Von Liebe stand nichts im Vertrag
essen gehen. Dabei können wir alles genau besprechen, einen Terminplan aufstellen und die nächsten Schritte überlegen.“
Das hörte sich ganz nach einem Geschäftsvertrag an. Aber wenn sie es sich genau überlegte, war es auch nichts anderes. „In Ordnung“, stimmte sie zu. „Wo treffen wir uns?“
„Bei mir zu Hause.“ Er ging zum Schreibtisch und schrieb seine Adresse auf ein Blatt Papier. „Gegen halb sieben?“
Sie nickte. „In Ordnung. Ich glaube, ich … ich sollte jetzt an meine Arbeit gehen.“
„Danke, Noelle“, sagte Dev. „Machen Sie sich nicht so viele Sorgen. Wir schaffen das schon. Alles wird gut.“
Noelle verließ den Raum. Alles wird gut? Sie war schwanger, hatte sich gerade für eine befristete Ehe mit einem Mann entschieden, der ihr völlig fremd war, und musste sich für ihre Familie eine Menge Lügen einfallen lassen, um diese Entscheidung erklären zu können …
2. KAPITEL
Gegen zwölf Uhr mittags verließ Noelle ihren Arbeitsplatz. Sie hatte in letzter Zeit ohnehin schon einige Überstunden gemacht. Heute hatte sie konzentriert gearbeitet, aber nun brauchte sie unbedingt Zeit für sich, denn nur so würde sie die nächsten Stunden überstehen.
Endlich konnte sie zu ihrem Wagen eilen und nach Hause zu ihrer Mutter entfliehen.
Seltsam, dass sie mit neunzehn Jahren noch immer den Trost ihrer Mutter suchte. Dieses Bedürfnis würde wahrscheinlich nie vergehen. Dabei würde sie in acht Monaten selbst Mutter sein.
„Unmöglich“, murmelte Noelle vor sich hin, als sie den Parkplatz verließ. „Die ganze Situation ist unmöglich.“
War sie wirklich schwanger? Ja, auch wenn sie es nicht glauben konnte. Und wieso hatte sie überhaupt in Erwägung gezogen, Dev Hunter zu heiraten? Sie war wohl nicht ganz klar im Kopf gewesen, als sie seinen Antrag angenommen hatte. Es ist nicht immer vernünftig, den einfachsten Weg zu wählen, sagte sie sich. Dev bot ihr Sicherheit, aber wollte sie ihn dafür tatsächlich heiraten? Hatte sie zu vorschnell gehandelt? Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Aus diesem Grund hatte sie es so eilig, nach Hause zu kommen. Ihre Mutter kam mittags immer für ein paar Stunden aus dem Kirchenbüro. Sie würden sich zusammensetzen, und dann konnte sie ihrer Mutter alles beichten. Sie wüsste bestimmt einen Rat.
„Hey, Mom!“, rief sie, als sie ihr Elternhaus durch die Hintertür betrat. Obwohl das Haus alt und etwas heruntergekommen war, war es urgemütlich und bequem. Noelle lief durch die Waschküche in die Küche, wo ihre Mutter am Tisch saß.
„Hallo, meine Liebe!“, rief die ältere Frau. „Ich hatte dich gar nicht zum Mittagessen erwartet.“
„Ich habe heute viel früher als sonst angefangen. Deshalb konnte ich auch eher aufhören.“ Noelle setzte sich und sah ihre Mutter lächelnd an. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Mutter weinte und versuchte, die Tränen fortzuwischen. „Mom? Ist alles in Ordnung?“
Ihre Mutter seufzte. „Es geht mir gut. Ich bin bloß ein bisschen weinerlich. Dein Vater und ich …“ Sie schluckte. „Wir haben uns gestritten. Das passiert nicht oft, deshalb haben wir darin auch wenig Übung.“
Noelle streichelte ihren Arm. „Wir hören dich und Dad nie streiten. Manchmal bist du vielleicht schlecht gelaunt, aber streiten? Nein. Was gibt es denn?“
„Ich sagte deinem Vater, dass ich keine Lust mehr hätte, im Kirchenbüro zu arbeiten. Ich möchte mehr tun und andere Menschen kennenlernen.“
Noelle wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihre Mutter liebte doch ihre Arbeit im Kirchenbüro. Jedenfalls hatte sie das immer behauptet. „Ich dachte immer, diese Arbeit sei genau das, was du wolltest“, versuchte sie zu trösten.
„Das stimmt aber leider nicht.“ Erneut versuchte Noelles Mutter, die Tränen zurückzudrängen. „Oh, wie ich es hasse, mich von meinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Aber ich muss mich um diese Sachen hier kümmern. Es ist wichtig.“
„Warum?“
„Wegen … wegen …“ Noelles Mutter atmete tief durch, dann deutete sie auf einen Stapel Briefe. „Es geht um diese Rechnungen. Dein Vater ist so stur. Er sagt, der liebe Gott wird helfen – so etwas in dieser Art. Aber es gibt auch eine Wirklichkeit und ein ‚Hilf dir selbst‘. Immer muss ich die Vernünftige sein und ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Dieser Träumer … manchmal wird es mir einfach zu viel.“
Noelle biss sich auf die Unterlippe, sagte aber nichts. Nie zuvor hatte ihre Mutter so mit
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