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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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er nie und nimmer… Und warum nicht? Weil er jeden Nachmittag zum Sport ist.»
    «Und wie sieht’s da aus?» fragte Furmaniak.
    «Da sieht’s auch nicht besser aus.»
    «Wieso ‘n das?»
    «Dann sehn Sie sich mal diese Ines an, dann wissen Sie, warum. Die läßt ihn doch keinen Abend in Ruhe. Er ist siebzehn, sie achtzehn. Als wenn sie nicht noch Zeit genug hätten. Bei mir im Haus, da hab ich’s ihnen ja verboten, aber was soll ich Ihnen sagen – nimmt sie sich doch ‘ne eigene Wohnung!»
    «Nun ja…» Weiter im Text: «Hat er denn sonst so Ärger gehabt, mal irgendwann was mit anderen Jugendlichen zusammen…?»
    «Sie meinen, krumme Sachen?»
    «Nichts Großes – Automaten, Autos, Handtaschen?»
    «Ich bitte Sie! Nun wird’s aber…!» Sie tat so, als wollte sie aufstehen.
    «Und die Schlägerei mit Kujawa, in die er letzte Woche verwickelt war?» fragte Furmaniak schnell.
    «Schlägerei? ‘ne Schlägerei ist doch ganz was anderes, ‘n bißchen angefaucht haben sie sich, das war alles.»
    Er ließ nicht locker. «Und warum haben sie sich ‘n bißchen angefaucht?»
    «Kujawa hat ihn ‘n bißchen gehänselt, daß er noch keinen richtigen Beruf hat, kein Geld, um ‘ne Familie zu gründen – und so weiter, Sie wissen schon.»
    «Keine große Sache also?»
    «Keine große Sache, nein.» Plötzlich erregte sie sich. «Aber ich hör doch, was die Leute hier reden: Christian verschwunden, Kujawa verschwunden – da gibt’s doch nur eins: Mord! Die einen sagen, Christian hat Kujawa umgebracht und ist dann geflohen – und die anderen sagen genau das Gegenteil… Aber Christian bringt doch wegen einer Ohrfeige keinen Menschen um, und Kujawa nicht wegen einem ausgeschlagenen Zahn.»
    Furmaniak reagierte sofort. «Dann hat Christian Kujawa also einen Zahn ausgeschlagen?»
    Sie knallte ihre Hacken auf den Boden. «Ja, hat er – aber Kujawa hat damit angefangen. Und dann wollte er Anzeige erstatten wegen Körperverletzung.»
    «So, wollte Kujawa das?» Furmaniak machte sich Notizen.
    «Hat er mir selber gesagt – am Telefon. Das wär doch für Christian… Denken Sie doch mal an die Schule, den Direktor da! Das war der K. o. für Chris gewesen – Abpfiff, aus!»
    «Und Kujawa hat sich nicht von abbringen lassen?»
    «Christian war ja ‘n paarmal da, sich entschuldigen. Aber jedesmal Fehlanzeige. Vielleicht war Kujawa nur darauf aus, daß ich…» Sie stockte.
    «Worauf war er aus?» fragte Furmaniak, den Blick gesenkt.
    «Daß ich ihm Geld anbiete, damit er nicht Anzeige erstattet.»
    Furmaniak kam wieder an die Rolle. «Was ist der denn von Beruf?»
    «Zahntechniker ist er.»
    «Dann hat er wohl selber genug Geld, sollte man denken.»
    Sie hob die Schultern. «Ich weiß auch nicht…»
    «Ja, Frau Machnik, mein Kollege ist ja noch mal mit Ihrem Mann nach Dornrath rausgefahren; vielleicht finden wir in Christians Zimmer doch noch einen Hinweis.»
    «Da finden Sie sicher nichts mehr.» Sie stand auf.
    Furmaniak erhob sich ebenfalls. «Ja… Darf ich Sie dann noch zur Tür…»
    «Sie halten mich auf dem laufenden, ja?»
    «Aber selbstverständlich! Warten wir ab… Nur keinen Moment die Hoffnung aufgeben.» Er klinkte die Tür auf. «So, da drüben haben wir den Ausgang. Ach, ich kann ja auch mitkommen, ich geh dann gleich zum Essen.»
    Furmaniak suchte sich einen freien Tisch am Ende des kahlen Kantinenraumes und hielt während der gesamten Mahlzeit seinen Blick starr auf den mehrfach unterteilten Teller gerichtet. Ein Signal, so deutlich, daß sich keiner der Kollegen in seine Nähe wagte: Ich will wenigstens hier meine Ruhe haben, mal kein Getratsche, mal keine Gerüchte, nichts Dienstliches, nichts Privates.
    Da stand Dr. Splettstößer vor ihm. «Guten Appetit, und lassen Sie sich nicht weiter stören…»
    Furmaniak sah auf und lächelte. «Ich bin schon so gut wie fertig. Wollen Sie sich nicht setzen, Herr Doktor?»
    «Höchstens für ‘ne halbe Zigarette – und auch nur, weil Sie’s sind.» Dr. Splettstößer setzte sich.
    «War’s denn nun Christians Blut?» fragte Furmaniak, während er sein Besteck auf den Teller legte.
    «Ja, ganz eindeutig. Und allem Anschein nach erst ein paar Tage alt.»
    Furmaniak tat was zur Erhaltung seiner Beförderungschancen. «Wenn er sich wirklich im Stadtwald erhängt haben sollte – wofür ja das fehlende Abschleppseil spricht –, warum dann die Blutspuren? Kein Mensch schneidet sich doch vorher die Pulsadern auf, wenn er sich…»
    Dr. Splettstößer strich

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