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Jung, sexy und beliebt

Jung, sexy und beliebt

Titel: Jung, sexy und beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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1 Eine Waverly-Eule lässt sich mit Fremden niemals auf eine Diskussion über nackte Haut ein
    Irgendjemand rempelte Jenny Humphreys Schienbein mit einer karierten Jack-Spade-Tasche an und riss sie aus ihrem Tagtraum. Der Amtrak-Express nach Rhinecliff im Staat New York hatte gerade in Poughkeepsie gehalten, und ein langer Typ mit Dreitagebart und dunkler eckiger Paul-Smith-Brille, der ein T-Shirt von den Decemberists anhatte, sah auf sie hinunter.
    »Der Platz noch frei?«, fragte er.
    »Klar«, murmelte sie etwas benommen und rutschte zur Seite. Er schob seine Tasche unter den Sitz und ließ sich neben Jenny fallen.
    Der Zug ruckelte ächzend weiter. Jenny atmete die abgestandene, leicht schweißgeschwängerte Luft im Waggon ein und wippte ungeduldig mit dem Fuß. Sie wollte auf keinen Fall zu spät zum Einchecken in der Waverly-Akademie ankommen. Okay, wenn ihr Vater Rufus sie in seinem zerbeulten blauen Volvo-Kombi hingefahren hätte, wäre sie ganz sicher pünktlich gewesen – er hatte Jenny praktisch angefleht, sie fahren zu dürfen -, aber Jenny wollte unter keinen Umständen von ihrem unrasierten, friedensbewegten Vater in ihr neues exklusives Internat gebracht werden. Es war ihm zuzutrauen, dass er vor ihren neuen Mitschülern eine spontane Lyrik-Session abhalten und alte Fotos von ihr als sterbenslangweiliger Siebtklässlerin in neonfarbenen Old-Navy-Fleece-Shirts rumzeigen würde. Nein danke, kein Bedarf.
    »Du bist auf der Waverly?«, fragte der Junge. Er warf einen vielsagenden Blick auf das Handbuch »Verhaltensregeln an der Waverly-Akademie«, das ungeöffnet auf ihrem Schoß lag.
    Jenny strich sich eine braune Locke aus den Augen. »Ich fang dieses Schuljahr dort an.« Sie konnte die Begeisterung in ihrer Stimme nicht verbergen – sie fieberte so sehr darauf, endlich aufs Internat zu kommen, dass sie ganz nervös und hippelig war – wie wenn man dringend pinkeln muss.
    »Elfte Klasse?«
    »Zehnte. Bis jetzt war ich auf der Constance-Billard-Schule. In Manhattan.« Jenny war ein bisschen stolz, dass sie mit einer relativ schicken Vergangenheit aufwarten konnte – oder zumindest mit einer, die schick klang.
    »Und jetzt brauchst du mal’nen Tapetenwechsel, oder was?« Er fummelte an dem abgewetzten Lederband seiner Armbanduhr herum.
    Jenny zuckte die Schultern. Der Junge war ungefähr so alt wie ihr Bruder Dan. Dan war vor zwei Tagen an die Westküste abgereist, wo er am Evergreen College studieren würde, und hatte nichts mitgenommen außer zwei Reisetaschen, seinem Apple-G4-Powerbook und zwei Päckchen Zigaretten. Jenny dagegen hatte bereits sechs riesige Reisetaschen an die Waverly verschickt und hatte außerdem noch einen gigantischen Koffer und eine Tasche dabei, die fast platzte. Im Zuge ihrer übereifrigen Vorbereitungen aufs Internat hatte sie praktisch das komplette Haarpflege-und-Kosmetik-Sortiment im Drogeriemarkt aufgekauft – man konnte ja nie wissen, was man im Internat alles so brauchte! Außerdem hatte sie eine Einkaufsorgie mit der Kreditkarte, die ihr Vater ihr für die Neuausstattung zum Schulbeginn zur Verfügung gestellt hatte, hinter sich – bei Club Monaco, J.Crew und Barneys. »So was in der Art«, antwortete sie schließlich.
    In Wirklichkeit hatte man ihr nahegelegt, die Constance-Billard-Schule zu verlassen, weil man offenbar fand, sie hätte einen »schlechten Einfluss« auf die anderen Mädchen. Jenny selbst sah das ganz anders – sie hatte sich nur ein bisschen amüsieren wollen, wie alle anderen Mädchen an der Schule auch. Aber irgendwie waren ihre Spaß-Eskapaden immer an die ganz große Glocke gehängt worden und hatten sie in peinliche Situationen gebracht: Ihre in einen Sport-BH gezwängten Doppel-D-Brüste waren in einem Hochglanz-Magazin aufgetaucht (sie hatte geglaubt, es wären Werbeaufnahmen für Sportklamotten), im Internet war ein Film ihres mehr oder weniger entblößten Hinterns kursiert, außerdem hatte sie sich ein paarmal mit den falschen Jungs auf Party-Knutsch-Aktionen eingelassen – und natürlich hatte es jeder mitgekriegt.
    Das Fass zum Überlaufen brachte dann das Wochenende, das Jenny mit der ehemaligen Band ihres Bruders, den Raves, im Plaza Hotel verbracht hatte. Ein Foto von ihr, auf dem sie das Plaza mit nichts als einem flauschigen weißen Bademantel bekleidet verließ, war tags darauf in den Online-Ausgaben der einschlägigen Klatschpresse erschienen. Es ging das Gerücht, Jenny hätte mit der gesamten Band geschlafen –

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