Von Liebe stand nichts im Vertrag
an. „Was willst du damit sagen?“
„Ich bin wegen Jimmy weggegangen. Ich dachte, er würde sich ohne meinen schlechten Einfluss bessern. Als mein Vater versprach, ihn auf den richtigen Weg zu führen, glaubte ich ihm.“
„Das kann nicht wahr sein.“ Dev hob die Stimme. „Du hast doch gesagt, dass du uns verlassen hast, damit ich nicht so wie du werde. Ich dachte, ich wäre der Grund für dein Fortgehen.“
„Das hat auch Noelle gesagt. Ich …“ Der alte Mann stieß eine Verwünschung aus. „Entschuldige, Dev. Ich muss etwas richtigstellen. In jener Nacht, als ich euch verließ, schlief Jimmy bei dir im Zimmer. Erinnerst du dich? Er hatte nach Moms Tod häufig Albträume. Ich betrat dein Zimmer, um mich zu verabschieden, aber ich sprach mit Jimmy, nicht mit dir.“
Dev hatte jene Nacht nie vergessen. Es war weit nach Mitternacht gewesen, als er aufwachte und seinen Vater in der Tür stehen sah. Er erinnerte sich noch genau, wie schmerzlich seine Worte für ihn geklungen hatten. Dabei waren sie gar nicht an ihn gerichtet. „Und ich dachte, ich wäre der Grund“, wiederholte er langsam.
Sein Vater stand auf. „Das erklärt vieles. Ich habe mich oft gefragt, warum du keinen meiner Briefe beantwortet hast. Mir war klar, du würdest verletzt sein und wütend, weil ich fortging, aber ich wäre doch nie auf den Gedanken gekommen, du könntest meine Worte auf dich beziehen. Wie denn auch? Dazu bist du deinem Großvater doch viel zu ähnlich.“
„Hattest du keine gute Beziehung zu deinem Vater?“
Jackson lachte. „Ähnlich wie Jimmy zu dir. Ich hatte keine Lust, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten und Verantwortung zu übernehmen.“ Er zuckte die Schultern. „Mir fehlte der Ehrgeiz. Das konnte er mir nicht verzeihen.“
Was Dev da hörte, traf ihn wie ein Keulenschlag. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr hatte er seinen Vater gehasst, weil er dessen Worte irrtümlich auf sich bezogen hatte.
„Ich habe alles falsch gemacht“, fuhr sein Vater fort. „Es tut mir leid, Dev. Wenn ich geahnt hätte, was diese Worte anrichten würden, wäre ich geblieben und …“ Er zögerte. „Nein, entschuldige, das ist Unsinn. Ich wäre auf jeden Fall gegangen.“
„Wegen Mom?“
Sein Vater nickte. „Das ist meine wahre Schuld.“
„Du hast sie nicht geliebt. Warum nicht? Deine Liebe war alles, was sie sich ersehnte.“
„Ich habe sie geliebt“, widersprach sein Vater. „Aber wohl nicht genug. Sie überschüttete mich mit Liebe. Anfangs fand ich ihre Gier nach Liebe charmant, doch bald fühlte ich mich so eingeengt, dass ich glaubte, ersticken zu müssen.“
Dev wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte ganz andere Erinnerungen an seine fürsorgliche Mutter. Sie war immer für ihn da, wartete auf ihn, bis er nach der Schule nach Hause kam, und wollte die ganze Zeit mit ihm zusammen sein, bis sein Vater zurückkehrte.
Wenn er jetzt darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass sie ihm weder erlaubt hatte, Freunde mitzubringen noch andere junge Leute zu besuchen. Als er alt genug war, um zu rebellieren, war Jimmy in einem Alter, in dem er die Aufmerksamkeit seiner Mutter mit seinen Aktivitäten auf sich zog.
„Was ich auch tat, es war ihr nie genug“, gestand sein Vater. „Nach und nach verlor ich meine Freunde. Und als sie von mir verlangte, meinen Job aufzugeben und vierundzwanzig Stunden am Tag bei ihr zu bleiben, wusste ich, dass unsere Ehe am Ende war. Das waren die Symptome einer Kranken. Professionelle Hilfe lehnte sie ab. Deshalb verließ ich sie …“
Dev nickte langsam. Er war zwölf oder dreizehn gewesen, als sein Vater sich fast gar nicht mehr zu Hause zeigte. Daraufhin ging es seiner Mutter immer schlechter. Manchmal weinte sie die ganze Nacht, während sie auf ihren Mann wartete, der nicht zurückkam.
„Ich wählte den einfacheren Weg“, sagte Jackson. „Darauf bin ich nicht stolz. Ich habe dich, Jimmy und auch meinen Vater im Stich gelassen.“
„Nein, Dad …“
„Doch, Dev. Ich habe mich nicht um die Firma gekümmert. Oh, an den monatlichen Schecks war ich wohl interessiert. Sie erhielten mich am Leben. Aber du hast es gut gemacht. Ich bin stolz auf dich. Mein Vater wäre auch stolz auf dich gewesen. Du hast seine Firma noch erfolgreicher geführt als er.“
„Ich … Du darfst nicht stolz sein auf mich, Dad.“
Sein Vater seufzte ungeduldig. „Verdammt. Hör endlich auf, den Märtyrer zu spielen. Du bist nicht schuld am Tod deines Bruders.“
„Du weißt nicht,
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