Von Moerdern und anderen Menschen
die bereits zusammengetragenen Teller. «Na schön! Dann kümmerst du dich aber gefälligst um Christian!»
«Mach ich – mit ‘nem Eimer kaltes Wasser.»
Sie lief ins Innere des Hauses und riß den Hörer hoch. «Gasthaus am Bahndamm, Machnik…»
Eine Stimme, die sie kannte. «Guten Tag, Frau Machnik, ich bin’s –Ines.»
«Morgen, Ines. Na, wie geht’s?»
«Danke… Und Ihnen?»
«Jetzt, wo mein Mann wieder da ist, da…»
«Ist Christian schon aufm Sportplatz?» fragte Ines dazwischen.
«Der ist noch gar nicht aufgestanden.»
Machnik kam die Treppe herunter. «Du, sein Zimmer ist leer. Und im Bad ist er auch nicht.»
«Mein Mann sagt, daß er schon weg ist.»
Ines bedankte sich für die Information. «Dann geh ich mal in ‘n Stadtwald rüber, da läuft er sich immer vorher warm.»
«Ohne Frühstück?» Jutta drehte sich zu ihrem Mann hin. «Ines sagt, daß er sich vielleicht im Stadtwald warmläuft.»
«Quatsch, seine Sportsachen stehn doch noch hier.» Machnik riß einige Türen auf. «Christian…!?»
«Ich ruf dann später noch mal an», sagte Ines.
«Ja. Tschüß dann», sagte Jutta Machnik und legte ebenfalls auf.
«Im Keller ist er auch nich.»
Sie überlegte. «Mir war auch so, als hätt heute früh einer an der Haustür geschlossen. Da dacht ich noch, er geht jetzt Zeitung holen.»
«‘ne Zeitung ist gar keine da», sagte Machnik.
«Komisch… Und bei Ines steckt er auch nicht.»
«Vielleicht ist er mal mit Arco draußen?»
Sie sah nach. «Nein, Arco pennt unterm Tresen…»
Machnik öffnete das Küchenfenster. «Du, die Garage steht offen! Dein Wagen ist weg.»
Ihr Blick fiel auf das Gesicht ihres Mannes. Sie erschrak. «Du siehst so… Ist dir schwindlig?»
«‘n bißchen, ja… Der Klimawechsel.» Er hielt sich an der Wand fest.
Sie wollte ihn stützen. «Komm, setz dich mal.»
Er wehrte ab. «Danke, ‘s geht schon wieder.»
«Da fällt mir ein: Er wollte ja noch zu Kujawa fahren.»
«Zu Kujawa? Was wollte er ‘n da?»
«Hat er dir noch nich erzählt von?»
«Nein, hat er nich. Was denn?» Machnik setzte sich nun doch.
Jutta goß sich einen doppelten Magenbitter ein. «Die hatten Mittwoch Streit miteinander. Kujawa hat ihn verspottet, daß er noch kein richtiger Mann wär und so – und da hat Christian ihm ‘n Klaren ins Gesicht gekippt.»
Er grinste. «Hätt ich auch gemacht.»
«Kann ich mir vorstellen. Und dann, als Kujawa auf ihn losgehen wollte, hat er ihm ‘n Zahn ausgeschlagen. Vorne.»
Machnik lachte. «Na prima, kann Kujawa sich ja gleich ‘n neues Gebiß basteln. Verdient er noch an sich selber.»
«Das red’st du so hin – Kujawa will Anzeige erstatten: Körperverletzung. Vielleicht hat er auch schon. Christian muß sehen, daß er die Sache wieder geradebiegen kann. Mit’em Messer wollte er auch auf ihn los – das hab ich dann in den Arm bekommen.»
«Ich versteh das nicht…» Machnik schüttelte den Kopf. «So was Idiotisches», sagte er wie zu sich selber.
«Bitte?»
«Ach, nichts weiter… Daher dein Verband!»
«Ich hab schon ‘n paarmal mit Kujawa telefoniert; ich glaub schon, daß er noch nachgeben wird.»
Vorn in der Gaststube knallte ein Fenster zu. Der Wind. Machnik sah unwillkürlich hinüber – und stutzte. «Was liegt ‘n da für ‘n Brief auf ‘m Tresen?»
«‘n Brief – wo?» Jutta sah ihn verständnislos an.
«Da, unter der Speisekarte.»
«Ich hab da keinen hingelegt», sagte sie.
«Meinste ich?»
Sie stieg über seine Beine hinweg, lief zum Tresen und holte den Bogen unter der Speisekarte hervor. «Du – Christian!»
Jetzt sprang auch Machnik auf. «Von Christian – ‘n Brief…?» Schon war er bei ihr. «Zeig mal!»
Sie hatte den Bogen bereits auseinandergefaltet. An alle, die es angeht! stand oben drüber.
Ich kann nicht mehr, ich bin total am Ende, ich steige aus. Ihr habt mich auf dem Gewissen, ein jeder von Euch. Und Ihr wißt auch genau, warum. Mit Euch kann ich nicht mehr leben und ohne Euch auch nicht. Also! Alles macht mich kaputt, und ich sehe keine Chance, es zu ändern. Bleibt mir nur noch ein Weg, der letzte, und den werde ich gehen. Die Last, die Ihr mir aufgebürdet habt, ist doch zu schwer, ich kann sie nicht länger tragen, ich will sie nicht länger tragen. Christian
Erst zwei Tage später bekam Kriminaloberkommissar Furmaniak diesen Brief auf den Schreibtisch. Er las ihn, während er seinen Himbeerjoghurt löffelte.
«Was halten Sie davon?» Er sah Haiduck an.
Haiduck
Weitere Kostenlose Bücher