Von Liebe steht nichts im Vertrag
eingewickelt in eine weiche rosa Decke. Von ihrem Bett aus konnte Angie nur den schwarzen Haarschopf und ein winziges Fäustchen sehen. „Ich habe Ihnen auch ein Fläschchen mitgebracht, Mr Pirelli“, sagte die Hebamme. „Falls Sie sie füttern wollen.“ Er hatte den Schwestern noch am Abend zuvor Bescheid gegeben, dass Angie die Kleine nicht stillen würde.
Jetzt kam vom Bett ein leiser Aufschrei. Dominic und die Hebamme drehten sich sofort um.
„Glaubst du …?“ Angie sah ihn fragend an. „Ob ich sie … vielleicht könnte ich sie stillen?“
„Bist du sicher?“, fragte er.
„Ich würde es gerne versuchen.“
Ein paar Minuten später saß Angie gegen die Kissen gelehnt da und schaute auf das kleine Wesen hinunter, dem sie fast neun Monate in ihrem Körper Zuflucht gewährt hatte. Dieses Wunder.
Sofort und unwiderruflich verliebte sie sich in das Kind. „Hallo, Angela Carla Pirelli“, sagte sie, als die winzige Hand sich um ihren Finger schloss. Nein, nicht nur um ihre Finger, sondern um ihr ganzes Herz. „Du hast sehr viel Glück, kleines Mädchen. Du hast zwei Mütter. Die eine, die dir deine Schönheit geschenkt hat, und mich.“
Wundervoll, dachte Dominic, als er Mutter und Kind betrachtete. Welch ein unglaublicher Moment.
„Und das ist die Frau“, flüsterte er voller Ehrfurcht, nachdem die Hebamme gegangen war, „die nie ein Kind wollte. Jetzt sieh dich nur an. Du bist ein Naturtalent. Was ist passiert?“
Lächelnd betrachtete Angie das Baby in ihren Armen. „Ich wollte kein Kind, jedenfalls nicht mit Shayne. Und ich war froh, dass es nicht von ihm war. Dann bekam ich Angst, dass ich Zuneigung zu diesem Kind entwickeln könnte, obwohl ich wusste, dass ich wieder gehen muss. Ich durfte es nicht lieb haben, doch als es in mir heranwuchs, spürte ich die Verbindung zu ihm immer stärker.“ Sie seufzte traurig. „Ich habe versucht, dagegen anzukämpfen, aber es war unmöglich.“
„Heirate mich.“
Sein barscher Ton ließ sie zusammenzucken. „Was hast du gesagt?“
„Heirate mich, Angelina. Werde meine Frau.“
Sie schüttelte den Kopf. Das konnte nur ein Traum sein. Vermutlich setzten die Schmerztabletten ihrem Verstand zu. „Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, mich zu heiraten.“
„Das ist nicht der Grund.“
Ein Anflug von Angst ließ sie erschauern. „Aber du kannst mich nicht heiraten. Denk doch nur daran, woher ich komme. Was würden die Leute sagen?“
„Das ist mir egal. Und das weißt du auch.“
„Aber die Leute werden trotzdem reden.“
„Und sie werden nichts anderes herausfinden, als dass wir drei Blocks voneinander entfernt aufgewachsen sind, mit ein paar Jahren Altersunterschied dazwischen. Ja, Angelina“, fuhr er fort, als sie ihn ungläubig ansah, „ich habe die ersten fünfzehn Jahre meines Lebens in der Stadtrandsiedlung direkt neben deiner verbracht. Zusammen mit nonna , poppa und meiner Mutter. Als sie starben, war ich entschlossen, für sie das Haus am Meer zu finden, das sie sich nie haben leisten können.“
Er lächelte. „Wie du siehst, gibt es jetzt keinen Grund mehr für dich, Nein zu sagen.“
„Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du das tun willst.“
Er nahm eine ihrer Hände in seine und schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. „Warum? Weil ich dich liebe. Ich war zu verbohrt, um es zuzugeben oder es überhaupt zu begreifen. Doch als ich dich fast verloren hätte, ist mir bewusst geworden, wie wichtig du mir bist.“
Und plötzlich spürte sie, wie die Hoffnung in ihr zu etwas Wunderschönem heranwuchs. Etwas Wirklichem.
Dennoch wagte sie es noch nicht, daran zu glauben. „Aber Carla. Ich dachte, du liebst sie immer noch. Hast du dir dieses Kind nicht deshalb so sehr gewünscht, weil es ihres ist?“
Mit traurigem Lächeln strich er dem Baby über die Haare. „Carla wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.“
„Sie war so schön.“
Er nickte. „Und gleichzeitig so zerbrechlich. Sie war nicht so stark und widerstandsfähig wie du, Angelina. Carla wollte immer das, was sie nicht haben konnte, weil sie glaubte, es würde sie glücklich machen. Aber nichts war ihr je genug. Weder Geld noch das Haus. Sie war nie richtig glücklich.“ Er stockte.
„Irgendwann hatte ich die Hoffnung, dass ein Baby sie glücklich machen könnte. Doch damals verlor sie schon immer mehr an Gewicht, weil sie gehungert hat. Sie konnte nicht schwanger werden, dafür war sie schon viel zu dünn. Die Ärzte haben sie davor
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