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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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nachher so nett sein wollen – oder soll ich vielleicht…?»
    «Nein, nein, ich komme schon», sagte sie.
    Furmaniak machte unwillkürlich, als ob sie ihn sehen könnte, eine leichte Verbeugung und lächelte bürgernah. «Bis dann, auf Wiedersehen…» Er legte auf und wandte sich seinem Besucher zu, der inzwischen ihm gegenüber Platz genommen hatte. «So, Herr Machnik; ich hatte gerade Ihre Frau am Apparat…» Wieder schrillte das Telefon. «Mamma mia!»
    «Ist ‘n gutgehendes Geschäft hier», lachte Haiduck, «ich werd mich mal opfern. Haiduck – ja bitte?»
    «Wer bitte?» kam es zurück.
    «Haiduck, der Neue.»
    «Ach so, ja – pardon! Splettstößer hier. Herr Furmaniak bitte – oder ist er nicht da?»
    Haiduck schwitzte leicht. «Ja, natürlich, Herr Doktor… sofort.» Er reichte Furmaniak den Hörer rüber. «Der Chef – für Sie.»
    «Ja, Furmaniak…?»
    Die sonore Stimme vom Feldherrnhügel. «Schön, daß Sie… Ich hab zwei Neuigkeiten für Sie, passen Sie auf. Ad eins: Der Wagen ist soeben gefunden worden. Leer.»
    «Immerhin. Und wo?»
    «In der Theodor-Fontane-Straße. Wenn er in den Stadtwald wollte, sind’s von da keine hundert Meter mehr.»
    Furmaniak nickte. «Ah, ich verstehe; also doch!»
    «Nicht so voreilig», warnte Dr. Splettstößer, «denn ad zwei: Wir haben uns mal in seinem Zimmer umgesehen – mit Erlaubnis der Mutter natürlich. Und was haben wir gefunden? Eine Art geheimes Tagebuch, im ausgehöhlten Stuhlbein versteckt. Das meiste konnten wir noch nicht entziffern, aber gleichviel: Interessant ist jedenfalls eine Art Kurzgeschichte, die er in der Ich-Form geschrieben hat. Da malt er sich genüßlich aus, wie er einen Mann namens… warten Sie… namens Kujawa… äh… abschlachtet – ja, anders kann man’s nicht mehr nennen. Die Polizei ist dann hinter ihm her, Feuergefecht, mehrere Tote, und er entzieht sich seiner gerechten Bestrafung, indem er vom Aussichtsturm hier in den Tod springt. Na…?»
    «Und wie ernst sollten wir das nehmen?»
    «Sehr ernst natürlich – ich bitte Sie! Denn zufällig hat er mit einem gewissen Hans-Joachim Kujawa in der letzten Woche eine handfeste Auseinandersetzung gehabt, in der Gaststätte seiner Eltern. Sein Vater war eben bei mir, der hat’s mir gerade bestätigt.»
    «Dann allerdings!» mußte Furmaniak ihm zugestehen. «Was sagt denn Kujawa dazu?»
    «Den haben wir ja auch noch nicht gefunden; das ist es ja eben! Aber konzentrieren Sie sich mal weiterhin ganz auf Christian… Also dann – bis später!» Aus den Höhen des Höheren Dienstes drang nichts mehr zu ihm hinunter. Ende der Durchsage.
     
     
    Währenddessen fuhr der Lautsprecherwagen der Dornrather Polizei durch die Straßen, und die markig-voluminöse Stimme des Beamten am Mikrofon, vom Polizeipräsidenten beim Zerstreuen von Demonstranten gelegentlich als Waffe benutzt, ließ viele Leute mitten in der Bewegung innehalten. Obrigkeit so direkt, lähmte noch immer. Marktplatz, nächste Durchsage:
     
    Achtung! Achtung! Hier spricht die Polizei. Gesucht wird seit Sonntag der 17jährige Christian Machnik aus Dornrath. Christian Machnik ist einszweiundsiebzig groß, schlank, und trägt langes, dunkles Haar. Er war zuletzt bekleidet mit einem weißen Hemd, blauen Jeans und auffälligen Holzschuhen. Der Gesuchte ist in den letzten Tagen möglicherweise mit einem marinogelben Passat – amtliches Kennzeichen DOT-M 412; ich wiederhole: DOT-M 412 – unterwegs gewesen. Zweckdienliche Hinweise nimmt dieser Lautsprecherwagen sowie jede Polizeidienststelle entgegen. Achtung! Achtung! Hier spricht die Polizei. Gesucht wird seit Sonntag der 17jährige Christian Machnik aus…
     
    Auch am Markt fand sich niemand, der den Beamten weiterhelfen konnte.
    Furmaniak schluckte einen Tranquilizer. Ein schneller Blick auf die Uhr, dann wandte er sich wieder Eckhard Machnik zu, der inzwischen in Haiducks neuester Motorzeitschrift geblättert hatte.
    Furmaniak sah seine Notizen durch. «Was mir immer noch nicht klar ist, Herr Machnik – warum haben Sie sich erst so spät bei der Polizei gemeldet?»
    Machnik drückte seine Zigarette aus. «Warum wir uns erst so spät…? Ja, wir haben erst mal selber gesucht. Meine Frau und ich und die Ines noch. Wer denkt denn gleich, daß…»
    «Und der Brief, der Abschiedsbrief?» fragte Furmaniak.
    «Nun ja, der Brief… Schon, aber meine Frau wollte nicht, daß das publik wird. Das Gerede, verstehen Sie: die Gäste, die Familie… Was soll’n die denn von

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