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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Ich weiß.«
    Vor fast zehn Jahren waren wir beide zusammen als verlorene Seelen auf eine Insel geflohen. Danach hatte ich gedacht, wir würden uns nie wiedersehen, was aber nicht stimmte. Gut zwei Jahre später hatte sie mir geholfen, das Leben meines Sohnes zu retten. Und dann, puff, war sie wieder spurlos verschwunden– bis heute.
    » Denk nochmal drüber nach«, fuhr sie fort. » Die Stadt des Lichts. Wir könnten uns die ganze Nacht lang lieben.«
    Trotz meiner schlagartig trockenen Kehle gelang es mir zu schlucken. » Klar, das sowieso, aber was machen wir dann tagsüber?«
    » Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, bräuchtest du dann doch wohl viel Ruhe.«
    » Und Vitamin E«, sagte ich und musste unwillkürlich lächeln. » Ich kann nicht, Terese. Ich bin liiert.«
    » Die 9/11-Witwe?«
    Ich fragte mich, woher sie das wusste. » Ja.«
    » Das hat absolut nichts mit ihr zu tun.«
    » Entschuldige, aber das sehe ich anders.«
    » Liebst du sie?«, fragte Terese.
    » Ändert es irgendwas, wenn ich jetzt ja sage?«
    » Eigentlich nicht.«
    Ich nahm das Telefon in die andere Hand. » Was ist mit dir los, Terese?«
    » Nichts ist los. Alles okay. Ich will bloß ein fantasievolles, romantisches Wochenende voller Sinnlichkeit mit dir zusammen in Paris verbringen.«
    Wieder musste ich schlucken. » Ich hab sieben Jahre lang nichts von dir gehört.«
    » Fast acht.«
    » Ich hab bei dir angerufen«, sagte ich. » Mehr als ein Mal.«
    » Ich weiß.«
    » Ich habe Nachrichten für dich hinterlassen und Briefe geschrieben. Ich habe dich gesucht.«
    » Ich weiß«, sagte sie noch einmal.
    Schweigen. Ich mag Schweigen nicht.
    » Terese?«
    » Als du mich gebraucht hast«, sagte sie, » als du mich wirklich gebraucht hast, da bin ich zur Stelle gewesen, oder?«
    » Das stimmt.«
    » Komm nach Paris, Myron.«
    » Einfach so?«
    » Ja.«
    » Wo warst du die ganze Zeit?«
    » Das erzähl ich dir alles, wenn du hier bist.«
    » Ich kann nicht. Ich bin mit jemandem zusammen.«
    Wieder dieses verdammte Schweigen.
    » Terese?«
    » Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns kennengelernt haben?«
    Es war unmittelbar nach der schlimmsten Katastrophe meines Lebens gewesen. Bei ihr musste es ähnlich gewesen sein. Wir beide waren damals von wohlmeinenden Freunden gedrängt worden, eine Benefizveranstaltung zu besuchen, und in dem Moment, als wir uns sahen, war es, als würde die wechselseitige Trübsal eine ungeheure Anziehungskraft ausüben. Ich glaube zwar nicht, dass die Augen der Spiegel der Seele sind, denn ich bin zu vielen Verrückten begegnet, die einen dazu verleiten konnten, diesen pseudowissenschaftlichen Tinnef zu glauben. Aber die Trauer, die in Tereses Augen lag, war unübersehbar. Genaugenommen strahlte sie jedoch diese Trauer mit ihrem ganzen Wesen aus– und an jenem Abend, als mein eigenes Leben in Trümmern lag, sehnte ich mich danach.
    Ein Freund von Terese besaß eine kleine Karibikinsel in der Nähe von Aruba. Wir machten uns noch in jener Nacht auf den Weg und erzählten niemandem, wohin wir fuhren. Drei Wochen lang blieben wir auf der Insel, liebten uns, redeten kaum miteinander, verloren uns ineinander und fielen übereinander her, weil es für uns nichts anderes auf der Welt gab.
    » Natürlich erinnere ich mich daran«, sagte ich.
    » Wir waren beide am Boden zerstört. Wir haben nie darüber gesprochen, aber wir wussten es beide.«
    » Stimmt.«
    » Ganz egal, was dir damals so zu schaffen gemacht hat«, sagte Terese, » du bist darüber hinweggekommen. Das ist ganz natürlich. Menschen erholen sich. Wir bekommen ein paar Schrammen ab oder erleiden schwere Wunden, aber mit der Zeit verheilt das alles wieder.«
    » Und du?«
    » Meine Wunden sind nicht verheilt. Ich weiß nicht einmal genau, ob ich das gewollt hätte. Meine Welt war ein Scherbenhaufen, und ich hielt es wohl für das Beste, es dabei zu belassen.«
    » Jetzt kann ich dir nicht mehr ganz folgen.«
    Sie sprach jetzt sehr leise. » Ich habe nicht geglaubt– ich korrigiere, ich glaube noch immer nicht, dass ich sehen möchte, wie die aus den Scherben von damals rekonstruierte Welt aussieht. Ich glaube nicht, dass sie mir gefallen würde.«
    » Terese?«
    Sie antwortete nicht.
    » Ich möchte dir helfen«, sagte ich.
    » Vielleicht kannst du das gar nicht«, sagte sie. » Vielleicht hat es überhaupt keinen Sinn.«
    Mehr Schweigen.
    » Vergiss, dass ich angerufen habe, Myron. Pass auf dich auf.«
    Und dann war sie weg.

2
    » Ah«, sagte Win,

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