der Stille. Ich war wie hypnotisiert. Dann sagte er:
»Ich möchte nur sicherstellen, dass du weißt, du wirst von deinem Vater geliebt, damit du nicht zu einer Männer hassenden Lesbe heranwächst.«
Ich war gerade mal fünf. Millionen von Gedanken rasten durch meinen Kopf, Millionen von Fragen, die ich ihm stellen wollte, aber ich war wie gelähmt. Warum erzählst du mir das? Wohin gehst du? Was ist eine Lesbe? Und das Wichtigste: Wirst du dir jemals die Nasenhaare abschneiden?
Nichts kam aus meinem Mund. Keine der Millionen von Fragen, die in meinem Hirn herumwirbelten wie ein Meteoritenschauer, der mit Wucht durch meinen Kopf schoss, bevor seine Energie sich erschöpfte und verschwand. Das Einzige, was ich sagen konnte, war: »Okay.«
Er nickte und sagte: »Gutes Mädchen«, dann war er weg.
Als meine Mom ein paar Minuten später aus dem Garten hereinkam, glaubte sie mir nicht, dass ich nicht glaubte, Dad würde wieder nach Hause kommen. Sie wurde böse auf mich, weil ich so schreckliche Sachen sagte, und fragte mich, ob ich glauben würde, ich sei übersinnlich. Ich sagte nein. Ich erzählte ihr, dass ich nicht übersinnlich sei und auch keine Lesbe. Auch wenn ich nicht wusste, was beides bedeutete, so schien es mir richtig zu sein, das zu sagen, und ich merkte, dass meine Mutter Beruhigung brauchte.
»Was?«, schrie sie. Und dann erklärte ich es ihr. Ich erzählte ihr alles, was er gesagt hatte, so genau, wie ich mich daran erinnern konnte, und ich muss den Sinn von allem wohl ganz gut getroffen haben, denn danach ist sie ins Badezimmer gegangen und hat dreieinhalb Stunden lang geweint.
Als sie später wieder runterkam, war ihr Gesicht trocken und ihr Kopf aufgerichtet. Sie hat offensichtlich einige Zeit in ihrem modischen Wandschrank verbracht; sie trug ein schwarzes Kleid, das ich noch nie gesehen hatte, mit einem doppelten Strang Perlen um den Hals. Das hatte einen exklusiven Touch und war fast ein bisschen sexy – und wenn ich ehrlich bin, zerstörte für mich dieser Moment das ›kleine Schwarze‹ – für immer. Sie nahm mich mit in mein Zimmer, zog mir mein schickes samtenes Partykleid an, kämmte mir die Haare und befestigte sie mit zwei Spangen. Dann setzte sie mich ab und erklärte mir, dass wir neu beginnen würden. Und genau das taten wir.
Drei Jahre später hatte ich ein brandneues Leben. Mit einem neuen Haus, einem neuen Dad und einer neuen Baby-Schwester. Man könnte meinen, dass ich von alldem Narben davongetragen habe, und vielleicht habe ich das auch, aber wirklich gelitten habe ich damals nicht. Walter Landau trat schnell in unser Leben, er heiratete Mom und sagte zu mir, dass ich ihn Dad
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